Mit großer Sorge blickt die Branche auf die Entwicklung im Wohnungsbau. Denn mit ihren Sortimenten von Baustoffen bis zur Farbe und allem, was für den Innenausbau benötigt wird, hängt auch das Geschäft der Baumärkte unmittelbar von der Konjunktur des Wohnbaus ab.
Auf den Info-Gesprächen Anfang November im Vorfeld der Messe Bau in München gab es da kurzfristig wenig Zuversichtliches zu berichten. Das Ifo-Institut schätzt die Aussicht auf eine deutliche Erholung des Wohnungsneubaus in den kommenden Jahren jedenfalls als gering ein, machte Ludwig Dorffmeister, Ifo-Branchenexperte für Bau und Immobilien, klar. Der Wohnungsbau, auf den fast die Hälfte aller Baumaßnahmen in Europa entfällt, ist demnach 2023 und 2024 um ein Zehntel geschrumpft (Neubau: -18 Prozent).
Obwohl sich der Bestandssektor recht robust entwickele und mittelfristig wieder zulegen werde, so der Wirtschaftsforscher, bleibe der Wohnungsbau in Deutschland das große Sorgenkind. Der Grund dafür liege in der eingebrochenen Nachfrage infolge der abrupten Zinswende, der Baupreisexplosion und der stark zurückgefahrenen Neubauförderung. Der durch den Ukrainekrieg ausgelöste Inflationsschock habe ferner in erheblichem Maße die finanziellen Spielräume der deutschen Privathaushalte verringert.
Die Zahl genehmigter Wohneinheiten in Ein- und Zweifamilienhäusern wird sich laut Aussage des Ifo-Institutes zwischen den Jahren 2022 und 2024 mehr als halbiert haben. Im Mehrfamilienhausbau stellt sich die Situation nur etwas besser dar. Kaufkraftgewinne, wieder nachgebende Zinsen, eine Entspannung auf dem Grundstücksmarkt und kontinuierlich steigende Mieten würden Wohnungsbauvorhaben mittelfristig zwar wieder attraktiver machen. Die durch eine Vielzahl an (staatlichen) Vorgaben bedingte Kostenbelastung spreche allerdings gegen eine kurzfristige Trendumkehr. Die Marktbeobachter gehen davon aus, dass das Wohnungsbauvolumen 2026 um 14 Prozent niedriger ausfallen wird als 2021 (Neubau: -41 Prozent).
Es habe moderate Rückgänge auf dem Sanierungsmarkt gegeben, so Dorffmeister. Auf dem Heizungsmarkt war es im vergangenen Jahr zu einer Rekordproduktion gekommen, in diesem Jahr wiederum seien die Zahlen dann abgesackt.