Theseus folgte einst einem roten Faden, um sicher aus dem Labyrinth von Minos herauszufinden, so erzählt es eine Sage der griechischen Mythologie. Der wortwörtliche grüne Faden, den Martina Mensing-Meckelburg den Anwesenden zu Beginn der VDG-Wintertagung überreichte, hatte zwar nichts mit einem Irrgarten zu tun, den Weg sollte er aber trotzdem weisen. Denn so wie sich der rote Faden durch das Labyrinth zog, ziehe sich der grüne Faden als Leitfaden durch die grüne Branche. Gerade in den aktuell wirtschaftlich schwierigen Zeiten sei es umso wichtiger, sich auf diesen grünen Faden, auf das, was die Branche ausmacht, auf die grüne DNA, zu besinnen, um sich in einer wandelnden Welt immer wiederzufinden, betonte die VDG-Präsidentin. Diese sich wandelnde Welt schlug sich auch in den gehörten Vorträgen wieder, die Zukunft – und wie diese aussehen kann – stand im Fokus der Referenten.

Den Anfang machte dabei Jens Wollmann, Head of Corporate Solutions beim Logistikdienstleister Dachser, und stellte erstmal klar: Die Welt, in der wir leben, ist das Gegenteil von einer guten Lieferkette. Während die Logistik als getaktet, planbar und zuverlässig gilt, ist es die Realität eben nicht. Stattdessen leben wir in einer „VUCA-Welt“, wie es der Logistiker ausdrückte. VUCA steht dabei für Volatilität (Volatility), Unsicherheit (Uncertainty), Komplexität (Complexity) und Ambiguität (Ambiguity). Größere Probleme in den Lieferketten – man denke an die Havarie der Evergiven im Suez-Kanal oder die Angriffe der Huthi-Milizen auf Handelsschiffe im Roten Meer – zögen auch immer einen Rattenschwanz nach sich. Bis ein solches logistisches System sich wieder eingependelt habe, vergingen Wochen und Monate, betonte Wollmann. Als Gegenmaßnahmen hob er gebündelte Einkäufe und Zusammenschlüsse zu Interessens- und Einkaufsgemeinschaften hervor. Auch gebe es noch die Alternative mit dem Zug über die Seidenstraße – während Seefracht zwar günstig, aber langsam, und Luftfracht schnell, aber teuer sei, läge die Variante mit der Bahn ungefähr in der Mitte.
Auch für den Transport auf der Straße hatte der Logistikexperte schlechte Nachrichten: Autonomes Fahren für Lkws werde es so schnell nicht geben. Daher sei es um so wichtiger, dass die Logistikbranche sich bemühe, den Beruf des Fernfahrers wieder attraktiver zu machen – gerade in Europa sind laut Wollmann…