Als Familienunternehmen mit Sitz in Wuppertal vertreibt die Storch-Ciret Group ihre Produkte vorwiegend in europäischen Ländern. Die Nummer eins für Malerwerkzeug in Europa, mit mehr als 30 Vertriebs-, Verwaltungs- und Produktionsfirmen in Europa und China, konzentriert sich auf die Herstellung und Vermarktung der entsprechenden Produkte. Osteuropa gehört als wichtiges Vertriebsgebiet dazu. Auch weil das Heimwerken und Selbermachen hier eine lange Tradition hat und besonders verbreitet ist.
Mit dem Zerfall des Ostblocks öffneten sich zu Beginn der 1990er Jahre neue Märkte, auch für die Storch-Ciret Group. Das Unternehmen ist bereits seit 1993 mit seiner ersten ausländischen Vertriebstochter in Tschechien aktiv. Unter der Leitung von Čeněk Gintar – heute Geschäftsführer für die Länder Tschechien, Slowakei, Bulgarien, Rumänien und Ex-Jugoslawien – hat der Malerwerkzeug-Spezialist seither den osteuropäischen Markt erschlossen.
In den osteuropäischen Ländern ist die Welt des Handwerkens durch eine ausgeprägte Selbermachen-Mentalität geprägt: Über 60 Prozent der Verbraucher führen Sanierungs- und Renovierungsarbeiten selbst durch, häufig unterstützt durch Bekannte und Verwandte, die nach Feierabend oder am Wochenende helfen.
Entsprechend groß ist die Zahl derjenigen, die semi-professionelle Do-it-yourself-Erfahrungen besitzen. Während sich in Deutschland nur rund 20 Prozent der Verbraucher an anspruchsvolle Renovierungsarbeiten herantrauen – etwa Schreinerarbeiten, Elektroinstallation, Innenausbau, Fliesenverlegung oder eine glatte Wand –, sind es nach eigenen Studien in Tschechien rund 70 Prozent.
Ein weiterer Unterschied: der Anteil an Wohneigentum. Er liegt in Tschechien bei 80 und in der Slowakei sogar bei über 90 Prozent. Und noch etwas kennzeichnet den osteuropäischen Malerwerkzeug-Markt: In Tschechien und der Slowakei wird historisch bedingt kaum tapeziert. Denn zur Zeit des Sozialismus wurden Tapeten auf unverputzten Untergrund aufgezogen. Tapezierte Wände besitzen deshalb kein gutes Image. Stattdessen werden verputzte glatte Wände gestrichen. All das führt dazu, dass Profi-Betriebe, die ausschließlich Malerarbeiten anbieten, in Osteuropa eher selten sind.
Andere Marktstrukturen, andere Anforderungen
Mit dem Einstieg deutscher Baumarktgruppen in den tschechischen und slowakischen Markt hat sich die Handelslandschaft in den Ländern verändert. Die Sortimente – zuvor vergleichsweise schmal – sind nun zu 80 Prozent identisch mit jenen auf dem deutschen Markt. Produkte und Lieferanten werden über Konzernverträge festgelegt.
Der Anteil der Heimwerker und semiprofessionellen Handwerker unter den Malerwerkzeug-Kunden ist enorm hoch. Und bei ihrer Kaufentscheidung orientieren sich die Verbraucher vorwiegend am Preis. Bei der Definition des Sortiments spielt außerdem die regionale Farbenindustrie eine Rolle: Oft kommen die Farben von regionalen Herstellern und die Qualität des Werkzeugs muss auf die jeweiligen Anstrichmittel abgestimmt sein.
Mit dem Sortiment und POS-Konzept von Color Expert wird die Storch-Ciret Group den Marktgegebenheiten und Kundenanforderungen in Osteuropa gerecht. Das Farbleitsystem ordnet die Produkte den Arbeitsbereichen in definierten Farben zu. So werden die Baumarktkunden bei ihrer Kaufentscheidung schnell und sicher zum richtigen Malerwerkzeug geführt.
Das kommt sehr gut an. Insbesondere bei den Semi-Profis fand das Konzept, mit dem sie schnell das richtige Produkt finden, von Beginn an viel Zuspruch. Und auf neue, innovative Produkte reagieren die Verbraucher in Osteuropa mit Neugier. Selbermacher wie Semi-Profis testen neue Produkte und Anwendungen stets mit großem Interesse.
Umgekehrt fließen Erfahrungen und Verbrauchergewohnheiten aus Osteuropa in die Weiterentwicklung der gesamten Storch-Ciret Group ein. In regelmäßigen internationalen Meetings tauschen sich die Experten zu Sortiments- und Umsatzentwicklungen, Erfahrungen mit Kundenpräsentationen und regionalen Kundenforderungen aus. So werden etwa Lösungen für die regionalen Märkte oder zur Bewältigung kritischer Rohstoff- oder Seefrachtsituationen entwickelt.
Der länderübergreifende Austausch wirkt inspirierend und befruchtend. In die Entwicklung des Profi-Sortiments von Color Expert sind viele Anregungen aus dem tschechischen Markt eingeflossen. Und diese Erfahrung lässt sich wiederum für die zukünftige Unternehmensentwicklung der Storch-Ciret Group in Osteuropa nutzen.
Čeněk Gintar
Geschäftsführer bei der Ciret s.r.o., seit 32 Jahren im Unternehmen.
Auch im Markt sind die Einflüsse aus Osteuropa spür- und sichtbar: Da ist der Trend zu verputzten und gestrichenen Wänden. Da sind immer mehr Menschen, die nicht Malerbetriebe, sondern mobile Generalisten beauftragen. Da sind zunehmend gewerbliche Maler und Semi-Profis, die sich im Baumarkt versorgen. Da ist ein Kaufverhalten, das Farbe und Malerwerkzeug zusammen denkt und beides zusammen kauft. Und spätestens seit Corona sind da immer mehr Menschen, die sich an anspruchsvollere Handwerksarbeiten wagen, die sich im Netz oder anderweitig kundig machen und komplexe Projekte selbst realisieren.
Es sind europa- und weltweite Bedingungen, die unsere Wirtschaft beeinflussen: EU-Osterweiterung, Corona-Pandemie, Klima-Krise und verstärktes gesellschaftliches Bewusstsein für Upcycling, Wiederverwendung und Langlebigkeit zum Beispiel. Diese politischen und gesellschaftlichen Veränderungen tragen dazu bei, dass auch in Deutschland immer mehr Menschen selbst hand- und heimwerken. Und sie öffnen Marktchancen in neuen Ländern.
Die Bedingungen wandeln sich, stellen neue Aufgaben und bieten neue Chancen. Konstant bleibt nur die Aufgabe, als Unternehmen flexibel und anpassungsfähig zu reagieren. So gelingt es auch bei Color Expert immer wieder, moderne und attraktive Malerwerkzeug-Sortimente zu konzipieren und zu gestalten – Sortimente, die europaweit erfolgreich sind.