Das richtige Produkt, zur gewünschten Zeit, in der bestellten Menge, am vereinbarten Ort zu haben –das gewährleistet die Storch-Ciret Group mit ihren zehn Logistikstandorten. Die wichtigsten Drehpunkte hierbei sind die Läger in Jinhua (China) mit 38.000 m², Berka und Vacha in Deutschland mit 27.000 m² und Pelhrimov (Tschechien) mit 6.000 m².
Verlagerung der Wareneingangskontrolle
Um den Wareneingangprozess möglichst effizient zu gestalten, wird die Prüfung der Produktqualität zu großen Teilen direkt in der Produktion vorgenommen. Die Produktqualität wird schrittweise getestet und dokumentiert, sodass die Produktionswarenausgangskontrolle gleichzeitig die detaillierte Wareneingangskontrolle für die Läger übernehmen kann. Dafür greift die Produktion auf die zentralen, firmeninternen PIM- und ERP-Systeme zu, in denen alle Vorgaben und Anforderungen für das jeweilige Produkt und den Kunden definiert sind. So soll sichergestellt werden, dass die Ausführung der Ware der definierten Optik und Qualität entspricht. Dabei ersetzen digital hinterlegte Produktmuster in Form von Fotos in 3D-Optik den rein optischen Abgleich mit Echtprodukten.
Im Produktionsprozess werden nicht nur die Rohstoffprüfungen durchgeführt, sondern auch spezifische Anwendungstests mit dem fertigen Produkt vollzogen. Dadurch soll verhindert werden, dass Ware Tausende von Kilometern transportiert wird, um am Ende zum Beispiel festzustellen, dass die Farbe der Endkappe oder die Version des Etikettes falsch ist. Das bietet Liefersicherheit – Ware aus China benötigt einen Vorlauf von vier Monaten –, beschleunigt den Warenfluss und trägt zu einer Verringerung des CO2-Ausstoßes bei, da zusätzliche Transportwege wegfallen.
Konzernübergreifende Mengenplanung
Die Mengenplanung für die Produktion startet mit der Absatzplanung in den Vertriebsgesellschaften. In den Procurement-Teams in Wuppertal und Pelhrimov werden die Daten zusammengeführt. Ein KI-unterstütztes System plant den Bedarf von zwölf Monaten, steuert die Rohmaterialien und errechnet die Kapazitäten der benötigten Produktionsmaschinen. Schwankungen in der Nachfrage durch den Handel werden manuell ausgesteuert und angepasst. „Der Handel reagiert heute viel schneller auf Nachfrageschwankungen und passt seinerseits seinen Lagerbestand an“, weiß Michael Oppermann, Geschäftsführer von Ciret.
Die Mengenplanung ist KI-unterstützt gesteuert. Der Disponent greift nur in das System ein, wenn die Supply Chain unterbrochen wird oder ungewöhnliche Ereignisse es notwendig machen. Die Befüllung von Containern erfolgt auch über das System. Liefermengen werden optimiert und wenn notwendig logistisch umverteilt. So können zum Beispiel Bestellmengen von Produkten für kleine Märkte wie Lettland oder Spanien in Deutschland zwischengelagert und umverteilt werden.
Der Kunde entscheidet, ob eine Lieferung ex Produktion, ex Lager, auf Docking Stationen verteilt oder als Selbstabholer für ihn die effizienteste Lösung ist.
Konjunkturelle Anpassung
„Seit der Covid 19-Pandemie haben die Herausforderungen in der logistischen Anpassung an die jeweilige Marktsituation extrem zugenommen“, berichtet Oppermann. Während der Pandemie haben sich die Auftragszahlen verdoppelt und die Produktion von Malerwerkzeug mit Drei-Schicht-Betrieb für 15 Monate ausgelastet. Danach brach die Nachfrage ein, was bei gleichbleibender Planung zu Überbeständen, Beschaffung von zusätzlicher Lagerkapazität und Kurzarbeit in Lager und Produktion führte. „Seitdem ist sehr viel Dynamik in der Nachfrage und den Markteinflüssen“, so der Geschäftsführer weiter. Unerwartete Kriege und Naturkatastrophen beeinflussen die Lieferkette und stellen hohe Anforderungen an die logistischen Abläufe. Durch den Huthi-Konflikt im Jemen wurde die Schifffahrt stark belastet. Container wurden knapp und der Preis dafür stieg enorm an.
Diese Ereignisse wirkten sich von März bis August 2024 deutlich auf die Lieferfähigkeit bei Storch-Ciret aus. Inzwischen ist sie aber wieder stabil und liegt derzeit bei mehr als 97 Prozent. Im Handel ist die Nachfrage nach Malerwerkzeug im DIY-Bereich im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls stabil. Der Profi-Bereich ist auch bedingt durch die konjunkturelle Entwicklung in der Baubranche rückläufig.
Bei Handelskunden mit KI-gestützten Bestellsystemen nähern sich die Warenbestände immer mehr der realistischen Abnahmemenge. Der Handel bestellt zyklischer und passt sich den verkauften Warenmengen an. Die Vertriebsverantwortlichen der Ciret GmbH planen daher zusammen mit den Kunden den Bedarf an Ware. Mit Hilfe von Dispositionstools erkennt das KI-System Muster für die Absatzplanung der nächsten sechs, neun oder zwölf Monate, die im Austausch mit dem Handel ständig aktualisiert wird. Über Puffer-Lagerbestände, bei denen zum Beispiel Verschiffungszeiten und Prognoseunsicherheiten berücksichtigt sind, soll eine zusätzliche Liefersicherheit definiert werden, die für die verstärkte Nachfrage in der Saison Freiräume schafft.
Zukünftige Herausforderungen
Die Unternehmensgruppe will bis 2030 erheblich weniger CO2 erzeugen. Dieser Anspruch stelle neben wachsenden rechtlichen Anforderungen die Basis für zukünftige Herausforderungen dar, auch für logistische Aufgaben, unterstreicht der Firmenchef. Vom Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sind aktuell knapp 15.000 Artikel betroffen. Auch die Produktsicherheitsverordnung und die EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte sind im Supply-Chain-Management präsent. Darüber hinaus wurde mit der CBAM-Verordnung (Carbon Border Adjustment) in internationaler Zusammenarbeit ein CO2-Grenzausgleichsystem geschaffen. Bis 2026 werden schrittweise alle importierten Produkte, die von der CBAM betroffen sind, nach ihren Emissionswerten erfasst. Danach dürfen nur noch CBAM-konforme Produkte eingeführt werden.
Im Product-Compliance-Management der Storch-Ciret Group werden die notwendigen Abläufe festgehalten, überprüft und dokumentiert sowie die Reporting-Pflichten nachgehalten und geprüft, um Risiken in der Lieferkette zu vermeiden und CO2-Kosten zu reduzieren. „Lieferfähigkeit und Liefersicherheit zu gewährleisten ist und bleibt die große Herausforderung. Die Anpassung an Veränderungen im Umfeld ist Thema des Tagesgeschäfts. Hier sind alle Mitarbeiter im Unternehmen gefordert,“ resümiert Oppermann.
Dies ist die Langfassung des Beitrags aus der Printausgabe diy 12/2024.