In der Fachpresse spielen Trends eine gewichtige Rolle: In Messe- und Produktberichten ist der Satz "Dieses Produkt ist besonders trendorientiert" bzw. "trendy" ein fast standardmäßig verwendeter Ausdruck. Trendorientierung suggeriert eine vermeintlich gesunde Durchdringungsstrategie in Verdrängungsmärkten. In der Arbeit mit zahlreichen Unternehmen werden deshalb Markenexperten immer wieder mit folgenden Sätzen konfrontiert:
"Wir sterben mit unseren Kunden."
"Unsere Marke hat ein altmodisches Image."
"Der Trend darf an uns nicht vorbeigehen."
Diese Aussprüche leiten meist zu einer Marketing- und Vertriebsstrategie über, die ihre Inhalte aus Bereichen zieht, die nichts mit dem "genetischen Code" des Unternehmens zu tun haben, aber scheinbar modernen Bedürfnissen entsprechen.
Auch in Zeiten des Web 2.0 ist der Mensch ein langweiliges Lebewesen Unternehmensmanager dürfen sich nicht beirren lassen: Markensoziologisch ist Trend ein anderer Ausdruck für Minderheit. Zwar suggerieren Zeitungen, Magazine und Messen etwas anderes, aber nur deshalb, weil der "Markt der Nachrichten" ausschließlich von der Verbreitung von Neuigkeiten lebt. "In die Zeitung von gestern wickelt man Fische" sagen Journalisten und machen damit deutlich, dass sie in erster Linie auf "News" spezialisiert sind. Der Effekt ist, dass wir permanent mit einer scheinbaren Relevanz konfrontiert sind, die in der Lebenswirklichkeit aber überhaupt nicht vorkommt. Tatsächlich charakterisiert den Menschen sein Suchen nach festen Ritualen und Gewohnheiten. In einer immer komplexer und unsicher werdenden Welt sind Marken Ankerpunkte, die Verlässlichkeit und Orientierung bieten - dies ist ihre eigentliche "Reason Why". Vor diesem Hintergrund verleitet es zu einem herzhaften Schmunzeln, wenn man beobachtet, dass der wochenlange Nr. 1-Hit der deutschsprachigen Popgruppe "Silbermond" folgenden Refrain hat: "Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit in einer Welt, in der nichts sicher scheint. Gib mir in dieser schweren Zeit irgendwas, das bleibt." Je mehr Technik und Unüberschaubarkeit die Lebenswelt prägt, desto wichtiger ist es für einen Markenmanager, Ruhe in der Markenpolitik zu bewahren. Trend wird definiert als gesellschaftliche Wandlungsbewegung - also das Gegenteil von Verlässlichkeit. Kurzum: Trend ist das Gegenteil von Marke. Wir alle lesen täglich über "Lean-cooking". In der Realität hat Emnid herausgefunden, dass knapp 40 Prozent aller…