Unsere Chance

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Der Wind der Veränderung, er weht mal wieder. Und es stellt sich wieder einmal die Frage, ob es denn auch schon alle mit bekommen haben. Es dreht sich um das Thema „China Sourcing“, das Beschaffen von Ware für die deutschen Baumarktbetreiber in Fernost, speziell in China. Es geht massiv weg vom Reich der Mitte hin zu anderen Produktionsstandorten. Dabei: Wir Deutschen sind da noch gar nicht die Vorreiter. In den USA werden die Hebel umgelegt. Riesige Bestellungen werden augenblicklich nicht mehr in China getan, sondern – beispielsweise – in Indien. Walmart und Home Depot gehen da voran. Auch in Deutschland wird China im weltweiten Wettbewerb des „Global Sourcing“ inzwischen viel kritischer gesehen als früher. Das Land wird von vielen Firmen neu „geratet“. Und was dabei raus kommt, lässt viele sich woanders umsehen. Inzwischen werden die Risikofaktoren für Peking und Shanghai, was soziale und politische Stabilität, Währungssicherheit und Transportkosten, Energiepreise und Produktionsqualitäten angeht, deutlich stärker betont. Produkte aus China sind leider häufig immer noch mit einem Makel behaftet. Die Qualität stimmt oft nicht, Innovationen werden immer noch gnadenlos abgekupfert, und die Flexibilität bei Produktion und Logistik lasse, so Experten, auch noch immer zu wünschen übrig. Zu wenig oder zu knapp produzierte Ware? Ersatz bzw. Neuware braucht Monate, bis sie in Deutschland ankommt. Außerdem habe man es in China mit einer neuen Generation von Managern zu tun. Westlich ausgebildet, fitt in Englisch, kapitalistisch gesonnen bis zur Schuhsohle lassen diese Geschäfte, die für sie nicht mehr so interessant sind, gnadenlos sausen. Der Vorteil auf westlicher Seite hat sich endgültig verflüchtigt. Außerdem, so der Tenor der Beschaffer, wolle man sich nie wieder von einem Land so abhängig machen, wie es bei China tatsächlich lange Zeit gewesen ist. Wer früher deutlich über 50 bzw. sogar 70 Prozent seiner Ware in bestimmten Produktgruppen, bei Saison- und Aktionsware etc. in China bestellte, der sucht jetzt neue Bezugsquellen. Indien ist augenblicklich wie gesagt „in“. Riesige Mengen an billigen Arbeitskräften, kürzere Transportwege nach Westeuropa, stabilere Systeme – was will das Beschafferherz mehr. Ähnlich ergeht es Vietnam, Indonesien (mit Einschränkungen) und anderen Ländern in Südostasien. Auch die Ordertage von Home Depot und Lowe’s in Deutschland sind unter diesem Aspekt zu sehen. Chinas Problem ist deren und auch unsere Chance.
Dr. Joachim  Bengelsdorf
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