"Es war doch nicht der Umschwung, den wir alle erwartet haben" - mit diesen Worten blickte Peter Tepaß, Sprecher des BHB-Vorstands, bei seinem Eingangsdialog mit BHB-Geschäftsführer Peter Wüst zum BHB-Kongress heute in Bonn auf das zu Ende gehende Jahr zurück. Und Wüst gab aus seinen Gesprächen aus dem Vorabend zu bedenken, "dass auch 2025 wieder nur ein Durchhaltejahr wird". Dennoch sieht die Verbandsspitze auch positive Signale. "Die Fläche im Handel wird ein entscheidender Faktor sein", sprach sich Tepaß für Investitionen aus. An die Lieferanten appellierte er, durch die Zusammenarbeit von Handel und Industrie die Branche in Sachen Nachhaltigkeit an die Spitze zu führen. Und Wüst betonte: "Wir sind von Chancen umstellt."
Der erste Programmpunkt nach der Einleitung war dem Thema Regulatorik gewidmet - was die kurzfristig als Referentin eingesprungene Dr. Eva Stüber, Geschäftsführerin des IFH Köln, zu dem Kommentar veranlasste: "Meine Güte - die eröffnen den Kongress mit Bürokratie. Hilfe!" Dabei hoben sie und auch ihr Co-Referent Christian Kramer von Kreditreform hervor, dass darin auch Chancen liegen - unter anderem für einen Verband wie den BHB, sich frühzeitig in bei der Erarbeitung von Gesetzen in Brüssel und Berlin einzubringen. Die Branche solle den Anlass, "dass man sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen muss, dafür nutzen, um in die Gestaltung zu gehen".
Ausgesprochen optimistisch stimmte die rund 450 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kongresses der Vortrag von Michael Busch, Geschäftsführender Gesellschafter der Buchhandelsgruppe Herder Thalia. Er zeigte, wie sein Unternehmen sich erfolgreich gegen die Bedrohung aus dem Internethandel, insbesondere durch Amazon, gewehrt hat. "Corona hat uns viel, viel stärker gemacht", berichtete er. Denn in dieser Krise hat das Unternehmen gelern, den Kunden kanalübergreifend im eigenen Ökosystem zu halten. Das Unternehmen ist inzwischen größter Buchhändler in Europa und zweitgrößter der Welt. Sein großer Vorteil: die stationären Läden. "Wir sind im Krieg mit Amazon", sagte er klipp und klar. "Wir wollen dem Rest der Welt zeigen, dass man Amazon zurückdrängen kann - in der Branche, in der alles angefangen hat."