Immer mehr PV-Module werden auch über die Baumärkte angeboten.   
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Sparsame Lösungen | Langfassung

Das Zeitalter der Erneuerbaren

Der Bedarf an energetischen Sanierungen in Deutschland ist hoch – und die Möglichkeiten für Einsparungen sind vielfältig.   

Wie sparsam leben die Deutschen? Mit Blick auf den Wasserverbrauch sieht es gut aus, wie eine Umfrage des Serviceanbieters Techem belegt. Während der Corona-Pandemie erreichte der Warmwasserverbrauch in deutschen Mehrfamilienhäusern noch ein Achtjahreshoch, nahm jedoch im Zuge der Energiekrise 2023 wieder ab. Für die vom Techem Research Institute on Sustainability durchgeführte Untersuchung wurden Verbrauchsdaten aus rund 200.000 Liegenschaften mit etwa 1,4 Millionen Wohnungen über den Zeitraum von 2012 bis 2023 ausgewertet. Blieb der Warmwasserverbrauch zwischen 2012 und 2019 nahezu konstant bei etwa 0,25 m³/m² Wohnfläche, stieg dieser während der Pandemie 2020 auf 0,26 m³/m² und sank bis 2023 auf 0,22 m³/m². Ähnliches gilt für den Kaltwasserverbrauch, der 2020 auf 0,53 m³/m² anstieg und sich 2023 auf 0,5 m³/m² reduzierte.

Fragt man den Dienstleister Ista, trifft diese Sparsamkeit jedoch auf Heizenergie nicht zu: Private Haushalte in deutschen Mehrfamilienhäusern haben demnach in der vergangenen Heizsaison rund 46 Prozent mehr verbraucht als im Vorjahr. Das Unternehmen hat Verbrauchsdaten von mehr als 500.000 Haushalten auswertet und mit Daten des Deutschen Wetterdienstes abgeglichen. Zwar sei es kühler gewesen als im Vorjahreszeitraum, merkt Ista an, die niedrigeren Temperaturen erklärten jedoch lediglich einen Anstieg des Heizbedarfs um 43 Prozent. Witterungsbereinigt hätten die Haushalte damit rund 7 Prozent mehr geheizt als nötig.

Hinzu kommt, dass ein Großteil der Gebäude hierzulande nicht sehr energieeffizient ist. So entfiel mit 44 Prozent ein Großteil der im vergangenen Jahr vom Immobiliendienstleister Mc Makler ausgestellten Energieausweise auf die Klassen F, G und H. 40 Prozent der Gebäude erhielten die Klassen C, D und E. Lediglich 16 Prozent der untersuchten Häuser bekamen die Klassen A+, A und B attestiert.

Das bestätigt auch eine Analyse des Immobilienportals Immowelt, die freistehende Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihenendhäuser in Deutschland untersucht und festgestellt hat, das Objekte mit der schlechtesten Energieeffizienzklasse H im vergangenen Jahr mit 24,4 Prozent den größten Anteil am Angebot ausmachten. Insgesamt hatte mehr als die Hälfte (51,9 Prozent) der inserierten Häuser eine Energieeffizienzklasse niedriger als E. Bei Wohnungen sah es schon besser aus: Hier verfügten 39,6 Prozent mindestens über die Energieeffizienzklasse C. „Vielen Eigentümern drohen in den kommenden Jahren hohe Ausgaben für die energetische Sanierung ihrer Immobilien“, sagt Immowelt-Geschäftsführer Piet Derriks und fügt an: „Der Sanierungsstau in Deutschland ist enorm und wird durch die stark gestiegenen Kosten sowie den Fachkräftemangel weiter verschärft.“

Eine mögliche Maßnahme der energetischen Sanierung ist eine Erneuerung der Heizungsanlage. Der Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik (HKI) spricht sich für die Nutzung von Holzwärme als erneuerbare und lokal verfügbare Alternative aus. Klassisches Brennholz und Pellets seien klimaneutrale Energieträger, da bei der Verbrennung nur so viel CO2 anfalle, wie Bäume zuvor während ihres Wachstums aufgenommen hätten und auch dann wieder abgeben, wenn sie im Wald verrotteten, erklärt der Verband. Lediglich bei der Holzernte, der Aufbereitung und dem Transport entstehe CO2.

Beim Wassersparen hat sich in Deutschland bereits einiges getan,  berichtet der Serviceanbieter Techem.  
Beim Wassersparen hat sich in Deutschland bereits einiges getan,  berichtet der Serviceanbieter Techem.   (Quelle: Dähne Verlag, Strnad)
Auch Wärmepumpen finden sich mittlerweile im DIY-Handel. 
Auch Wärmepumpen finden sich mittlerweile im DIY-Handel.  (Quelle: Dähne Verlag, Strnad)
Der Klassiker: Dämmstoffe sind eine gute Möglichkeit, den Heizbedarf zu verringern. 
Der Klassiker: Dämmstoffe sind eine gute Möglichkeit, den Heizbedarf zu verringern.  (Quelle: Dähne Verlag, Strnad)
Der HKI sieht in modernen Holzfeuerungen eine gute Alternative zu Öl- oder Gasheizungen – insbesondere in Kombination mit Solarenergie oder einer Wärmepumpe. 
Der HKI sieht in modernen Holzfeuerungen eine gute Alternative zu Öl- oder Gasheizungen – insbesondere in Kombination mit Solarenergie oder einer Wärmepumpe.  (Quelle: Dähne Verlag, Strnad)
Auch mit dem Einbau neuer Fenster lässt sich die Energieeffizienz eines Hauses verbessern, ist der Bundesverband Flachglas überzeugt.
Auch mit dem Einbau neuer Fenster lässt sich die Energieeffizienz eines Hauses verbessern, ist der Bundesverband Flachglas überzeugt. (Quelle: Dähne Verlag, Strnad)

Eine zukunftsorientierte Wärmeversorgung sieht der HKI in der Kombination aus Solarthermie oder Wärmepumpe mit einem modernen Festbrennstoffgerät. „Solarzellen auf dem Dach liefern von Mai bis September ausreichend Energie für warmes Wasser und sorgen in der Übergangszeit für beheizte Räume. Ähnlich verhält es sich bei einer Wärmepumpe, die der Außenluft Wärme entzieht und in Heizenergie umwandelt. Bei kalter Witterung kann eine Holzfeuerung für angenehme Raumtemperaturen sorgen und den Stromverbrauch der Wärmepumpe reduzieren, die sonst die kalte Außenluft zusätzlich erwärmen muss“, erklärt der Verband.

Die Unternehmensberatung Titze hat im Rahmen einer Marktstudie zu Wärmepumpen im vergangenen Jahr den Status Quo in Europa untersucht und dabei herausgefunden, dass im Jahr 2023 in den zehn beobachteten Ländern 35 Prozent aller Heizungssysteme 21 Jahre alt oder noch älter waren. „Viele bestehende Heizungssysteme sind wenig effektiv und verschmutzen die Umwelt in einem hohen Maße“, so Geschäftsführer Winfried Titze.

Vor allem ältere Öl- und Gasheizungen empfindet er als problematisch. In Deutschland überwogen diese bei den Heizsystemen mit 54,5 Prozent Marktanteil deutlich. Titze ist überzeugt: „Während in den letzten 50 Jahren Brennstoffe wie Öl und Gas die Heizungen befeuert haben, ist nun das Zeitalter der erneuerbaren Energien angebrochen. Nicht ganz freiwillig und durch den Krieg in der Ukraine weiter forciert, sind Wärmepumpen das effektivste Heizungssystem der Neuzeit“, unterstreicht er.

Der Sanitärhandel realisiert heute nach Erkenntnissen der Marktexperten in Deutschland mehr als 85 Prozent des Marktvolumens. Der Anteil werde aber bis 2030 auf rund 66 Prozent absinken. Das schnellste Wachstum erwartet Titze bei den Anbietern von Komplettpaketen. Der Marktanteil dieser Gruppe werde bis 2030 auf 18 Prozent ansteigen, nimmt er an. Auch der Markt für den DIY-Handel werde sich hier weiterentwickeln, so der Unternehmensberater weiter. Schon heute gebe es nennenswerte Aktivitäten bei Marktteilnehmern wie Obi und Hornbach. Der Marktanteil liegt aber noch unterhalb von 2 Prozent und somit weitaus niedriger als zum Beispiel in Frankreich, wo er 6,5 Prozent beträgt. „Den DIY-Handel sehen wir in Deutschland im Jahr 2030 bei rund 5 Prozent Marktanteil, das entspricht annähernd 50.000 verkauften Wärmepumpen“, prognostiziert Titze.

Bei all der Euphorie für Wärmepumpen gibt er aber gleichwohl zu: „Jegliche Maßnahme, die die Struktur des Baubestands im Neubau optimiert, trägt letztlich zur Energieeinsparung bei.“ Ein Beispiel hierfür ist die Dämmung von Gebäuden, worauf sich etwa der Mineralwolle-Experte Isover spezialisiert hat. Ihm ist ein Beitrag im Industrieressort dieser Ausgabe gewidmet.

Auch mit einem Fenstertausch lässt sich Energie sparen. Darauf weisen der Bundesverband Flachglas und der Verband Fenster + Fassade hin. Laut einer Studie der beiden Verbände waren Anfang des vergangenen Jahres 209 Millionen Fenstereinheiten in deutschen Wohngebäuden energetisch sanierungsbedürftig. So führten veraltete Fenster, zum Beispiel Verbund- und Kastenfenster mit Einfachglas sowie Fenster mit unbeschichtetem Isolierglas zu Wärmeverlusten. „Fenster mit Dreischeiben-Wärmedämmglas reduzieren nicht nur den Wärmeverlust, sondern tragen auch zur CO2-Reduktion bei“, erklärt Jochen Grönegräs, Geschäftsführer des Flachglas-Verbands. Der größte Energiespareffekt einer Modernisierung liege bei Fenstern mit veraltetem, unbeschichtetem Isolierglas – „hier können rund 37 Milliarden Kilowattstunden eingespart werden.“ Von Fenstern mit Einfachglas gebe es in Deutschland noch so viele, dass ihr Austausch 2,9 Milliarden Kilowattstunden einsparen könnte, weiß der Fachmann.

Dies ist die Langversion des Beitrags aus der Printausgabe diy 5/2025

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