Öko-Test hat 18 weiße Antischimmel- und Feuchtraumfarben für Bad oder Küche aus Bau-, Möbelmärkten oder Fachgeschäften unter die Lupe genommen. Das Institut fand heraus, dass in den meisten untersuchten Produkten bedenkliche Pestizide stecken. „Das Problem: Bei den als Antischimmel-, Feuchtraum- oder Bad- und Küchenfarbe bezeichneten Produkten handelt es sich meist um Dispersionsfarben mit bioziden Zusätzen, die das Wachstum von Schimmelpilzen unterdrücken sollen. Doch durch die sogenannte Filmkonservierung holt man sich aber andere Probleme ins Haus“, erklären die Experten.
Zinkpyrithion steckte in zwölf Produkten. Der biozide Wirkstoff ist in der EU als vermutlich reproduktionstoxisch beim Menschen eingestuft, kann also die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und die Entwicklung ungeborener Kinder. In Kosmetika ist der Stoff seit 2021 verboten.
Auch gefunden wurde Terbutryn, ein Herbizid, das als Pflanzenschutzmittel in der EU nicht mehr zugelassen ist. Es hat in verschiedenen Organismen hormonähnliche und lebertoxische Effekte gezeigt und kann bei Hautkontakt zu allergischen Reaktionen führen.
Weitere gängige Biozide in Innenraumfarben sind laut Ökotest Octylisothiazolinon (OIT) und Iodpropinylbutylcarbamat (IPBC). „Zwar können auch diese Substanzen Allergien auslösen und sind als langfristig gewässergefährdend eingestuft. Doch wir werten OIT und IPBC als funktionsgebende Komponenten in Antischimmelfarben nicht ab“, so das Testinstitut weiter. Der Grund: Sie seien leichter abbaubar und hätten kein krebserregendes, erbgut- oder fruchtschädigendes Potenzial.
Isothiazolinone gelten als stark allergieauslösend
Neben OIT wies das Labor in allen Produkten weitere Isothiazolinone nach. Diese vermutet Öko-Test als Topfkonservierer in den Farben. Isothiazolinone gelten als stark allergieauslösend. Nach den Kriterien des Umweltzeichens Blauer Engel dürfen sie in emissionsarmen Wandfarben höchstens in Spuren nachweisbar sein.
Alle Farben überschritten darüber hinaus die erlaubten Werte für einen oder mehrere der häufig kombiniert eingesetzten Verbindungen Benzisothiazolinon (BIT), Methylisothiazolinon (MIT) und Chlormethylisothiazolinon (CIT).
Kritisch sehe man auch das Konservierungsmittel Bronopol, so Öko-Test. Die halogenorganische Substanz kann die Haut reizen, die Augen schwer schädigen – und ist giftig für Wasserorganismen.
Was ist das Problem an Bioziden in Antischimmelfarben?
Der Sachverständige Dr. Manfred Mierau jedenfalls rät auf Anfrage von Öko-Test „aus baubiologischer Sicht strikt von der Verwendung solcher Farben“ ab. Durch Ausgase oder Abrieb könnten die Biozide freigesetzt werden und zu gesundheitlichen Risiken führen, betont er. Auch das Umweltbundesamt spricht sich gegen Biozide als Zusatz in schimmelhemmenden Wandfarben für Wohnräume aus.
Flüchtige organische Verbindungen
Doch nicht nur Biozide seien ein Problem in Antischimmelfarben, so die Experten, die zudem den Einsatz von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) kritisieren. Sieben Antischimmelfarben dünsteten im Labor eine aus ihrer Sicht erhöhte Menge an VOC aus.
Die Verbindungen, darunter Formaldehyd und Hunderte weitere Substanzen, reizen die Atemwege und Schleimhäute, können zu Unwohlsein und Kopfschmerzen führen sowie Allergien begünstigen. Aus drei Produkten entweichen zudem mehr VOC als auf der Verpackung ausgelobt.
Das werte man ebenso als Deklarationsmangel wie die Angabe „lösemittelfrei“ auf drei Farben, in denen mehr als 700 Mikrogramm pro Kilogramm flüchtige organische Verbindungen gemessen wurden. „Diesen Höchstgehalt sollten Farben nicht überschreiten, wenn sie gemäß einer Richtlinie des Verbands der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie als lösemittelfrei bezeichnet werden“, unterstreicht Öko-Test.