Seit 2005 ist die Lichtwoche im Sauerland der Treffpunkt für Hersteller, Händler sowie Ein- und Wiederverkäufer. 40 Unternehmen aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Schweden, Polen und Italien zeigten über 3.000 internationalen Besucherinnen und Besuchern bei der zwölften Ausgabe eine Woche lang, was bald an trendigen Farben und Formen in den Wohnungen, Häusern und Gärten leuchten wird. Dabei wurde nicht nur effiziente Technik präsentiert, sondern auch durchgängig auf das wichtige Thema der Nachhaltigkeit Bezug genommen.
Natürliche Materialen wie Holz, Pappe, Keramik, Filz und sogar Kork oder Gras werden konsequent als Designelement verstanden und in Kollektionen eingearbeitet. Auch lassen sich erste Ansätze erkennen, Solarleuchten nicht nur im Garten, sondern auch für die Wohnung zu nutzen.
Zudem sind modulare Konzepte weiter auf dem Vormarsch. Sie ermöglichen nicht nur die Austauschbarkeit einzelner Elemente im Schadensfall, sondern geben den Käuferinnen und Käufern auch neue Freiheitsgrade in der Gestaltung der individuellen Leuchte.
Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist jedoch nicht zu übersehen, dass die Zeiten herausfordernd sind, und Zurückhaltung im Konsumverhalten sowie eine geringe Kaufkraft haben branchenübergreifende Auswirkungen. Auch der Blick auf die sinkenden Zahlen im Wohnungsbau ist alles andere als erfreulich, da Investitionen in die häusliche Beleuchtung in unmittelbarer Abhängigkeit stehen, gaben die diesjährigen Sprecher der Lichtwoche – Philipp Müller und Frederic Hoffmann – zu bedenken.
Frederic Hoffmann bestätigte dennoch, dass „das positive Feedback, das die Hersteller erhalten haben, zuversichtlich für die kommende Saison stimmen kann.“ Umso aussichtsreicher bei dieser Feststellung sei, dass aktuell nicht nur die Inflationsrate weiter sinke, sondern aufgrund gestiegener Reallöhne Verbraucher in diesem Jahr mehr Geld im Portemonnaie hätten.
Birke und Bambus
Dabei werde die Lichtwoche jedes Jahr internationaler und sei für den Bereich Wohnraumleuchten inzwischen die Leitmesse, berichtete Andreas Kuhrt, Geschäftsführer von Eglo Leuchten Deutschland. Und weil Eglo in Arnsberg einen 1.500 m2 großen Showroom hat, schenkt man sich inzwischen auch die Light + Building. „Hier haben wir viel bessere Möglichkeiten, zeigen komplette POS-Lösungen und können gezieltere Gespräche führen als mit Laufkundschaft.“
Sämtliche Baumarktkunden hätten sich das neue Portfolio mit 700 Neuheiten angesehen und vor allem Gefallen an den kompletten Konzepten gefunden, so Kuhrt. Der Baumarkt bewege sich ja aufgrund aktueller Entwicklungen etwas von der dekorativen Leuchte hin zum funktionellen Licht, „und dem haben wir in unserer Sortimentsentwicklung Rechnung getragen“.
„Trends drehen sich immer schneller“, weiß Andres Kuhrt. Im Badbereich sei schwarz als Farbe gerade in und Holz erobere den Feuchtraum. Sandfarben sei bei den Tönen sonst beliebt neben Messingapplikationen und geriffelten Materialien. Apropos Materialien: Hier hält sich weiterhin der Trend Natur, bei Eglo mit Holz wie Birke und Bambus, Lampenschirmen aus Flachsvlies, Papier oder Sisal, mit transparenten Stoffen, Filz, Glas und Keramik.
In einem Konzeptraum mit verschiedenen Themen zeigte Eglo ganze POS-Systeme: etwa die Basic Range mit preiswerten Produkten, den Bereich High-Lumen-Solar, Modularlösungen mit komplettem Regal, Einbauleuchten, Schienensysteme und Smart Lighting. Neu präsentiert wurde Eglo Expert mit Feuchtraumwannen und UV-beständigen, schlagfesten Kunststoffleuchten für außen, speziell für die Kundengruppe DIY.
Ebenfalls neu ist Eglo Living mit 4.500 Dekoartikeln, aber „damit gehen wir zunächst in den Möbelfachhandel“, beschied Andreas Kuhrt Er verriet aber auch: „Aus dem Baumarktbereich gab es schon vereinzelt Interesse für bestimmte Sortimentsbereiche.“
Holz und Kupfer im Bad
Bei Briloner zeigten Marketingleiterin Vanessa Koch und ihr Team 600 Neuheiten auf 1.800 m2 Showroom. Sie versprach „ein überlegenes Preis-Leistungs-Verhältnis und perfektionierte Artikelstruktur mit echten technischen Innovationen und Designs“. Der Fokus liege auch hier auf Nachhaltigkeit. Plastik wurde aus Packungen verbannt und schon heute entsprächen alle Produkte des Akku-Sortiments Unplugged durch tauschbare Akkus und Platinen den regulatorischen Anforderungen ab 2027.
Inhaber und Geschäftsführer Wolf Walter Hustedt ergänzte, dass Briloner auf Greenwashing mit Zertifikaten verzichte und verwies darauf, dass die Leuchten der Energie-Effizienz-Klasse A mindestens 50 Prozent weniger Strom verbrauchten, die neuen Einbauleuchten zur Hälfte aus Rezyklat bestünden und mit einen vergrößerten Abstrahlwinkel entwickelt wurden, was für weniger benötigte Lichtquellen auf gleicher Fläche sorgt – „das ist echte Nachhaltigkeit für den Endverbraucher“. Verwendetes Holz sei zudem komplett FSC-zertifziert.
Vanessa Koch zeigte Mattschwarz in Verbindung mit Holzapplikationen im Badezimmer. In Wohnraumleuchten sind bei Briloner Stroh, Wassergras und echte Blätter eingearbeitet. Als DIY-Highlight hob sie „Pimp your stripe“ hervor, bei dem Verbraucher die LED-Streifen in Aluschienen in Szene setzen und problemlos erweitern oder die Stripes sogar mit der Weiterentwicklung „Pimp your Panel“ mit innovativer Technik in einem Holzprofil in Akustikpanele einfügen können.
Ganz starker Trend
Groß aufgefahren hatte Ledvance in Arnsberg: Vier 40-Tonner hatten 700 Leuchten – davon 600 neu – aus Garching ins Sauerland kutschiert. Schließlich kamen auch die Kunden von weit her, nicht nur aus den Nachbarländern, sondern sogar aus Island. „Wir brauchen dieses Format“, bekräftigte Bernhard Buley, Head of Marketing Retail EU-W. „Als Marktführer müssen wir Trends setzen.“
So habe Ledvance schon 2018 die Plastik-Blister abgeschafft, 2020 sei die Branche nachgezogen. Jetzt soll mit „From line to loop“ ein neuer Weg des nachhaltigen Wirtschaftens beschritten werden. Jede Ledvance-Lampe mit diesem Logo enthält mindestens 40 Prozent reycelten Kunststoff, so das Versprechen. Ein Silberpreis von Ecovadis unterstreicht dieses Engagement. Außerdem seien LED-Lichtquellen und -Treiber austauschbar, was die Lampen wirklich kreislauffähig machen soll.
Austauschbare Leuchtmittel seien überhaupt „ein ganz starker Trend“, machte Bernhard Buley klar, der dann dekorative Leuchtmodelle wie großkolbige Modelle und magnetisch gehaltene Leuchtdrahtlösungen zeigte. Natürliche Materialien wie Papier, Ton oder transluzente Steine haben den Weg auch zu den Garchingern gefunden.
Leicht Dekoratives komme immer auch für den Baumarkt in Frage, so Bernhard Buley. „Die Kunden wollen sehen, wie die POS-Lösungen in der Vermarktung aussehen können.“ Dementsprechend hatte Ledvance Regale und Paletten-Aktionsboxen mit Demowänden aufgebaut, wie sie auch im Baumarkt stehen könnten.
Kundenbedürfnisse analysiert
IDV stellte erstmals im neuen, dauerhaften Showroom in Arnsberg-Hüsten aus. Der Bestseller Tavola, eine Design-Tischleuchte mit Akku, „ist das am besten verkaufte Mitarbeiterprodukt“, erzählte Marketingleiter Christoph Seidel lachend. Schwer und standsicher aus Aluguss weise sie natürlich einen wechselbaren Akku auf. Denn die Philosophie der Reparierbarkeit hat die Langenselbolder IDV GmbH als Importeur und Distributor für die Marken Megaman, Megatron und Lightme sowieso im Blut: „Lichtquellen sind sehr einfach und werkzeuglos wechselbar“, versicherte Christoph Seidel, bei gleichzeitiger Lebensdauer von 50.000 Stunden – und zehn Jahren Nachkaufgarantie. Das gelte für die Artikel in Fachgeschäft wie Baumarkt.
Analysiert worden seien die Kundenbedürfnisse aus dem Baumarkt, demzufolge Preissensitivität wichtig sei, aber auch Design und Blendfreiheit. Neu ist beispielsweise die Serie Mosaik aus Stuckgips, die sich zu verschiedenen Figuren kombinieren lässt. den DIY-Charakter unterstreicht sie dadurch, dass sie vom Endverbraucher selber mit Farbe bemalt und so an jede Raumdeko angepasst werden kann.
Für die Crystal-Leaves-Deckneleuchten mit Kristallen seien die Warenträger noch nicht ausgearbeitet und könnten zusammen mit den Kunden konzipiert werden, stellte Christoph Seidel eine Beteiligung von Händlern in Aussicht. Für die Consumer-Schiene habe IDV ein einheitliches POS mit Fokus auf die Wiederverwendbarkeit und markante Slogans wie „Deine Leuchten – Dein Style“ entworfen.
Holz, Mix & Match und Outdoor
Bei Fischer & Honsel ist neben der „Schöner Wohnen“-Kollektion und dem Dauerbrenner Viletto (Akku-Tischleuchte) auch „Wood“ ein großes Thema, berichtete Fabian Kroner für den Vertrieb Inland. Dort gibt es jetzt Eiche aus dem Sauerland, aber auch Nussbaum – alles Unikate. Naturthemen gehen schließlich auch bei dem alteingesessenen Unternehmen in Arnsberg-Neheim gut – das sich übrigens klimaneutral nennen darf.
Unter dem Namen „Mix & Match“ gibt es ein modulares stationäres Sortiment in vier Größen von XS bis XL. Das System mit Grundgestell und zugehörigen Strahlern, Schirmen oder Gläsern „funktioniert im Möbelhaus mit Beratung, aber auch im SB-Bereich“, wusste Fabian Kroner zu berichten. Ein neues Thema bei F&H seien Leuchten für Outdoor und Camping, etwa mit Klettern zur Befestigung. Zudem sei die „Fun-Ecke mit Astronaut und Ente“ bei den Kunden beliebt.
Insgesamt wurden auf den 2.500 m2 der Ausstellungsfläche 1.000 Leuchten präsentiert, einige hundert davon neu. Besonders am Sonntag kamen viele Kunden aus der Region, die „Montag wieder auf der Fläche stehen müssen“, berichtete Fabian Kroner von der Resonanz.
„Das täglich Brot“
Etwas hochwertiger präsentieren sich vielfach die Leuchten von Paul Neuhaus aus Werl. Die Wohnraumleuchten unter dem Firmennamen sind sehr erfolgreich, aber auch beratungsintensiv und daher eher für den Fachhandel geeignet, erklärte Vertriebsleiterin Ruth Naumann. So hat die Pendelleuchte Pure-E-Clipse auch gerade den German Design Award gewonnen. Als trendig und Mitnahmeware zu „knallhart günstigen Preisen“ wird die Reihe „Just Light“ beworben, die ganz klar für den DIY-Bereich und SB-Handel angepriesen wird.
„Hier gibt es Schnelldreher, ideale SB-Konzepte, ein bisschen Natur und Nachhaltigkeit“, zählte Ruth Naumann auf. „Das täglich Brot, das ich eben auch brauche, aktuell besonders mit Akku für den In- und Outdoor-Bereich.“ Im Baumarktbereich von Belang seien zudem Fun-Artikel wie Neon Signs oder sie Smart-Home-Linie Lola.
Eine neue Produktkategorie zur Nachhaltigkeit wurde letztes Jahr vorgestellt: Gerda Green. „Bei dieser Produktlinie achten wir sehr auf die eingesetzten Materialien – diese Artikel sind 100 Prozent klimaneutralisiert“, erklärte die Vertriebsleiterin. Ein nach der Produktion bleibender CO2-Fußabdruck werde durch die Beteiligung an Zertifikaten des deutschen Moor-Projektes Moor Futures ausgeglichen.
200 Formen und Farben
Bei Various führte Geschäftsführer Frank Willemse „das innovative Verkaufssystem“ vor, bei dem sich der Kunde ganz nach seinem Geschmack mit einer Kombination aus Lampenschirm und Fuß seine Lampe selber aussucht. Auf einem Warenträger ist Platz für etwa 200 mit Folie überzogene Lampenschirme in verschiedenen Formen und vielen Farben sowie 60 Tischleuchtenfüße aus Holz, Eisen, Kermik oder Messing.
Blau, Creme, Pastelltöne und maritime Farben mit Anker sowie für Kinder mit Autos oder in Rosa seien im Trend, so Frank Willemse. „You need the red sox to sell the grey“, erinnerte er an einen berühmten Spruch. „Man braucht einfach Eyecatcher, auch wenn der Großteil der Leute die langweiligen Varianten kauft.“
Wofi nicht mehr im Baumarkt
Ein Wort noch zu Wofi. Die Marke gibt es wieder unter der Global Technics GmbH und Geschäftsführer Nicolai Klose. „Wir sind fast alle alte Mitarbeiter“, erklärte Vertriebsleiter Georg Eckhardt. Das neue Unternehmen konzentriere sich mit seinen Designlampen aber vorerst auf Möbelmärkte. Bei den Baumärkten sei es nicht so einfach, ins Sortiment aufgenommen zu werden. „In ein paar Jahren gerne wieder.“
Oliver Mengedoht