Umfangreiche Details über die eigenen Treibhausgas-Emissionen des Unternehmens – diese Daten wollte die Groupe Anvi mit Blick auf die Klimaziele der EU auswerten. Als Teil der Unternehmensgruppe und somit Teil der Studie fiel dabei auch ein genauerer Blick auf den CO2-Footprint von Poétic. Ein Themenfeld, über das sich Geschäftsführerin Isabelle Vidal keine Sorgen macht, denn: Der Pflanzgefäßhersteller arbeitet bereits größtenteils nachhaltig.
Gerade Recycling ist schon länger Thema bei Poétic. Zum jetzigen Zeitpunkt werden 90 Prozent des Produktsortiments aus recyclebaren und recycelten Materialen hergestellt, das selbsterklärte Ziel sind 100 Prozent. Eigentlich könnte es schon die gesamte Produktpalette sein, erklärt Vidal: In zwei von drei Herstellungsverfahren– Injection und Blow Molding – werden fast ausschließlich 100 Prozent Recyclingmaterialien eingesetzt. Aber für Rotational Molding gebe es weniger verfügbare Materialien, dementsprechend seien dort bisher nur die schwarzen Töpfe vollständig aus Rezyklat, so Vidal. Generell produziert Poétic schon seit einigen Jahren aus Recyclingplastik der Autoindustrie, aus „Post-Industrial-Material“. Gerade durch Corona wurde diese Ausrichtung jedoch zum Problem: Durch ein Herunterfahren der Autoindustrie während der Hochphase der Pandemie stand dem Hersteller deutlich weniger Material zur Verfügung. Da aber die Nachfrage im Gartenmarkt während dieser Zeit besonders hoch war, musste man neues Plastik in der Produktion verwenden – diese Töpfe wurde gekennzeichnet, da sie aus „Virgin-Materials“ entstanden sind. Die aktuelle Serie „Joy“ sowie die neue Serie „Carel“ im kommenden Jahr sollen künftig entsprechend aus „Post-Consumer-Material“ hergestellt werden, aus Plastik aus dem gelben Sack. Problematisch ist dennoch die Beschaffung: Für das Molding werde ein spezielles Polymer benötigt, erklärt Vidal. Die Wiederverwertungsindustrie in Frankreich hinke aber im Vergleich hinterher und sei in diesem Bereich noch nicht organisiert. Deshalb kauft Poétic den Großteil seines Rezyklats in Deutschland.
Apropos Deutschland: Während der Corona-Phase hat Poétic die Gartensparte des deutschen Herstellers Emsa übernommen. Produziert wird die gesamte Produktpalette aber weiterhin in drei Fabriken in Frankreich in der Nähe von Lyon. Zusätzlich zu den Produktionsstätten und dem Firmensitz im Nachbarland – mit zusammen über 300 Mitarbeitern – ist durch die Übernahme noch ein weiteres Büro in Deutschland entstanden. Dort kümmern sich etwa 25 Mitarbeiter um den DACH-Bereich sowie den Export nach Übersee. Der französische Markt wird weiterhin vom Hauptsitz in Saint-Germain-du-Plain aus bespielt.
„Wir möchten so effizient wie möglich sein“, betont Vidal. Eigens zu diesem Zweck hat Poétic einen eignen Eco-Designer im Haus. Dieser soll sicherstellen, dass schon das Design der Produkte möglichst nachhaltig umsetzbar ist. Dabei wird besonders darauf geachtet, kein Plastik im Herstellungsprozess zu verschwenden. Gerade das Blow Molding habe einen hohen Ausschuss, so Vidal, daher wird „Müll“ direkt wieder dem Produktionskreislauf zugeführt.
Ein Traum, der Wirklichkeit wurde, kam mit einer Kampagne des französischen Händlers Botanic: Dieser hatte eine mehrjährige Aktion gestartet, bei der Kunden ihre alten Pflanztöpfe in den Märkten abgeben konnten. Diese wurden gesammelt, recycled und an Poétic zur Herstellung neuer Töpfe versendet. Die Transportkosten übernahm Botanic – ein Kostenfaktor von rund 100.000 Euro pro Jahr. „To make pots from pots, that’s a dream for us“, bekräftigt Vidal. Die Mehrkosten sowie der Mehraufwand für die Mitarbeiter in den Märkten – diese müssen beispielsweise unbrauchbare Gefäße vor dem Recycling aussortieren – sind jedoch ein großer Faktor, wie die Aktion gezeigt hat.
Ursprünglich war der Einsatz von Recyclingmaterialien zum Geldsparen gedacht, verrät Vidal. Das Preisniveau für Rezyklat ist jedoch deutlich angestiegen, da Recyclingprodukte den aktuellen Zeitgeist treffen. Umso wichtiger ist es laut der Geschäftsführerin, die Kommunikation zum Endkunden noch mehr in den Fokus zu stellen: „Wir müssen gemeinsam lernen, transparenter zu werden.“ In diesem Jahr hat Poétic die Serie „Joy“ aus Post-Consumer-Material auf den Markt gebracht. Am POS wurde auf Plastikmüll aufmerksam gemacht: Wie viel man davon im Alltag produziert und die Wichtigkeit von Recycling waren ebenso Bestandteil der Präsentation wie eine Erklärung des Kreislaufsystems. Denn, so Vidal, wenn der Kunde den Kreislauf versteht, bekommt er eine andere Verbindung zu den Produkten. Auch die Langlebigkeit müsse gezielt kommuniziert werden. Durch das gesteigerte Nachhaltigkeitsbedürfnis der Verbraucher habe man hiermit gleich zwei gute Argumente für die Produkte. Außerdem müsse man die Energieeffizienz gegenüber Terracotta oder Keramik hervorheben, gerade jetzt, in der durch den Ukraine-Krieg befeuerten Energiekrise. Speziell in Frankreich habe Plastik ohnehin einen schlechten Ruf, obwohl alternative Materialien vielmals schlechter zu recyceln sind, so Vidal. Dementsprechend sei ein weiterer wichtiger Punkt in der Endkunden-Kommunikation, dass für die Töpfe von Poétic kein neues Plastik produziert wird. All dies sollte die Nachhaltigkeitsstudie bestätigen, die aufgrund von Corona-bedingten Ausfällen zum Redaktionsschluss noch nicht fertig war.