Mit Akku und Gartenschlauch zum Klimaziel

Das erste Halbjahr hätte auf dem Papier nicht schlechter für Gardena aussehen können: Ein kühles Frühjahr, das den Start der Garten­saison verzögert hat, gefolgt von einer drastischen Verschlechterung der Wirtschaftslage durch steigende Energie- und Rohstoffpreise sowie zusammenbrechende Lieferketten in ganz Europa durch den Ukraine-Feldzug Russlands. Stattdessen hat die Husqvarna-Tochter ein Umsatzplus von 32 Prozent im ersten Halbjahr verzeichnet und verzeichnet weiterhin Rekordverkäufe, wie Pär Åström, President der Gardena Division, auf der Jahrespressekonferenz des Unternehmens berichtete.

Grund dafür ist vor allem die Übernahme des amerikanischen Marktführers für Bewässerungssysteme, Orbit Irrigation. Denn dadurch hat Gardena gleich zwei Probleme gelöst: Einerseits kann der Gartengerätehersteller so neue Erkenntnisse über den amerikanischen Markt gewinnen und seine bisher verhaltene Position dort stärken. Auf der anderen Seite konnte somit der Wegfall des russischen Markts abgefangen werden – rein umsatztechnisch war Russland zwar kein starker Markt, aber dort war Wachstum möglich und erkennbar, außerdem sei man dort bereits etabliert gewesen, so Åström. Preissteigerungen bei den eigenen Produkten konnte man damit zwar trotzdem nicht vermeiden, merkt Tobias M. Koerner, Senior Vice President Global Sales bei Gardena, an. Dennoch wolle man an der langfristigen Wachstumsstrategie und den geplanten Investitionen festhalten – unter anderem an einer Modernisierung der Büros am Standort Ulm.

Weiterer Fortschritt konnte mit Blick auf die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens verkündet werden. Nicht nur hat Gardena die CO₂-Emmisionen seiner gesamten Wertschöpfungskette laut eigenen Angaben bereits um 64 Prozent reduziert – Husqvarna hat sich selbst zu einem Ziel der Emissionsfreiheit („Net zero“) bis zum Jahr 2050 verpflichtet –, es folgt auch der komplette Abschied von benzinbetriebenen Garten­geräten der Marke McCulloch. Ab dem kommenden Jahr sollen nur noch Restbestände für ein weiteres Jahr in ausgewählten Märkten abverkauft werden.  

„Damit verabschiedet sich die Gardena Division vollständig vom Geschäft mit benzinbetriebenen Geräten und fokussiert sich bei Motorgeräten ausschließlich auf kabelgebundene und vor allem Akkugeräte unter der Marke Gardena als Gründungsmitglied der ‚Power for All Alliance‘. Dies ist ein weiterer Beitrag zur Erreichung unserer Klimaziele“, macht Koerner deutlich – zuletzt sind der Akku-Allianz Flymo und der Gardena-­Mutterkonzern Husqvarna als neue Partner beigetreten. Zum jetzigen Zeitpunkt hat Gardena bereits 12 Produkte in der „Power for All Alliance“, in der kommenden Saison sollen acht weitere hinzukommen.

Bereits erfolgreich am Markt etabliert und ebenfalls Teil der Nachhaltigkeitsstrategie ist die EcoLine-Produktreihe. Das Sortiment besteht in hohen Anteilen aus Post-Consumer-Material und bekommt in der neuen Saison Zuwachs, der die Auswahl vervollständigen soll. Denn, so Åström, was bisher gefehlt habe, war ein nachhaltiger Gartenschlauch – PVC-frei. Denn er besteht aus Thermo Plastic Elastomer (TPE), das von Natur aus phthalatfrei ist, und enthält – wie die anderen EcoLine-Produkte – mehr als 65 Prozent recyceltes Material. „Es ist nicht einfach, qualitativ hochwertige und lang haltbare Produkte aus alten Joghurtver­packungen zu machen“, merkt Åström scherzhaft an. Dementsprechend hat sich Gardena für die Entwicklung des EcoLine Gartenschlauchs mit dem italienischen Unternehmen Fitt zusammengetan. Das 1969 gegründete Unternehmen mit 950 Mitarbeitern und neun Produktionsstätten ist laut eigenen Angaben ein Pionier in der Produktion und Entwicklung von Lösungen für den Transfer von Flüssigkeiten für private, professionelle und industrielle Anwendungen.

Auch bei den Neuheiten außerhalb der EcoLine setzt Gardena für die kommende Gartensaison 2023 einen besonderen Schwerpunkt auf Gartenbewässerung, hier soll jedoch die Effizienz im Mittelpunkt stehen. Das bereits bekannte Micro-Drip-System zur Tropfbewässerung für Beete und Pflanzreihen wurde dafür komplett überarbeitet und vereinfacht. Für die Rasenbewässerung werden neue Regner eingeführt, die durch innovative Düsen den Verbrauch reduzieren sollen. Die Steuerung erfolgt dabei über die Software des Gardena smart system. Laut Hochrechnungen von Gardena haben die Nutzer des Systems alleine im vergangenen Sommer über 330 Millionen Liter Wasser einsparen können – was ungefähr dem Inhalt von 132 Schwimmbecken olympischer Größe entspricht. Die neuen Pumpen und Hauswasserwerke wiederum werben vor allem mit einem geräuscharmen Betrieb und reduziertem Energieverbrauch.

Außerhalb des Bewässerungssortiments wird Gardena eine neue Produktreihe an Messern und Scheren einführen, die sich insbesondere an jene richten soll, die dem wiederauf­blühenden Trend der Selbstversorgung nachgehen. Im neuen MicroCutting Sortiment steht deshalb der saubere Schnitt für Kräuter und Gemüse im Fokus. Zudem wird das Gardena combisystem um einen Beerensammler erweitert, der die Ernte von Beerenobst bis hin zu Steinfrüchten erleichtern soll. Als Teil der neuen Akku-Produkte werden zudem neue Baumscheren sowie Rasenmäher auf den Markt kommen.