Beteiligt sich Porsche?

Varta meldet vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren an

CEO Michael Ostermann (l.) und CFO Marc Hundsdorf erklären, wie Varta gerettet werden soll.(Quelle: Varta, Montage: Dähne Verlag)
CEO Michael Ostermann (l.) und CFO Marc Hundsdorf erklären, wie Varta gerettet werden soll.
24.07.2024

Mit einem radikalen Schuldenschnitt und womöglich dem Einstieg von Porsche soll der Batteriehersteller Varta gerettet werden. Das Unternehmen hatte am Sonntagabend dem Amtsgericht Stuttgart ein Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) angekündigt, auch vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren genannt. So „soll eine Insolvenz nachhaltig abgewendet werden“, erklärte CEO Michael Ostermann. Dies sei möglich, weil das Sanierungsgutachten, dass derzeit aktualisiert werde, fast fertig sei und dem Batteriehersteller bescheinige, dass die Gefahr einer Liquiditätsunterdeckung in den nächsten zwölf Monaten nicht bestehe, danach aber eintreten könnte.

Varta ist aber zu hoch verschuldet – die Rede ist von rund 500 Mio. Euro –, um die V4Drive-Akkus fertig zu entwickeln. Das aber wiederum gilt als Voraussetzung dafür, dass der Autobauer Porsche sich an dieser Unternehmenssparte von Varta beteiligt. Verhandlungen darüber waren erst vor einer Woche bekannt gegeben worden (diy berichtete).

Varta steckt schon länger in der Krise und hatte dafür vor allem die nachlassende Nachfrage nach kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen, anhaltende Probleme mit den Lieferketten und Billigkonkurrenz aus Asien verantwortlich gemacht. Zu allem Überfluss waren die Ellwanger dann im Februar auch noch Opfer von Hackern geworden, was die Produktion für mehrere Wochen lahmgelegt.

Die Umsetzung des Restrukturierungskonzepts im StaRUG-Verfahren soll Arbeitsplätze sichern und „Gläubigerinteressen besser als mögliche Alternativszenarien schützen“, so Vartas Interim-Pressesprecher Dirk Schmitt von Rosenberg Strategic Communications. Die Reduzierung der aktuellen Schulden stehe dabei im Fokus. Ein Schuldenschnitt soll den Ausweg liefern.

„Zu diesem Schritt wären die Gläubiger der Varta zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nur bereit, wenn ein Kapitalschnitt auf null erfolgt (das bestehende Grundkapital wird auf null herabgesetzt) und frisches, für die Restrukturierung benötigtes Kapital (Fremdkapital oder Eigen- und Fremdkapital), eingebracht wird“, erklärte Varta in einer Pressemitteilung. Dadurch verlören alle bestehenden Aktien ihren Wert und die Börsennotierung der Varta AG würde „zeitnah dauerhaft eingestellt (Delisting)“.

Für Varta gehe es bei dem Neuanfang nicht nur um einen jährlichen Umsatz von mehr als 800 Mio. Euro weltweit, sondern auch um den Erhalt der Geschäftsbeziehungen zu mehr als 3.000 Zulieferern sowie über 10.000 Handelspartnern, Fachhandwerksbetrieben und Kunden in über 100 Ländern“, hielt CFO Mark Hundsdorf fest.

Zu einem Neuanfang gehöre laut Pressemitteilung auch die Beteiligung von Finanzgläubigern und Investoren, um einen finanziellen Bedarf im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich zu decken. Dazu liefen „konstruktive Verhandlungen mit unterschiedlichen, potenziellen Investoren, unter anderem einer vom derzeitigen mittelbaren Mehrheitseigentümer Dr. Michael Tojner kontrollierten Gesellschaft, der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, sowie weitere interessierte Parteien, mit denen unterschiedliche Vorschläge diskutiert werden.“

Der Varta-Vorstand gehe davon aus, zügig zu einer Einigung hinsichtlich einem der diskutierten Vorschläge zu kommen und entsprechende Vereinbarungen mit den relevanten Parteien abschließen und einen Restrukturierungsplan zur Abstimmung stellen zu können.

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