Der bisherige Geschäftsverlauf in diesem Jahr hat der Eurobaustoff erhebliche Umsatzrückgänge beschert. Bis Mitte Juni ist ein Minus von rund 16 Prozent beim zentralfakturierten Umsatz aufgelaufen. „Das hat schon ins Kontor gehauen“, sagte Dr. Eckard Kern, Vorsitzender der Geschäftsführung, auf der Gesellschafterversammlung der Kooperation in Baden-Baden. Für sich genommen seien die Zahlen nicht „superkritisch“, dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund zweistelliger Zuwachsraten 2020 und 2021 sowie einem Plus von 9,03 Prozent auf 9,082 Mrd. Euro zentralfakturierter Umsatz im vergangenen Jahr. „Wir hatten tolle Jahre“, resümierte Kern. Nun sei man allerdings mit einem Mengenrückgang konfrontiert.
Einmal mehr kritisierte Kern die politischen Vorgaben aus Berlin. „Wir haben eine Gemengelage, die es für den Bau und für unsere Branche schwer macht“, sagte er und meinte damit unter anderem, dass zwar 700.000 Wohnungen in Deutschland fehlen, aber 2022 nur 295.500 fertiggestellt wurden. Außerdem beklagte er den hohen Regulierungsdruck durch Baunormen, die Verteuerung des Bauens und eine falsche Förderpolitik. „Die Politik fremdelt einfach mit dem Bau“, sagte Kern.
Sein Geschäftsführungskollege Hartmut Möller wies in diesem Zusammenhang auch auf die kritische Situation der Lagerbestände im Baustofffachhandel hin. Hintergrund sind hohe Bevorratungen noch bis Ende 2022, während die Ware nun nicht in ausreichendem Maße abfließt, weil Bauprojekte ins Stocken geraten. Möller stellte außerdem die Prognosen der Eurobaustoff-Zentrale für die verschiedenen Geschäftsfelder im Jahr 2023 vor. Für den Einzelhandel erwartet er zwar eine wieder gute Warenverfügbarkeit, jedoch auch Kaufzurückhaltung bei den Kunden und heftige Preiskämpfe. Es seine Rückgänge im hohen einstelligen Bereich zu erwarten.
In seinem zusammenfassenden Schlusswort sprach auch Boy Meesenburg, der Aufsichtsratsvorsitzende der Eurobaustoff, von einem „scharfen Kurswechsel von der Warenuntervesorgung zur Warenüberversorgung“. Er informierte die Gesellschafter außerdem über eine wichtige Personalie, die für weitere Kontinuität in der Kooperation sorgt: Der Vertrag mit Dr. Eckard Kern, der 2024 ausgelaufen wäre, wurde um weitere fünf Jahre bis 2029 verlängert. So lange läuft auch der aktuelle Vertrag von Hartmut Möller; das dritte Geschäftsführungsmitglied Jörg Hoffmann ist bis 2025 verpflichtet. „Besser als die Eurobaustoff kann man in der Krise nicht aufgestellt sein“, sagte Meesenburg zur aktuellen und künftigen Geschäftsführung.