Kleine Fische? Ja, aber sie sollten sich in den kommenden Jahren zu einem veritablen Hai formieren, zum heute fünftgrößten Baumarktunternehmen Deutschlands mit 350 Märkten. Und sie waren sogar so frech, daraus ihr Markenzeichen zu machen: Den EMV-Profi-Hai als Summe aus "freien Unternehmern mit Biss".
Nun ist ja der Wunsch, "etwas selber machen zu wollen", die Basis unserer gesamten Branche. Wo kämen wir hin, wenn es keinen produktiven Eigensinn und keinen Wunsch nach selbstbestimmtem Handeln gäbe? Die Gründungsväter der EMV-Profi und ihr Anführer Peter Lang, der zuvor 13 Jahre Geschäftsführer der EK-Tochter DIY Zentraleinkauf war, wollten nicht Teil der Zeus werden, der am 1. Januar 1998 als Verbindung von EK Großeinkauf und EDE gegründeten neuen Einkaufszentrale. Sie fürchteten um ihre unternehmerische Freiheit, wollten sich nicht mit einem übermächtigen Management auseinandersetzen und vor allem vollen Einblick in und Zugriff auf die Zentralregulierungserträge haben.
Am Rande der Gesellschafterversammlung der DIY Zentraleinkauf in Agadir trafen sich die "Verschwörer" in den Dünen und schon kurz darauf zum Rütli-Schwur: Am 21. März 1997 fand in der Autobahnraststätte Kassel-Ost unter dem Motto "Frühlingserwachen" die Gründungsversammlung der EMV statt. Was auch immer man von den Motiven dieser Schweiz unter den DIY-Nationen halten mag: Sie floriert seitdem ebenso wie das eigensinnige Alpenvölkchen.
Aber auch für die frisch gegründete Kooperation war aller Anfang schwer. Beim offiziellen Start am 1. Januar 1998 gab es noch keine Zentrale, die Geschäfte wurden in einer Drei-Zimmer-Wohnung abgewickelt. Immerhin gelang es Peter Lang und seinen Mitstreitern, fast alle DIY-Zentraleinkauf-Lieferanten auch für EMV zu gewinnen, insbesondere Conmetall und kwb unterstützten die Neugründung intensiv.
Ein wesentlicher Erfolgsbaustein war zweifellos die 1999 besiegelte Mitgliedschaft in der Markant. So konnte Lang schon nach einem Jahr Bestehen der EMV der Fachpresse stolz mitteilen, dass sich die Zahl der angeschlossenen Märkte um fast 100 Prozent auf 71 mit einem Außenumsatz von 400 Mio. DM gesteigert hatte.
Eine Zentrale mit immerhin zehn Mitarbeitern gab es nun auch. Überhaupt gaben sich die kleinen Fische trotz der wachsenden Marktkonzentration in der DIY-Branche recht siegesgewiss: "Es gibt immer noch selbständige, mittelständische Betriebe, die Interesse an einer Mitgliedschaft haben", erklärte Lang in einem Interview im April 1999. Wie Recht er hatte! Schon ein Jahr später vermehrte der Zusammenschluss mit den Profi-Märkten die Zahl der Mitglieder um 43, und die Kooperation bekam ihren Doppelnamen.
2001 beschlossen die EMV-Profi und die 30 Fachmärkte umfassende Landfuxx-Gruppe, zum beiderseitigen Wohl ihre Einkaufs- und Marketing-Aktivitäten zu bündeln, und profitieren seitdem gemeinsam vom boomenden Heimtier-Markt.
Das machte Lust auf mehr, so dass die nun in Lage ansässige Zentrale 2005 die Zusammenarbeit mit Celo, der Dachorganisation von vier Fachkooperationen im Baustoff- und Bedachungshandel, aufnahm und sich 2006 nach dem gleichen Win-Win-Prinzip mit Holzring zusammentat: Durch die "Kooperation der Kooperationen" können alle Partnerbetriebe die Sortimentskompetenzen und Konditionen der angeschlossenen Verbundgruppen nutzen. Kurz darauf wurde die Zusammenarbeit mit dem Baustoffring besiegelt, und seit Anfang 2009 gehört auch die EGN Nordbau mit zum Team.
Aber EMV-Profi wäre nicht da, wo sie ist, wenn sie nicht auch die eigenen Marketing- und Werbeaktivitäten kräftig und eigenständig weiterentwickelt hätte: Die wachsende Zahl der Zentralmitarbeiter entwickelte erfolgreiche Eigenmarkenprogramme, ein stetig wachsendes Programm individualisierbarer Werbemittel und auf Wunsch sogar komplette Marketingkonzepte auf Basis eines ausgefeilten Betriebsvergleichskonzepts.
Das schon 2002 eingeführte Benchmarking vergleicht nämlich "Äpfel mit Äpfeln", also Daten weitgehend ähnlicher Märkte und Betriebsarten, und ermöglicht den Mitgliedern so eine aussagekräftigere Bewertung ihres Unternehmens, als es auf Basis der üblichen Branchendaten möglich wäre. Für die strikte Praxistauglichkeit aller Einkaufs-, Marketing- und Vertriebskonzepte sorgt das Modell der Gremiendemokratie: Bei EMV-Profi entscheiden gewählte Beiräte über die wichtigsten zentralen Maßnahmen.
Und wie es sich für institutionalisierte Rebellen gehört, steht es jedem Partnerunternehmen völlig frei, ob und welche Dienstleistungen es in Anspruch nimmt. Denn der auf genaue Kenntnis seines Umfelds und seiner Kunden entwickelte unternehmerische Eigensinn ist oft erfolgreicher als generalisierende Marketingvorgaben. Wie erfolgreich? So sehr, dass es langweilig wäre, näher auf das seit 1997 stets über dem Branchendurchschnitt liegende Wachstum einzugehen.
Die Partner, allesamt gestandene Unternehmer, neigen ohnehin eher zu kaufmännischer Nüchternheit und freuen sich lieber im Stillen über die hohen Rückvergütungen, die ihnen ihre Kooperation viermal jährlich beschert. Wenn sie nicht gerade auf einer ihrer legendären Gesellschafterreisen sind, aber das ist eine ganz andere Geschichte.