Eine Großrolle XPS  in der Produktion.
Eine Großrolle XPS  in der Produktion.

Selit

Mit dem Ohr am Markt

Selit hört genau hin, was die Kunden wollen. Ein Wunsch: ­nachhaltigere, lokal produzierte Lösungen. Das bietet der ­Spezialist für Verlegeunterlagen insbesondere mit seiner neuen Eco-Reihe.

„Eigentlich ist Trittschalldämmung der falsche Begriff“, findet Selit-Geschäftsführer Roland Skibbe. Denn die Verlegeunterlage, wie das Produkt bei dem Rheinhessischen Unternehmen genannt wird, kann viel mehr: Eine Verlegeunterlage, die als Faltplatte oder Rolle unter einem Laminat-/Parkettboden oder Vinyl-/Design-Boden zu verlegen ist, ist nicht nur in der Lage, Geräusche zu schlucken, sie kann auch Unebenheiten im Untergrund ausgleichen, isolieren und Wärme durchlassen, den Ober- und Unterboden vor Druckbelastungen, Feuchte und Witterungseinflüssen wie Sonne schützen – und dabei sogar nachhaltig sein. Denn die Schaumbahnen bestehen zu 100 Prozent aus extrudiertem Polystyrol (XPS) bzw. Polyolefin (XPO). Es sind also Monomaterialien, die sich durch ihre Mono-Struktur ganz einfach und komplett recyceln lassen. Zudem werden seit 2009 die produktionsbedingten Schaumabfälle in einer unternehmenseigenen Recyclinganlage am Standort in Erbes-Büdesheim geschreddert und regranuliert, sodass sie wieder dem Herstellungsprozess zugeführt werden können. Dadurch erreiche man aktuell eine Recyclingquote von 95 Prozent, erklärt Skibbe.

Selit, Marketingleiterin Lydia Bober und Geschäftsführer Roland Skibbe
Marketingleiterin Lydia Bober und Geschäftsführer Roland Skibbe haben geschaut, was in Sachen Nachhaltigkeit noch möglich ist. (Quelle: Dähne Verlag, Rinn)

Doch dabei ließen es die Recyclingexperten nicht bewenden. „Wir haben geschaut, was mit Blick auf Nachhaltigkeit noch möglich ist“, berichtet Marketingleiterin Lydia Bober. Dabei fanden sie heraus, dass sich Polymere aus erneuerbaren Rohstoffen in die XPS-Mischung einspeisen lassen. Das wurde nun in der neuen und in diesem Jahr erweiterten Produktserie Seliteco umgesetzt. 60 Prozent der Verlegeunterlage bestehen aus den sogenannten biobasierten Materialien und Rezyklat. Das zahlt auch auf den ökologischen Fußabdruck ein: Durch die Reduktion von Primärrohstoffen fällt der CO2-Ausstoß laut Unternehmen um mindestens 20 Prozent geringer aus. Auch die Verpackung wurde angepasst und besteht zu 100 Prozent aus recyceltem FSC-Papier. In der Schrumpffolie wurden 30 Prozent Rezyklat verarbeitet. Wie viele andere Produkte ist die Unterlage zudem frei von Weichmachern, Formaldehyd und sonstigen Schadstoffen und hat dafür auch den Blauen Engel erhalten.

Selit
Die Parkett-/Laminat- und  Vinyl-/Designboden-Unterlagen sind nachhaltig und  zu  100 Prozent kreislauffähig. (Quelle: Selit)

„Wir haben das Ohr am Markt, was hinsichtlich Nachhaltigkeit technisch möglich und umsetzbar ist“, sagt Bober. Dabei hilft zum einen die Zusammenarbeit mit der Industrie – denn ein Drittel des Selit-Geschäfts macht die industrielle Belieferung der Bodenbelagshersteller mit Großrollen zur Direktkaschierung aus. Zum anderen sind die Bodenexperten Mitglied in den Verbänden EPLF und MMFA und deren Normungsgremien, aus denen Selit immer wieder interessante Impulse mitnimmt, freut sich die Marketingleiterin. Und auch Marktforschung ist ein wichtiger Pfeiler. So fand Selit erst kürzlich bei einer Endverbraucherbefragung heraus, dass „Made in Germany“ noch immer für besondere Qualität steht und dazu in der Lage ist, Vertrauen zu vermitteln. Insbesondere mit Blick auf die Probleme in der Lieferkette in den vergangenen Jahren habe die Herkunftsbezeichnung neue Bedeutung erfahren, berichtet Skibbe. „Wir stehen zu Made in Germany“, betont er. Die Produktion ins Ausland zu verlagern, habe nie zur Diskussion gestanden. Ohnehin sei man mit dem Standort sehr zufrieden, unterstreicht der Vertriebsfachmann die gute Lage und Anbindung.

In Erbes-Büdesheim stehen 60.000 m2 zur Verfügung, davon rund 20.000 m2 Lagerfläche. Auf dem Dach des Zentrallagers wurde 2021 eine Photovoltaik-Anlage installiert, die den Standort mit erneuerbarer Energie versorgt. Zudem gibt es ein zertifiziertes Energiemanagement-System, das dazu beiträgt, Ressourcen zu schonen. In der Produktion finden sich acht XPS- und XPO-Extruder, zwei EPS-Schäumanlagen für die Herstellung von Schaumstoff sowie acht Nachschäumanlagen, die für die endgültige Produktstabilität sorgen.

Selit
Die Verlegeunterlagen halten auch hohen Druckbelastungen stand. (Quelle: Dähne Verlag, Rinn)

Zusätzlich steht in dem Technikum genannten F&E-Unternehmensbereich ein gesonderter Versuchsextruder zur Verfügung, mit dem neue Rezepturen getestet werden können, ohne den laufenden Betrieb zu stören. In einem eigenen Speziallabor finden außerdem Tests statt.

Hier gibt es auch eine Temperaturkammer zur Simulation von Schwankungen von -10 bis +60 Grad, in der man die „verheerenden Auswirkungen“ von Sonneneinstrahlung auf nicht richtig geschützten Vinylboden live erleben kann, wie Bober es ausdrückt. So können sich auf dem Oberboden Abzeichnungen vom Untergrund abbilden, wenn die Sonne nur lang genug darauf scheint. Um das zu vermeiden, sei es unerlässlich, vorher zu prüfen, wie der Unter- und der Oberboden beschaffen sind, ob es etwa Unebenheiten oder eine Fußbodenheizung gibt, wie hoch die Feuchtigkeit im Raum ist und welchen Belastungen der Boden ausgesetzt ist. All diese Faktoren spielen bei der Auswahl der zum Bodenbelag optimal passenden Verlegeunterlage eine Rolle. „Viele Parameter sind zu beachten. Die Verlegeunterlage ist ein sehr technisches Produkt“, erklärt die Marketingexpertin eine Herausforderung, die das Unternehmen umtreibt. „Viele Endverbraucher tun sich damit bei der Kaufentscheidung schwer.“ Um ihnen den Auswahlprozess zu erleichtern, hat Selit einen Konfigurator entwickelt, der online die nötigen Eigenschaften abfragt und die ideale Lösung vorschlägt. Dieser findet sich entweder auf einem Display im Markt oder wird per QR-Code am Regal kommuniziert. Zusätzliche Hilfestellung bieten Regalausstattung und POS-Material wie Regalstopper.  

Alle Nachhaltigkeitsmaßnahmen und -ziele des Unternehmens wurden in einem Sustainability-Commitment zusammengefasst und gliedern sich in die Bereiche Produkte, Produktion und Verpackung. Damit will der Hersteller, auch vor dem Hintergrund des Europäischen Green Deal, der Kreislaufwirtschaft näherkommen.

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