Als zweiter deutscher Baumarktbetreiber hat Obi Ende Februar einen eigenen Online-Marktplatz im Rahmen des Shops auf obi.de eröffnet. Seit Oktober ist Hornbach, die Nummer drei im deutschen Branchenranking, in diesem Geschäftsfeld tätig. Bauhaus hat ein Engagement als Marktplatzbetreiber angekündigt, ist damit aber noch nicht live gegangen.
Aber was ist so reizvoll an diesem Geschäftsmodell, mit dem man sich doch eigentlich die Konkurrenz ins Haus holt? Warum macht man das als Baumarktbetreiber? Stellt man Michael Maihaus, der als Vice President Product Partnering bei Obi für den neuen Marktplatz zuständig ist, diese Frage, wird er zunächst grundsätzlich: Es sei Teil der Strategie, den Kunden ein noch breiteres und tieferes Produktangebot zu bieten, welches das aktuelle Retail-Sortiment ergänzt, und hierfür mit neuen Partnern zusammenzuarbeiten.
Und es sei überhaupt Teil des Partner-Gedankens bei Obi; er nennt die Franchisepartner, die Lieferanten, die als Partner gesehen werden, die Verzahnung des stationären Handels im Omnichannel-Konzept und das bei Obi so genannte Solution Partnering, also die Planung und Umsetzung kompletter Projekte durch externe Anbieter – Partner eben. Es gehe um die – in der Baumarktbranche seit einiger Zeit häufig genannte – „Befähigung des Kunden und darum, ihm die besten Angebote mit den besten Partnern zur Verfügung zu stellen“. Auf Produktebene kommt da nun eben der Marketplace hinzu, der das Sortiment erweitert um die potenziell passenderen Produkte. Aus Kundensicht gesehen: „Es gibt so viele unterschiedliche Kundenbedarfe und -geschmäcker, dass – auch wenn wir heute schon über 200.000 Artikel stationär und online anbieten – wir bei weitem noch nicht alles abdecken, was es an relevantem Heim- und Gartensortiment gibt.“
Auf diese Weise will Obi einen der Vorteile für sich gewinnen, mit dem der Onlinehandel punkten will, seit es ihn gibt: den sogenannten Long Tail, also die Verlängerung des Regals mit Artikeln, die stationär nicht vorgehalten werden, etwa weil sie zu selten nachgefragt oder in der Logistik zu umständlich sind. Beispiele dafür wären Gartenmöbel, Gartenhäuser oder Badefässer, deren Nachfrage aktuell enorm steigt. So gewinnt der Marktplatzbetreiber einerseits schneller Einblicke in Trends und kann andererseits Produkte schneller anbieten, ohne selbst ins Risiko gehen zu müssen.