Ein Gewinn für alle

Teilweise können Verbraucher gar nicht mehr durchblicken bei dem Tohuwabohu an Siegeln und Logos, die auf manchen Produkten aufgedruckt sind. Natürlich gibt es sinnvolle und bewährte Gütezeichen wie FSC, den Blauen Engel, Made in Germany, GS, Stiftung Warentest oder TÜV, die den Endkunden wirklich bei der Auswahl im breiten Sortiment unterstützen. Aber mitunter tummeln sich auch allerlei weitere, unbekannte und teils frei erfundene Qualitätsversprechen auf den Verpackungen, die dann eher verwirren statt zu erleichtern.

Umso erfreulicher, dass die EU jetzt den Dschungel dieser Label lichtet und mit dem „Green Claims Act“ aufräumt. Natürlich wird es für Unternehmen schwieriger, mit der Umweltfreundlichkeit ihrer Produkte zu werben, wenn jede kleine Aussage auch wirklich belegt werden muss. Allgemeine Bezeichnungen wie „umweltfreundlich“ oder „ökologisch“ dürften nur noch schwer durchzusetzen sein. Aber für Hersteller und Handel ist das auch eine Chance. Denn Mogelpackungen, die bloß viel versprechen, ohne dass die Firmen dahinter wirklich etwas für die Nachhaltigkeit tun, haben es künftig schwerer, gegen ernsthaft bemühte Unternehmen zu bestehen, die vorher im „Geschrei“ der Greenwasher in der Aufmerksamkeit der Verbraucher – verständlicherweise – eher untergingen.

Die EU-Richtlinie über Umweltaussagen schafft mehr Transparenz und letztlich Vertrauen der Endverbraucher in die Versprechen der Industrie. Und die Hersteller können sich an festen Regeln orientieren, was erlaubt ist und was nicht. Jetzt mal ehrlich: Wer hat denn wirklich noch an die Klimaneutralität all der Produkte mit all den Zertifikaten geglaubt? Überprüfbare Aussagen statt hehrer – aber mitunter unglaubwürdiger – Versprechen sind da vielleicht doch ein Gewinn für alle.

Oliver Mengedoht