Das Cover der aktuellen Titze-Studie.
Das Cover der aktuellen Titze-Studie.

Badmöbel

Schweiz, Niederlande und ­Italien überdurchschnittlich

Die Stimmung ist schlechter als die Zahlen, ist Unternehmensberater Winfried Titze überzeugt, denn: „Es gibt einen Riesen-Nachholbedarf.“

Der Badmöbelmarkt in Europa trotzte in den vergangenen drei Jahren den Problemen durch Covid-19, Krieg in der Ukraine, hohe Inflation in Europa sowie den Lieferproblemen durch verschiedene Materialengpässe. Durch all diese Krisen von 2020 bis 2022 entwickelte sich der Markt jedoch unterschiedlich. Das ist ein Kernpunkt der neuen Studie „Badmöbel, Spiegelschränke und Lichtspiegel in Europa – Top 10 Länder im Vergleich von 2015 bis 2030“ der rheinischen Unternehmensberatung Titze. Den Markt treibe aber weniger der einbrechende Neubau an, sondern vor allem die Modernisierung und die Renovierung von Badezimmern.

Das Volumen für Modernisierung und Renovierung ist jedoch gewaltig.
Winfried Titze, Unternehmensberater   

Der Handel profitierte demnach von starker Nachfrage. Ebenso boomte bei Badmöbeln der wachsende Objektmarkt weltweit und den Endkunden wurde durch den kontinuierlich wachsenden Onlinehandel vollständige Preistransparenz der Produkte geboten. Die zukünftige Entwicklung sei diffizil, so die Neusser. Das Neubauvolumen lag bis zum Jahr 2021 auf hohem Niveau und leidet seit 2023 erheblich unter einer hohen Inflation und steigenden Zinsen. „Das Volumen für Modernisierung und Renovierung ist jedoch gewaltig und wird in der zweiten Lebenshälfte von sehr vielen Endkunden umgesetzt“, erklärt Unternehmensberater Winfried Titze.

Natürlich könnten der Verlauf des Krieges in der Ukraine, die aktuelle politische Situation im Nahen Osten sowie die im Frühjahr 2023 entstandene, eher schwierige Wirtschaftslage die Absatzsituation weiter beeinflussen. „Wir gehen in unserer Analyse jedoch davon aus, dass diese weltpolitischen Problemstellungen zwar 2023 einen Einfluss ausgeübt haben, aber schon 2024 wird die Entwicklung des Themas Nachhaltigkeit Oberhand gewinnen.“ Diese Entwicklung werde neben dem verhaltenen Neubau vor allem vom Potenzial der Modernisierung und der Badrenovierung angetrieben.

Scheurich stellt dem Handel ein komplettes Modulsystem zur Verfügung.
Scheurich stellt dem Handel ein komplettes Modulsystem zur Verfügung. (Quelle: Pexels.com, Quark Studios)

Im Jahr 2022 wurden Badmöbel, Spiegelschränke und Lichtspiegel im Wert von 2,667 Mrd. Euro zu Herstellerabgabepreisen in den Top-10-Ländern Europas verkauft. Das waren 11,6 Prozent mehr als noch 2020. Die Summe entspricht laut Titze einem kumulierten Handelsvolumen von 6,442 Mrd. Euro in den Ländern Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande, Belgien, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien und Polen.

Trends sind also nicht generell global, sondern häufig nur regional.
Winfried Titze, Unternehmensberater

Deutliche Veränderungen

Fast 77 Prozent des Umsatzvolumens entfielen aktuell auf Badmöbel, weitere 12 Prozent auf Spiegelschränke und 11 Prozent auf Lichtspiegel. 2023 sei vor allem der Anteil der Lichtspiegel deutlich angestiegen. Der Markt zeigt deutliche Veränderungen bei Materialien, Oberflächen und auch Farben. Hinzu kommen signifikante Unterschiede in den Ländern. „Trends sind also nicht generell global, sondern häufig nur regional“, betont der Unternehmensberater.

In Europa verkaufen aktuell 414 relevante Anbieter Badmöbel, Spiegelschränke und Lichtspiegel, darunter 368 in den stärksten zehn Ländern. Den größten Anteil erreichen davon mit 85 und 82 Herstellern und jeweils rund 20 Prozent des Anteils die Länder Italien und Deutschland.

Die zehn umsatzstärksten Hersteller erzielen demnach 26,9 Prozent des Verkaufs aller Badmöbel, Spiegelschränke und Lichtspiegel. „Auffällig ist die Häufung mit fünf deutschen und drei spanischen Herstellern in den Top 10“, sagt Winfried Titze. Die ersten Plätze sichern sich demnach Royo, Burgbad und Pelipal.

(Quelle: Unternehmensberatung Titze)

Im Durchschnitt aller Länder erreiche der Möbel- und Küchenhandel 29,9 Prozent Marktanteil. Es folgten mit weitem Abstand der Bad- und Sanitärhandel mit 21,4 und die DIY-Märkte mit 18,0 Prozent. Auf dem Vormarsch bleibe mit wachsender Dynamik der Distanzhandel. Speziell in Großbritannien habe er schon heute deutlich die Marktführerschaft übernommen. Im Durchschnitt aller Länder komme der Distanzhandel aktuell auf 18,5 Prozent, mit steigender Tendenz.

In den einzelnen Märkten sind signifikante Unterschiede innerhalb der Vertriebsstrukturen festzustellen. Im Jahr 2023 trennte sich auf Basis der Daten der ersten neun Monate die Spreu vom Weizen, heißt es weiter. Drei Länder erreichen steigende Umsätze, ein Land bleibt unverändert und sechs Länder leiden unter einer rückläufigen Inlandsmarktversorgung: „Die Schweiz, die Niederlande und Italien performen überdurchschnittlich gut“, berichtet Unternehmensberater Winfried Titze. In Belgien bleibe der Umsatz stabil, in den anderen sechs Nationen Deutschland, Österreich, Großbritannien, Frankreich, Spanien und Polen eher rückläufig.

Die Stimmung in Deutschland sei schlechter, als sie sein müsste, so Titze: „Ich sehe die Entwicklung durchaus positiver als viele andere: Bei Renovierung und Modernisierung gibt es einen Riesen-Nachholbedarf.“

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