Einfach bis experimentell

Das Deutsche Tapeten-Institut hat sich auf den Einrichtungsmessen auf die Suche nach aktuellen Stilen gemacht, die die vielseitige Einrichtungskultur der Deutschen widerspiegeln, und dabei vier Trends identifiziert.

Die Welt ist kompliziert geworden. Viele Menschen sehnen sich in ihrem Zuhause nach einem einfachen Lebensstil: schnörkellos, unprätentiös und auf das Wesentliche reduziert. Authentizität und Achtsamkeit prägen diesen Wohnstil, der den bewussten Umgang mit Material und Farben betont. Uni- und überstreichbare Tapeten erleben ein Revival und können für mehr Nachhaltigkeit und Langlebigkeit sorgen. Dezent und unaufdringlich sind die Muster, oft inspiriert von der Natur. Natürliche Farbtöne wie Beige, Rotbraun und Grün sollen Stabilität und Bodenhaftung vermitteln. 

Den Trend zum Einfachen hat auch die Schöner Wohnen-Kollektion erkannt und bietet alles rund um den Landhausstil an. Hier finden sich natürliche Materialien wie Leinen, Baumwolle, Eichenholz oder Nussbaum, geblümte Muster, einfache Formen und helle, freundliche Farben wie Weiß, Grau oder Salbei in Kombination mit Metall in Schwarz oder Anthrazit. Fliesen in Natursteinoptik wirken rustikal. An die Wand kommt die Vliestapete „Leafage“ mit sanften Blattmustern oder die pudermatte Kreidefarbe von Schöner Wohnen-Farbe, die mit ihren Bezeichnungen, hier „Schneegestöber“ oder „Windstille“, immer auch eine Geschichte erzählen soll.

Wenn Lichtstrahlen auf Kupfer, Perlmutt oder Glasperlen treffen, die in Tapetenoberflächen eingearbeitet sind, entstehen besondere Glanzeffekte, die sich mit wechselndem Tageslicht verändern. Besonders beliebt sind Strukturen, die an natürliche Elemente wie Gestein, Marmor oder Holz erinnern. Dunkle Blau-, Petrol- und Anthrazittöne mit schimmernden Granulat-Oberflächen schaffen Tiefe. Diese Tapeten­dessins sprechen Menschen an, die das Einzigartige suchen. Sie passen zu Wohnstilen, die glamourös, klassisch, elegant oder extrovertiert sind.

Ein Beispiel dafür ist die Kollektion „Eclectic“ der Marburger Tapetenfabrik, bei der Chefdesigner Felix Diener mit Optik, Haptik, Struktur und Lichtbrechung spielt. Manche Tapeten wurden mit Glasperlen bestückt, in deren Fixierung wiederum Flitterpartikel eingearbeitet sind. Bei Lichteinfall wirken sie als Miniaturspiegel und lassen jede Perle funkeln. Ein anderes Design zeigt die typische Wasserwellen-Maserung, die man meist auf reiner Seide findet. An Gestein mit matt glänzenden Erzeinschlüssen erinnern die mithilfe einer Registerpräge gedruckten Tapeten. In Dieners Kreationen finden sich Naturfarben ebenso wie schimmernde Töne, etwa Kupfer, Perlmutt oder Platin.

Vintage und Retro erleben nicht nur in der Mode, sondern auch in der Inneneinrichtung ein Revival. Materialien wie Kork oder Jutefaser sind wieder angesagt. Der Stil präsentiert sich heute jedoch weniger schrill in Blau-, Violett- und Grüntönen. Diese Trendtapeten sprechen Individualisten und Design-Liebhaber an und passen zu Wohnstilen wie Retro, Mid Century und Elegant.

Einen Hauch von Nostalgie will auch A.S. Création mit seiner Kollektion Retro Chic verbreiten. Hier finden sich verspielte Blumenmuster im Stil der 60er- ebenso wie geometrische Formen der 70er-Jahre.

Inmitten des Trubels und der Hektik der heutigen Welt sehnen sich viele Menschen nach Ruheoasen. Interieurs und Tapeten in sanften Beige- und Weißtönen erinnern an die Stille einer Winterlandschaft und schaffen solche persönlichen Rückzugsorte. Helle Tapetenfarben können eine elegante oder verspielte Atmosphäre vermitteln, wirken stets aber dezent und zurückhaltend. Dessins, die wie gewebtes Material – Bouclé oder Cord-Optik – anmuten, verbreiten eine warme Stimmung. Hierzu passen klassische, minimalistische oder skandinavische Wohnstile.

Zwei Trends bleiben erhalten: Blätter-, Gräser- und ähnliche Pflanzenmotive sind weiterhin beliebt, diesmal allerdings abstrakter. Auch organische Formen finden sich auf den neuen Tapeten. Die welligen Musterungen spielen mit Farbnuancen. Was geht, sind die Dschungel-Designs – nach zehn Jahren verabschiedet sich dieser Trend schließlich von der Wand.