Die Bau- und Heimwerkermärkte in Deutschland haben ihren Gesamtumsatz um 7,8 Prozent und auf bereinigter Fläche um 7,2 Prozent gesteigert. Punkt. Hätte man diesen Satz vor 2020 geschrieben – die Branche wäre wohl aus dem Champagnerkorkenknallen nicht mehr herausgekommen. Im Jahr 2023 geschrieben und auf das Jahr 2022 bezogen, liest man jedoch mit drei Jahren Pandemieerfahrung im Kopf und weiß: Bei diesem ständigen Auf und Ab muss man genau hinschauen, um die Zahlen richtig zu interpretieren.
Da ist vor allem die Interpretation, die das Branchengeschehen mit der konjunkturellen Großwetterlage vergleicht. Und da perlt der Champagner dann nicht mehr so: Wegen der Inflation von 6,9 Prozent im Jahresmittel betrug das reale Wachstum gerade einmal 0,9 Prozent. Einerseits.
Andererseits kann man auch das als gar nicht so schlecht interpretieren. So sieht es auch Franz-Peter Tepaß, Vorstandsmitglied bei Obi und Sprecher des BHB-Vorstands, der die Zahlen des BHB auf einer Pressekonferenz im März vorgestellt hat: „Real sind wir etwas besser gewachsen als die Inflation.“
Er wies außerdem darauf hin, dass das durchschnittliche jährliche Wachstum von 2019 bis 2022 über den Inflationsraten dieser Jahre lag und 4,0 Prozent betragen hat. Zum Vergleich: In den Jahren 2016 bis 2018 lag die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des Umsatzes bei 2,3 Prozent. Insgesamt wurde 2022 ein Volumen von 21,92 Mrd. Euro brutto erreicht. Gegenüber 2019 ist das ein Plus von 12,6 Prozent.
Diese Zahlen des GfK-Total-Store-Reports Deutschland, die der BHB heranzieht, beziehen sich auf Baumärkte mit einer Verkaufsfläche ab 1.000 m². Nimmt man übrigens die kleineren Märkte hinzu, ergibt sich ein Umsatz von 26,44 Mrd. Euro und ein höheres Wachstum von 8,9 Prozent.
Hochinteressant ist die Interpretation der Zahlen, wenn man die monatlichen Veränderungsraten mit der jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Stimmungs- und Nachrichtenlage vergleicht. Oder wie es Tepaß formulierte: Das sind „die Gefühlslagen unserer Kunden“.
So lassen sich die Zahlen regelrecht als Chronik des Jahres 2022 lesen. Die Rückgänge im Juni und Juli interpretiert Tepaß so: „Da haben sich die Menschen belohnt“ – sie sind in den Urlaub gefahren und nicht in den Garten gegangen. Im August dann haben die Verbraucher ihre Bevorratung mit Brennstoffen vom Oktober und November vorgezogen und wieder für ein Plus gesorgt.