Produkte wie Möbelgleiter, Türstopper, Transporthilfen, Möbelrollen, Tischbeine oder Garderobenleisten wirken für die meisten Menschen erst einmal nicht besonders sexy. Doch wer Ellen und Ulrich Wagner, den Geschäftsführern der Wagner System GmbH, und Vertriebsleiter Peter Gralla zuhört, erkennt schnell, dass hier viel mehr geboten wird als gewöhnliche Helfer für Haus und Garten. In den Produkten von Wagner steckt viel Hirnschmalz und Liebe zum Detail. Und einiges aushalten müssen sie auch. Hinzu kommen aktuelle Trends wie Nachhaltigkeit, Gemütlichkeit und die Verknüpfung zwischen stationärem Handel und Onlinekanälen.
Mit seiner Hausmesse, die aktuell in einer der Werkshallen am Firmenstandort Lahr aufgebaut ist, will das Familienunternehmen aus dem Schwarzwald all diese Anforderungen in einem Markenauftritt unter einen Hut bringen. Während nebenan die Spritzgussanlagen einen Kunststoff-Gleitaufsatz nach dem anderen ausspucken, werden Besucher durch den rund 250 m2 großen Ausstellungsraum geführt. Präsentiert wird das gesamte Eisenwarensortiment mit zahlreichen Neuheiten; direkt nebenan ist ein weiterer Messestand mit dem kompletten Gartensortiment aufgebaut. Die Hausmesse biete überzeugende Vorteile, unterstreicht Ulrich Wagner: mehr Zeit für die Kunden, die Wahl zwischen virtueller Präsentation per Videoübertragung oder einer Vorstellung in Präsenz sowie eine rechtzeitige Planung für die nächste Saison im Handel. „Die Spoga+Gafa im Sommer und auch die Eisenwarenmesse im Herbst sind dafür zu spät angesetzt“, erklärt der Inhaber, der das 1977 gegründete Unternehmen gemeinsam mit seiner Schwester Ellen von ihren Eltern übernommen hat. „Unsere Kunden brauchen jetzt verkaufsstarke Innovationen, nicht erst in einem halben Jahr“, hebt auch Peter Gralla hervor.
Neu sind nicht nur die gezeigten Produkte, auch die Präsentation wurde überarbeitet. Die Körbe mit loser Ware wurden halbiert und übereinander platziert. Verbinder und Befestigungsmaterial sind in einer Schiebewand untergebracht. Der Kunde kann das benötigte Zubehör auswählen und kombinieren. Die Verpackungen wurden ebenfalls optimiert. „Wir haben uns von Blister-Verpackungen weitestgehend verabschiedet“, berichtet Ellen Wagner. An ihre Stelle treten nun dünne, transparente Beutel, angeheftet an einen Reiter aus FSC-zertifiziertem Karton. Manche Artikel kommen ganz ohne Umverpackung aus. Durch diese Maßnahmen sind sie besser sichtbar und spürbar und das Recycling der Verpackung wird erleichtert – die Karte kommt ins Altpapier, der Beutel ins Kunststoff-Recycling.
Praktisch sei der neue Aufbau auch für den Handel, so die Unternehmerin weiter. Die Verpackung sei deutlich verschlankt, wodurch mehr Präsentationsfläche gewonnen werde, um das komplette Sortiment und damit eine große Produktvielfalt anbieten zu können. Darüber hinaus setzt Wagner auf sprachneutrale Gestaltung. Denn das Unternehmen ist auf allen Kontinenten weltweit aktiv. Wenn nicht für jedes Land ein eigener Reiter bedruckt werden muss, entfallen die zusätzliche Herstellung, der Transport und die Lagerung verschiedener Sprachvarianten. Das spart Rohstoffe und Energie.
Endkunden erfahren durch das Scannen des Codes mit ihrem Smartphone auch, welche weiteren Materialien sie zur Befestigung oder zum Aufbau benötigen. „Wir bieten ihnen allen erforderlichen Content“, hebt Eva Schilling hervor, „und das, noch bevor sie den Markt verlassen.“ Dafür passt der Anbieter seine Online-Kanäle immer wieder an aktuelle Kundenbedürfnisse an. „Hier liegt die Zukunft“, ist sich Peter Gralla sicher.
Da viele DIY-Produkte erklärungsbedürftig sind, geben Informationstafeln am Regal Auskunft über die passende Lösung für die jeweilige Anwendung. Ein Farbleitsystem macht deutlich, in welchem Bereich man gerade stöbert. QR-Codes, die auf jede Verpackung aufgedruckt sind, führen zu eigens angefertigten, individuellen Video-Tutorials. Im Netz erklärt das Unternehmen, was Heimwerker mit wenigen Handgriffen aus den Möbelteilen erschaffen können – von Nachtkästchen, Deko-Objekten oder Hockern bis zu Tischen oder Regalen.
„Das nächste große Ding“, wie Ulrich Wagner das neue Wandhakensortiment nennt, heben die drei sich bis zum Schluss des Messerundgangs auf. Der Markt für Haken sei eigentlich gesättigt, berichtet Ulrich Wagner, doch es fehle dort an Individualität und Kreativität. Das will Wagner jetzt mit seinen farbenfrohen und flexiblen Produkten ändern. Entstanden sind zwei Produktlinien, die ganz dem Claim „design yourself“ und aktuellen Trends wie Cocooning und Nachhaltigkeit entsprechen. Die erst kürzlich mit dem „German Innovation Award 2022“ ausgezeichnete Reihe „hooks4home“ besteht aus den Wandhaken Tulip und Dot, gefertigt aus wiederverwertbarem Elastomer, und der Serie Pill, die auf der Basis von Bio- und recyceltem Kunststoff in Deutschland hergestellt wird. Das verwendete Rezyklat stammt aus Kunststoffresten, die bei der Produktion von Plastikteilen in den Spritzgussanlagen übrigbleiben.
Auch die Verpackung punktet mit Nachhaltigkeit. Sie kommt ohne Blister oder Beutel aus. Die Produkte sind lediglich an einer Karte befestigt, die aus Grasfasern besteht und damit zu 100 Prozent ökologisch abbaubar ist. Aufgedruckt finden sich Informationen, etwa zur Anbringung oder zum Befestigungsmaterial, das im Haken selbst oder auf der Rückseite des Reiters versteckt ist. Die Haken für Zuhause, wie die neuen Produkte übersetzt heißen, lassen sich beliebig an der Wand arrangieren. „Wir bewegen uns damit bewusst weg von der starren Garderobenleiste“, erläutert Ulrich Wagner.
Zwar auch eine Leiste, aber ebenso flexibel ist die Reihe „hooks4tools“. Das Ordnungssystem besteht aus einer ausziehbaren Schiene, in die verschiedene Haken, Gerätehalterungen oder Ablageplatten geschoben werden können. Diese lassen sich beliebig positionieren. Zur Auswahl stehen kleinere Modelle, etwa zur Befestigung von Hand- oder Geschirrtüchern, mittlere Modelle für Besen oder Schaufeln und große, in die Kabel oder Schläuche gehängt werden können. „Das ist einfach und praktisch, denn so ist alles auf kleinstem Raum gut verstaut und stets griffbereit“, fügt Ellen Wagner hinzu.