Es ist Freitag, der 13. März 2020. Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz hat am Vorabend die coronabedingte Schließung aller Einzelhandelsgeschäfte in Österreich außer Apotheken und dem LEH ab Montag 16. März bekanntgegeben. An diesem Freitag um 10.41 Uhr geht bei Scheurich eine Mail von Bellaflora, einer führenden Gartencentergruppe Österreichs, ein mit der Überschrift „Storno – STOPP LIEFERUNGEN ab sofort“. Für Sonntag wird kurzfristig die erste Konferenz der deutschen Bundeskanzlerin mit allen Ministerpräsidenten der Länder einberufen. Es ist damit zu rechnen, dass analog zu Österreich auch in Deutschland kurzfristig alle Einzelhandelsgeschäfte – außer Apotheken und LEH – geschlossen werden. Also auch die Baumärkte und Gartencenter.
Bei Scheurich werden an diesem Freitag um 15 Uhr alle Führungskräfte zu einer Abstimmung einberufen, in der über notwendige Maßnahmen gesprochen wird bis hin zu einem Stopp aller Öfen und Produktionsanlagen, falls auch von den deutschen Kunden und möglicherweise den Kunden aus weiteren Ländern die Aufträge kurzfristig storniert werden. In diesem Falle müssten hunderte Mitarbeiter nach Hause geschickt werden.
Drei Tage zuvor waren wir zwar bereits mit etwas Abstand – aber doch in fröhlich-inspirierender Runde – im Rahmen der von Hans-Jürgen Kendziora ins Leben gerufenen „Denkfabrik Garten“ in der Weber-Grill-Akademie in Ingelheim zusammengesessen. Mit dabei waren neben dem Gastgeber Hans-Jürgen Herr führende Leute aus der Branche wie Martina Mensing-Meckelburg, Präsidentin des Verbandes Deutscher Gartencenter (VDG), Peter Wüst, Geschäftsführer des BHB, oder Jörg Greimel, Geschäftsführer von Pflanzen-Kölle. Corona war natürlich Thema, eine mehrwöchige Schließung unserer Firmen und Geschäfte war jedoch noch nicht abzusehen.
Nach mehr als 15 Jahren im erweiterten Vorstand des Industrieverbands Garten (IVG) kannte ich nach vielen Treffen der Verbandsgeschäftsführer und Vorstände von BHB, VDG, Herstellerverband Haus und Garten (HHG) und IVG deren Führungskräfte natürlich gut, und es hatten sich auch verbandsübergreifende Freundschaften entwickelt. Daher schrieb ich an diesem Freitagabend eine erste Mail an die Geschäftsführer dieser Verbände mit der Frage, ob wir verbandsübergreifende Aktivitäten zur Verhinderung einer Schließung unserer Geschäfte starten sollten.
In der Nacht auf Samstag konnte ich nicht schlafen. Wenn die – wenn auch nur temporäre – Schließung der eigenen Firma droht, muss ein Unternehmer aktiv werden…