Wer ein Produkt kauft, möchte, dass es funktioniert. Als Qualitäts- und Markenanbieter von Pflanzen, Saatgut und Blumenzwiebeln und weiteren Produkten in diesem Segment stehen wir im Hause Nebelung mit unseren Marken Kiepenkerl und Sperli aber noch vor einer weiteren Herausforderung: Unsere Kunden wollen mit den von uns angebotenen Produkten Erfolg haben bei Aussaat, Anbau und Ernte. Selbst angebaute Blumen sollen blühen, selbst geerntete Kräuter und Gemüse sollen schmecken.
Das Corona-Virus hat viele Menschen in die Gärten gebracht und die Chancen, dass der Trend zur Selbstversorgung aus dem eigenen Garten, wie klein oder groß der Garten oder Balkon auch immer sein mag, auch zukünftig anhält, stehen gut. Einige Schätzungen gehen davon aus, dass in ungefähr drei Jahren der Anteil der verkauften nutzbaren Gartenpflanzen bei circa 40 Prozent liegen wird. Besonders für Kräuter und Gemüsepflanzen wurden viele Beete und Hochbeete angelegt, die auch im nächsten Jahr wieder bepflanzt werden wollen.
Wir haben in unserem Stammbetrieb in Everswinkel nahe Münster ein knapp 18.000 m² großes modernes Hochregallager für Saatgut. Zusätzlich kommen noch einmal rund 6.000 m² Lagerfläche in unserem Betrieb in den Niederlanden dazu. Dadurch sind wir in der Lage, in einer so außergewöhnlichen Saison wie der vergangenen unsere Kunden zeitnah mit Saatgut, egal ob für Rasen, Blumen, Nützlingswiesen, Kräutern, Gemüse oder mit Blumenzwiebeln, zu beliefern.
Diese Verlässlichkeit schafft Vertrauen und ist das, was in den letzten Wochen und Monaten unserer gesamten grünen Branche geholfen hat, die oftmals schwierigen Umstände gut zu überstehen. Viele Menschen haben ihren eigenen Fähigkeiten vertraut und sich im Garten an die Arbeit gemacht. Die Entscheidung, dass Gartencenter und Baumärkte in Deutschland als „Grundversorger“ eingestuft worden sind, war richtig: für uns als Unternehmen der grünen Branche, aber vor allem für die Menschen, die zuhause bleiben mussten. Der eigene Garten oder Balkon hat also nicht nur für „oberflächlichen“ Umsatz gesorgt, sondern auch viele Menschen zum Umdenken im Konsumverhalten bewogen.
Es zeigt sich in außergewöhnlichen Situationen wie der vergangenen Saison, dass eine Marke mehr kann und ein Markenversprechen nicht nur für Endverbraucher Vorteile hat, sondern vor allem auch für unsere Wiederverkäufer und Partner im Einzelhandel. Gerade zu Zeiten des Corona-Virus hat sich gezeigt, mit welchen Kunden und Lieferanten man gute und vor allem ehrliche Kundenbeziehungen pflegt, und ob sich eine Geschäftsbeziehung nur auf den Preis reduziert oder eben mehr ist als das: Service und Kommunikation!
Besonders unsere Kiepenkerl-Kräuter- und Gemüsepflanzenproduzenten hatten mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen. Zu dem zeitweisen Lieferstopp an einzelne Märkte in einigen Bundesländern und dem darauffolgenden sehr viel stärkeren Auftragseingang kam vor allem die schwierige Personalsituation hinzu. Fast alle Gartenbaubetriebe mussten durch den Einreisestopp einzelner Länder mit deutlich weniger Personal deutlich mehr Arbeit leisten.
Wir haben bei nahezu allen Warengruppen einen starken Zuwachs gehabt, ganz besonders aber im Bereich Bio-Saatgut, vor allem bei Kräutern und Gemüse. Der Grund war, dass viele junge Leute vor allem unsere blauen Saatguttüten, aber auch unsere Kiepenkerl-Pflanzen neu für sich entdeckt haben. Viele Kunden haben sich etwas zugetraut, haben Gemüse vielleicht zum ersten Mal überhaupt selbst ausgesät oder gepflanzt und dafür auf die bekannte Marke zurückgegriffen. Wir haben eine Art „Zeitsprung“ erfahren und sind in wenigen Wochen buchstäblich nach vorne „katapultiert“ worden.
Diese neue, junge Käuferschicht ist bestens vernetzt. Wir hatten durch das Corona-Virus deutlich mehr Zugriffe auf unsere Internet-Themenforen wie tomaten-welt.de, nuetzlingswelt.de, meine-rasenwelt.de und blumenzwiebel-welt.de als vorher. Unsere Kunden haben sich viel stärker digital ausgetauscht zu realen Vorgehensweisen im Bereich Säen, Pflanzen, Pflegen, Ernten, man hat Erfahrungen und Erfolge mit anderen geteilt, und die bis dato bei jungen Konsumenten eher als etwas altmodisch geltende Gartenarbeit ist nun ein riesiger Trend geworden. Fast jeder Single-Haushalt mit Balkon oder Garten, jede WG oder jede junge Familie hat sich der Gartenarbeit gewidmet, und die lange belächelten Kleingartenvereine haben inzwischen lange Wartelisten. Davon profitiert letztendlich nahezu die gesamte grüne Branche in einem Umfang, mit dem man so vor der Zeit des Corona-Virus nicht gerechnet hat.
Jüngste Untersuchungen zeigen, dass das Thema „nachhaltiges Gärtnern“ immer stärker die Kaufentscheidung der Endverbraucher beeinflusst. Dieser Trend hat auch im Hause Nebelung einen immer größeren Einfluss auf unsere Sortimente, die Nachfrage nach Bio-Saatgut und Bio-Pflanzen steigt kontinuierlich.
Echte Nachhaltigkeit wirkt sich aber auch auf innerbetriebliche Verfahrensabläufe und vor allem auf die verwendeten Verpackungsmaterialien aus. Ab Frühjahr 2021 werden alle produzierten blauen Kiepenkerl Konzepttöpfe mit dem Gütesiegel „Blauer Engel“ versehen. In der Bevölkerung hat dieses Siegel einen hohen Bekanntheitsgrad und kennzeichnet besonders umweltschonende Produkte und Verfahrenstechniken. Es ist eines der wenigen Gütesiegel, dem Konsumenten wirklich vertrauen, und das erste und erfolgreichste Umweltzeichen „Made in Germany“. Unsere Töpfe bestehen schon jetzt zu 100 Prozent aus PCR-Recyclingkunststoff (Post Consumer), das heißt, dass keine Neuware beim Plastikanteil verwendet wird.
Ab Sommer 2021 werden wir außerdem unsere gesamten Etikettenserien umstellen. Das klassische Stecketikett wird ab dann ebenfalls zu 100 Prozent aus Recyclingkunststoff hergestellt. Andere Etiketten wie zum Beispiel Stabetiketten oder unser Salatschälchen-Etikett sowie die Etiketten der Bio-Pflanzenserie sind schon jetzt umweltfreundliche Pappetiketten, die mit einem beidseitigen wasserabweisenden „Bio-Coating“ versehen sind, einen Mineralölanteil von 0 Prozent haben und deshalb einfach kompostierbar sind oder über das Altpapier entsorgt werden können.
Der Wechsel zu neuen, nachhaltigen Materialien bedeutet neben den offensichtlichen Vorteilen für den Endverbraucher auch immer eine gewisse Überzeugungsarbeit der beteiligten Betriebe. Unsere Kooperationspartner müssen verstehen, dass ein nachhaltiges Material nicht immer genau die gleichen Eigenschaften hat wie zum Beispiel ein normales Plastiketikett. Nachhaltige Materialien müssen aus einer anderen Sichtweise betrachtet werden, denn die Vorteile und Produkteigenschaften verschieben sich, manchmal bleibt auch eine Lücke, die nicht mit einem nachhaltigen Material geschlossen werden kann. Dafür öffnen sich aber ganz andere Türen.
Der Endverbraucher wird es aber sicher honorieren, denn er ist oft „mutiger“ als der Handel und auch durchaus bereit, einen etwas höheren Preis für ein nachhaltigeres Produkt zu zahlen. Allein dafür lohnt sich eine Umstellung.
Zu diesem Bericht
Henning Basse ist in seinem Bericht, den er der diy-Redaktion zur Verfügung gestellt hat, auch auf das große Engagement der Mitarbeiter bei Bruno Nebelung, aber auch in den Partnerbetrieben eingegangen. Aus Platzgründen konnte diese Passage nicht in die gedruckte Fassung aufgenommen werden, den Online-Lesern machen wir sie hier zugänglich:
„Wir haben in dieser Zeit viel mit unseren Partnern kommuniziert, um zu zeigen, dass wir zusammenhalten müssen. Unsere Kiepenkerl-Pflanzenproduzenten haben das alle gut hinbekommen. Das gilt aber auch für unser eigenes Personal im Hause Nebelung: Von der Auftragsannahme bis zur Disposition waren alle Bereiche betroffen und mussten sich in kürzester Zeit neu aufstellen und neue Arbeitszeitmodelle und Ablaufpläne entwickeln. Es wurde viel gemailt und miteinander telefoniert, oft auch noch spät abends, da die Informationslage und die Arbeitsbedingungen sich zum Teil stündlich verändert haben. Das ist nicht selbstverständlich, und dafür muss man auch mal ‚Danke‘ an die Mitarbeiter sagen. Das haben zumindest wir im Hause Nebelung getan.“