Dr. Joachim Bengelsdorf

Editorial

Das universelle Bio- und Öko-Label

"Bio" und "Öko" sind in Deutschland "in", vor allem, wenn es um Lebensmittel geht. Flankiert wird der aktuelle grüne Trend mit so benachbarten Themen wie "regional", "fair", "umweltfreundlich", "vegetarisch" und "vegan". Die Gründe dafür sind vielfältig - eine je nachdem unterschiedlich gewichtete Gemengelage aus ethischen, gesundheitlichen, ernährungsphysiologischen, weltanschaulichen und ganz persönlichen Beweggründen feuert momentan die Bio- und Ökoszene im Nahrungsbereich an.
Und bei den Heimwerkern? Sie heißen "Ökobaumarkt", "Der Naturbaumarkt" oder "Gesundbaumarkt", es sind Einzel- und Fachhändler, Einzelkämpfer und Verbünde wie "ÖkoPlus". Und auch Baumarktbetreiber wie beispielsweise Toom Baumarkt fokussieren sich bei ihren werblichen Auftritten stark auf das Thema "Nachhaltigkeit". Sie alle eint eines: Sie versprechen gesundes, ökologisches Bauen mit biologisch unbedenklichen Produkten und Methoden. Lieferanten ihrerseits legen verstärkt grüne Sortimente auf, propagieren Nachhaltigkeit und lassen ihre Produkte verstärkt mit Bio- und Ökosiegeln versehen.
Hornbach-Vorstandsmitglied Susanne Jäger weigert sich, von einem "Hype" zu sprechen. Sie nimmt, wie viele andere Baumarktbetreiber, Hersteller und Verbände auch, diese Entwicklung ernst und führt die Hinwendung zu diesem Thema - auch wenn sie es so explizit im diy-Interview in diesem Heft nicht ausspricht - auf einen gesellschaftlichen Bewusstseinswandel zurück, der Bestand haben wird.
Erstaunlich ist, dass die Preissensibilität der Kunden in den Baumärkten bei Öko- und Bio-Produkten bei weitem nicht so ausgeprägt zu sein scheint wie im Lebensmittelhandel. Liegt es an den Kundeneinstellungen selbst oder daran, dass die Preisdisparitäten zwischen "normalen" und "grünen" Produkten/Sortimenten geringer sind? Ich weiß es nicht.
Über allem wabert aber das Megathema "Nachhaltigkeit", von dem die aktiven Marktteilnehmer durchaus eine Vorstellung haben und in der Regel wissen, wovon und worüber sie sprechen. Aber der Kunde? Begreift dieser auch die sozialen Aspekte des Begriffs? Weiß er, wie tief konsequent umgesetzte nachhaltige Prozesse greifen? Erkennt er, wie vernetzt auch nachhaltiges Wirtschaften heutzutage ist? "Das" universell gültige Nachhaltigkeitslabel gibt es nicht, es existiert vielmehr eine Vielzahl von Siegeln, die alle für sich in Anspruch nehmen, für Nachhaltigkeit zu stehen. Nur: Der Verbraucher steigt da nicht mehr durch.
Bereits 2013 hatte das Institut für ökolo­gische Wirtschaftsforschung aus Heidelberg vorgeschlagen, für ein neu zu schaffendes, allgemeingültiges  Nachhaltigkeitslabel inhalt­liche Mindestanforderungen zu schaffen. Geschehen ist bis heute: nichts.Herzlichst IhrDr. Joachim Bengelsdorf
KontaktTel.: +49/7243/575-208 • j.bengelsdorf@daehne.de
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