Dr. Joachim Bengelsdorf

Editorial

Kröten schlucken

Stihl ist, so der Eintrag bei Wikipedia, ein in über 160 Ländern tätiges ur-schwäbisches Familienunternehmen, das 1926 gegründet wurde und "seit 1971 weltmarktführender Hersteller von Motorsägen" ist: "Stihl entwickelt, fertigt und vertreibt motorbetriebene Geräte für die Forstwirtschaft, Landschaftspflege und die Bauwirtschaft. Hinzu kommt das Gartengerätesortiment von Viking. Es werden auch Hochdruckreiniger unter dem Markennamen Stihl vertrieben", so der Eintrag weiter. Der Jahreskonzernumsatz beträgt rund 3,5 Mrd. €, der Auslandsanteil am Umsatz fast 90 Prozent.Die vergangenen Frühjahrs­wochen - die neuen Baumärkte gedeihen in dieser Zeit besonders gut - scheinen auch für Stihl eine besondere Wachstumszeit gewesen zu sein, schmückten sich doch plötzlich die unterschiedlichsten neuen Baumarktstandorte mit dem begehrten Stihl-Label. Hoppla, da war doch was? "Der Vertrieb von Stihl-Geräten erfolgt ausschließlich über den Fachhandel", heißt es bei Wikipedia weiter. OK, Bosch hat mit seiner blauen Reihe gerade vorgemacht, dass wohl augenblicklich eine Neudefinition des Begriffs "Fachhandel" stattfindet. Viele Baumarktstandorte verlieren offensichtlich für namhafte DIY-Lieferanten gerade ihr Schmuddel­image. Der Einzelhandel ist halt auch für so manchen "fachhandelstreuen" Lieferanten verlockend.
Gleich ob Hagebau in Bochum, Bauhaus in München oder Toom-Baumarkt in Alzey - überall wurde im April und im Mai stolz der neue Stihl/­Viking-Shop präsentiert. Auch der Einzelhandel schmückt sich gerne mit Nobelmarken, denn eine solche ist Stihl aus Baumarktsicht. Die Bewunderung ist so groß, dass man wohl auch die eine oder andere Kröte schluckt. Welcher Lieferant ­hätte außer Stihl die Macht, darauf zu bestehen, dass vor den Gesprächen über Preise und Konditionen zuerst einmal der Exklusiv-Vertrag mit Stihl unterzeichnet werden muss? Hinzu kommen Bedingungen wie eine eigene Werkstatt für die Stihl-Geräte, das Überprüfen aller Stihl-Produkte in dieser Werkstatt bei Anlieferung, speziell geschultes eigenes Personal für diesen Bereich und eine Kundeneinführung an jedem einzelnen Gerät.Ob sich das alles für die Baumärkte lohnt, wird die Zeit erst noch zeigen. Es zeigt aber auch die Sehnsucht des Einzelhandels nach starken Marken, mögen Handelsmarken auch noch so wichtig sein.Herzlichst IhrJoachim BengelsdorfP. S.: In diesem Monat ist die aktuelle Statistik Baumarkt + Garten 2017 (D • A • CH) erschienen - über 130 Seiten grafisch aufbereitete und geballte Information zu unserer Branche, zusammengestellt und betreut von der diy-Redaktion. Bestellen können Sie das neue Statistik-Kompendium unter www.daehne.de/statistik.Kontakt Tel.: +49/7243/575-208 • j.bengelsdorf@daehne.de 
Zur Startseite
Mehr zum Thema
Lesen Sie auch