Joachim Bengelsdorf

Editorial

Statistisches Vertrauen

###YOUTUBEIFRAME###
Die Erstellung und Interpretation von Statistiken, wir wissen es alle, ist zumindest eine Kunst, manches Mal eine Wissenschaft, ein anderes Mal auch eine Trickserei. Man muss in diesem Zusammenhang  gar nicht die berühmte Churchill-Aussage bemühen ("Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe"), denn das Zitat, das in Großbritannien vollkommen unbekannt ist, ist wohl selbst eine Art Fake bzw. ist ursprünglich dem ehemaligen Reichpropagandaminister Joseph Goebbels zuzurechnen, der sich mit diesem Satz 1941 über Churchill lustig machte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Deutschland  dieser Spruch - weshalb auch immer - Churchill direkt zugeordnet.
Die Bandbreite der Einschätzung von Statistiken reicht von abgrundtief negativ ("Statistiken sind verlogene Wahrheiten", Lytton Strachey) bis zu überschwänglicher Zustimmung ("Die Statistik ... liefert das Maß für alle gesellschaftliche Tätigkeit", August Bebel). Dabei erfordert die Arbeit mit Statistiken auf jeden Fall ein gehöriges Maß an Verantwortung. Bestimmte Mindestanforderungen an Fallzahlen, Methodik, Fragestellungen etc. haben dazu geführt, dass es zahlreiche relevante und valide statistische Veröffentlichungen auch zur nationalen und internationalen Baumarktszene gibt - zugegebenermaßen signifikant mehr zur nationalen.
Dabei gibt es immer wieder Fragen, über die sich trefflich streiten lässt. Wie definiert man bestimmte Mengen - gerade auch, wenn man Werte mit solchen aus dem Ausland vergleicht? Was meint man, wenn man von "dem DIY-Markt" spricht, eigentlich genau? Wo werden welche Daten erhoben, und sind die Grundgesamtheiten immer dieselben, also direkt miteinander vergleichbar?
Geht es um Zahlen, geht es immer auch um Interpretation. Und da spielen Faktoren mit, die mit reiner Wissenschaft nicht mehr viel zu tun haben: Politik, Verschleierung, Ehrgeiz, Motivation etc. Ist das schlimm? Ich finde nicht! Es geht darum, die gewonnenen Zahlen richtig in das Gesamte einzuordnen, sie als analytische Hilfen zu sehen. Sie geben keine finalen Antworten, sondern sind Mittel zum Zweck. Und diesen Zweck definieren Menschen, in der Regel die Führungskräfte eines Unternehmens. Doch Vorsicht: "Wer ständig sinnlose Excel-Listen führen muss, bekommt auch Führungserfahrung" (Gerhard Benigni).P.S.: Haben Sie sich schon zu unserem Film-Event angemeldet? Sie wissen ja, der Dähne Verlag lädt am 16. Juli zur Branchen-Premiere des Dokumentarfils "Hier sprach der Preis" nach Ettlingen ein - kostenfrei (aber mit Voranmeldung). Mehr erfahren Sie über den Direktlink www.diyonline.de/hiersprachderPreis.
Zur Startseite
Mehr zum Thema
Lesen Sie auch