Alle wollen vom Boom des Gartens profitieren, der seinen Niederschlag in einer wesentlich größeren öffentlichen Aufmerksamkeit als noch vor wenigen Jahren findet. Trend-Stichworte wie urban oder guerilla gardening, der Kräutergarten und das Kochen mit selbst Gezogenem haben sich in Zeitschriften und Fernsehsendungen und damit in die Köpfe der Verbraucher vorgearbeitet.Aus Sicht der Branche ist das gut. Die Frage aber ist, ob diese mit ihren Handels- und Flächenkonzepten profitabel bleibt. Denn unterm Strich ist der Boom so gewaltig nicht. Der Gartenmarkt wächst zwar im langjährigen Durchschnitt, aber die Umsätze explodieren nicht.
In Deutschland ist das noch nicht mit voller Wucht angekommen, man freut sich noch über die vermeintliche Bereinigung durch die Praktiker-Pleite. Aber blicken wir etwa nach Großbritannien, so ist die Entwicklung deutlich zu sehen. Kingfisher stutzt seinen angeschlagenen Riesen B&Q auf ein kleineres Maß, um auf die immer drückendere Konkurrenz des E-Commerce zu reagieren. "Downsizing" heißt das Gebot der Stunde, gleicher Umsatz auf 20 Prozent weniger Fläche das Ziel.
Auch die Handelsstrukturen des grünen Marktes ändern sich. Artfremde Händler wie die Modekette Next oder der Supermarkt Waitrose drängen mit eigenen Gartenabteilungen in den Markt.
Das alles wird nicht der Untergang des stationären Gartenhandels sein, ist beispielsweise der Branchenexperte Andy Newman von der Unternehmensberatung mdj2 überzeugt. Im Gegenteil: Gartencenter, meint er, werden weiterhin eine bedeutende Rolle spielen - wenn sie sich auf die neuen Gegebenheiten einlassen. Das Omnichannel-Geschäft gehört dazu. Größere Flächen nicht unbedingt.
Rainer Strnad