Es war eine Veranstaltung so recht nach der Art, wie man sie derzeit brauchen kann: Ordentliche Teilnehmerzahlen (etwas mehr als 200davon ein Viertel aus dem Handel), jede Menge Beschwörungsformeln der hochinteressanten Potenziale speziell des grünen Marktes, und gleich zu Beginn ein Mutmacher-Statement von BHB-Geschäftsführer John W. Herbert. Die Gartensortiment in den Baumärkten haben im April um 38 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zugelegt. Die Baumärkte insgesamt lagen in den ersten vier Monaten um 1,9 Prozent über dem Vergleichswert 2008. "Das Jahr hat hervorragend angefangen", sagte Herbert. Der 5. Internationale BHB-Gartenfachmarktkongress bot von Anfang an Erbauung und Zuversicht statt Krisengerede und Jammern.
Dabei hatte der erste, gleich auch sehr emotionale Höhepunkt, der noch vor dem offiziellen Programm zelebriert wurde, einen eher turbulenten Hintergrund. Denn im Rahmen des Kongresses fand quasi die offizielle Verabschiedung von Georg Rothacher statt, der nach einem Ausscheiden bei der Rewe auch den BHB-Vorsitz abgegeben hatte. In seiner kurzen Abschiedsrede fand er auch kritische Worte für die Einzelhandelsbranche insgesamt. Es gebe heute "viel zu wenig Manager, die sich mit den Menschen beschäftigen", lautete sein Fazit nach 35 Baumarkt-Jahren. Dabei sehe er "das Geld auf der Straße liegen", gerade was das Geschäft der Bau- und Gartenmärkte betrifft, wenn man sich mit den Menschen beschäftige - damit, "wie Frauen ticken, wie Männer ticken".
Positiv denken war angesagt in Potsdam. Und überhaupt: gründlich denken. Ans Grundsätzliche ging es etwa mit dem Ausblick auf die Märkte des 21. Jahrhunderts, den - "kein Kongress ohne Professor", wie John Herbert meinte - der Medienwissenschaftler Prof. Norbert Bolz tat. Seiner Analyse zufolge hat die westliche Wohlstandsgesellschaft seit dem zweiten Weltkrieg drei Stufen durchlaufen, die er mit den Schlagworten "Bedürfnisse" (bis in die 50er Jahre), "Wünsche" (60er Jahre) und "Wünsche zweiter Ordnung oder Metapräferenzen" (seit rund zwei Jahrzehnten) beschrieb. Entsprechend haben sich auch die Erwartungen der Kunden gewandelt. Hieß es zunächst: "befriedige mich" und dann "verführe mich", verlange der Kunde heute: "verändere mich" - es geht um die viel beschworenen Werte. Bolz seinerseits spricht hier vom "spirituellen Mehrwert" eines Produktes. Für die grüne Branche sieht er da beste Chancen, denn "Freude ist der spirituelle Mehrwert des…