Verdrängung ist laut Psychoanalyse ein Abwehrmechanismus des Es, mit der bedrohliche Bewusstseinsinhalte vom eigentlichen Bewusstsein des Menschen ferngehalten werden. Dieser Prozess ist bei Individuen nichts Außergewöhnliches, scheinbar – schauen wir auf unsere Branche als Gesamtes – auch nicht bei Menschenmassen. Die – offiziell – gemachten Äußerungen zum Thema „Zukunft der Practical World/Internationale Eisenwarenmesse“ in den vergangenen Jahren hatten echte Züge einer klassischen Abwehrhysterie. Es kann nicht sein, was nicht sein darf; gepaart mit den berühmten drei Affen: nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Es mag auf Seiten der Koelnmesse auch Fehleinschätzungen gegeben haben, der Messeveranstalter ist aber zuerst einmal und in erster Linie von der Branche, von den potenziellen Ausstellern und den Händlern im Regen stehen gelassen worden. Allzu gerne zeigte man mit dem Finger nach Köln und rief: „Die sind schuld“. Dabei hätte dieser Finger genauso gut zurückweisen können. Was wurde nicht alles an der Practical World herumgedoktert; ein Reförmchen da, eine neue Idee dort, ein bahnbrechendes Konzept heute und die Volte übermorgen. Dabei war allen klar, dass es nichts helfen würde, weil die Branchensolidarität der DIY-Messe gegenüber einfach nicht mehr gegeben war. Der sich immer mehr zuspitzende Wettbewerb der Händler und Lieferanten unter- und gegeneinander, der wachsende Kostendruck, der geringe Innovationsgrad der Baumarktbranche, neue Präsentationsmöglichkeiten: All das machte die Practical World immer obsoleter, so leid es mir tut, dies feststellen zu müssen. Insofern ist es gut, dass man jetzt endlich den Tatsachen ins Auge sieht. Anstatt zu hoffen, dass der Wachkomapatient Practical World irgendwann einmal wieder zu Bewusstsein kommt, konzentriert man sich jetzt auf die Internationale Eisenwarenmesse. Das ist gut so, denn es ist realistisch. Es ist der Sieg des Bewusstseins und der Vernunft über die Hysterie und die Verdrängung. Jetzt muss das neue Konzept aber auch kommuniziert werden. Allzu lange bleibt den Messemachern nicht Zeit, potenziellen nationalen und internationalen Ausstellern und Besuchern zu erklären, wie es im März 2010 auf der Internationalen Eisenwarenmesse in Köln denn zugehen soll. Vor allen Dingen wenn es um die geht, die bisher auf der Practical World ausgestellt haben und die jetzt meinen, sich nach einer neuen Messeplattform umsehen zu müssen. Diese brauchen jetzt klare Aussagen, wie es weitergeht. Ansonsten wird wieder verdrängt. Ihr
Dr. Joachim Bengelsorf
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