Man muss wohl nur lange genug über eine Idee sprechen – mag diese auch noch so fragwürdig sein -, auf dass nicht die Koelnmesse in ihrem Bemühen, erstens eine ihrer wichtigsten Messen zu retten und zweitens es möglichst allen irgendwie recht zu machen, den permanenten Einflüsterungen sogenannter Branchenkenner und einflussreicher DIY-Granden erliegt.
Kurzum: Das Konzept für die Eisenwarenmesse/Practical World wird, wenn auch in diesem Fall als intelligente Ergänzung verkauft, zum x-ten Male geändert. Als ob man bisher nicht schon genug Probleme gehabt hätte, potenziellen Ausstellern und Besuchern die umgestellten Messekonzepte, den zweijährigen Messerhythmus, die neuen Hallen und die geänderte Hallenbelegung klar zu machen.
Souveränität und die Befolgung eines Businessplans sehen anders aus. Dabei: Der Schwarze Peter liegt hier weniger bei der Messegesellschaft als vielmehr bei den divergierenden Interessen der Verbände, der mangelnden Unterstützung seitens des Handels, der Verweigerungshaltung einiger großer Lieferanten, bei der zunehmenden Bedeutung von Hausmessen. So wird aus der Koelnmesse notgedrungenermaßen ein ständig Getriebener anstatt ein eigenständig Handelnder. Die Messegesellschaft sitzt schon seit einiger Zeit in der Falle, es allen Recht tun zu wollen, ohne es auch tatsächlich zu können. Ob sie es bereits gemerkt hat?
Die Öffnung für Endverbraucher wirft eine ganze Reihe von Fragen auf. Wie soll die Abgrenzung denn rein räumlich möglichst unauffällig für die Einen (die Endkunden) und mit so wenig Aufwand wie möglich für die Anderen (die Fachbesucher) funktionieren? Was wird aus den DIY-Ausstellern, die gar kein Interesse an den Endverbrauchern haben? Wie soll die Symbiose einer regionalen Heimwerkermesse mit einer Weltleitmesse für das Fachpublikum aussehen? Denn, machen wir uns da doch nichts vor, wenn die Öffnung der Eisenwarenmesse/Practical World in Richtung Endverbraucher nur so partiell erfolgt, wie es bisher geplant ist, dann wird sie auch nur von regionaler oder lokaler Bedeutung sein. Immerhin hätte dann ein ach so häufig zitierter Leitspruch des Handels einen ganz neuen Sinn bekommen: „Think global, act local.“
Dr. Joachim Bengelsdorf