Die Hagebau mitsamt der Zeus richtet sich zur Zeit neu aus, teils weil sie es selber so will, teils aber auch, weil sie dazu getrieben wird. Letzteres ist unvermeidlich, denn durch die Integration der Zeus-Märkte verschiebt sich das fragile Gleichgewicht der Soltauer Kooperation schneller und nachhaltiger, als es wohl so mancher der Akteure gedacht hat. Schon vor einigen Jahren bildeten sich durch interne Zusammenschlüsse, sogenannte strategische Allianzen, in der Hagebau ganz neue Machtzentren, die selbstbewusster und fordernder gegenüber der Zentrale, aber auch gegenüber den anderen „kleinen“ Gesellschaftern auftraten.
Jetzt wirkt sich zwangsweise die Integration der Zeus-Märkte immer mehr auf die innere Befindlichkeit der Hagebau und ihrer Gesellschafter aus, auch wenn man immer noch nur einer von drei Anteilseignern der Zeus ist, wenn auch mit 50 Prozent der größte.
Es mag sein, dass einige alte Hagebauer gehofft haben, die kleineren Zeus-Märkte einfach so nebenbei schlucken zu können: ein netter Happen ohne weitere Folgen für den Hungrigen. Dass dem so nicht ist, zeigt sich jetzt immer mehr.
Die Zusammenführung beider Systeme wird nolens volens dazu genutzt, gleich auf zahlreichen Baustellen aktiv zu sein und Druck auf die Gesellschafter auszuüben: Markenauftritt, Vertriebsformate, Eigenmarkenprogramm, Erscheinungsbild der Standorte, Werbung, Einkaufspolitik. Jetzt kann man die Notwendigkeit zu Veränderungen immer gut mit den Gegebenheiten und Zwängen der Fusion begründen. Die Zeit ist günstig für solche Maßnahmen.
Es ist verständlich, dass man mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten fahren muss und dass deshalb manche Vorhaben weiter gediehen sind als andere. Aber: Die Konsequenz und Ernsthaftigkeit, mit der die Hagebau das alles angeht, nötigt schon Respekt ab. Wer die Informationsstände in Hamburg abgewandert ist, der staunte nicht wenig, wie angefangen vom Holzhandel über Datendienst und Planungsabteilung bis hin zur betriebswirtschaftlichen Beratung überall an neuen Konzepten gearbeitet wird. Da müssen sich die Wettbewerber warm anziehen. Aber allzu lange inaktiv warten dürfen sie nicht mehr. Jetzt sind auch sie gefordert.
Dr. Joachim Bengelsdorf