1999, Nr. 10 , S. 3 Kommentar Reise ins Ungewisse Die Jahrtausendwende wirft ihre Schatten voraus. Es scheint fast so, als wären mit solchen Wegmarken auch viele andere Veränderungen und Umbrüche in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft verbunden - so natürlich auch im DIY-Bereich. Globalisierung und Konzentrationsprozesse prägen auch diese Branche. Hinzu kommen neue logistische Herausforderungen und Managementmodelle, gepaart mit verändertem Kundenverhalten und neuen Produkten. Schon morgen ist nichts mehr so, wie es heute noch war. Und dann noch der Markt der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten, der durch das Internet eröffnet wird. Die meisten Unternehmen aus der Bau- und Heimwerkerbranche sind dort inzwischen präsent. Ihre Web-Sites spiegeln ihre unterschiedlichen Firmenphilosophien wider, und das ist gut so! Bei einem ist das Warenangebot größer als bei dem anderen, auf Service wird generell Wert gelegt. Andere Mitbewerber aus Versand- und Fachhandel sowie die elektronischen Ladenstraßen beleben das gar nicht mehr so junge Medium auch in Deutschland. Daran muß sich so manch einer erst noch gewöhnen. Es könnte Geld im Internet verdient werden. Doch wird auch tatsächlich Geld verdient? Bei Anfragen nach harten Zahlen reagieren alle Anbieter sehr zurückhaltend. Abwarten, zögern, vertrösten. Verständlich: Noch weiß niemand genau, wie gut die gezogene Option auf die Zukunft sich entwickeln wird. Doch wer jetzt nicht dabei ist, könnte sich im Jahr 2000 hinter einen Zug werfen, der schon längst abgefahren ist! Inwieweit E-Commerce für den DIY-Bereich die gesamte Angebotspalette abdecken muß und wird, oder ob sich nur der Spezialist durchsetzen wird, der Marktlücken abdeckt oder sich auf ein Produkt festlegt, das alles wird man abwarten müssen. Daß virtuelles Einkaufen in der DIY-Sparte noch nicht so läuft, liegt auch daran, daß vielen potentiellen Kunden gar nicht bekannt ist, daß sie auch per Internet den Elektrohobel oder den Laminatfußboden aussuchen und bestellen können und daß alles bequem binnen 24 oder 48 Stunden nach Hause geliefert wird. Dabei sehen die Zahlen potentieller Nutzer recht positiv aus. Nur hat sich diese Einkaufsmöglichkeit noch nicht richtig herumgesprochen. Gerade im werblichen Bereich könnten und müßten die Betreiber von Bau- und Heimwerkermärkten daher noch mehr Geld, Ideen und Engagement investieren: Damit aus der Reise ins Ungewisse eine Fahrt in eine rosarote Zukunft wird. Dr. Joachim Bengelsdorf