Page 36 - diy Fachmagazin Ausgabe 04/2024
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Diversity        Industrie





           Ist das noch ein Thema?






           Diversity gehört bei vielen DIY-Herstellern zum gelebten Alltag.
           Dennoch kann es sich lohnen, sich fortwährend mit dem Thema
           zu beschäftigen, sagen Experten.



           Vielfalt in Unternehmen fördern   feranten geben an, Diversität sei   oft wird bei der Auswahl der Mit-
           – diese Idee ist nicht neu. Die   für sie alltäglich und nichts, was   arbeitenden der Fokus da rauf
           Charta der Vielfalt beispiels-  einer besonderen Erwähnung   gelegt,  was  Behinderte  nicht
           weise, eine Arbeitgeberinnen-   oder Aufarbeitung bedürfe.   können, statt zu sehen, wie sie
           und Arbeitgeber-Initiative mit   Ist Diversity also noch ein   Unternehmen bereichern“, sagt   befragten Unternehmen und im
           dem Ziel der Selbstverpflichtung   Thema? Laut dem German Di-  Hans Christian Bauer, Director   Handel sogar nur 8 Prozent mit
           zum Diversity Management,   versity Index 2023 ist das Enga-  Social Affairs bei Randstad.   einer Diversity-Strategie. Insbe-
           wurde bereits im Dezember 2006   gement deutscher Unternehmen   Das haben etwa die Leuch-  sondere mit Blick auf die Fach-
           ins Leben gerufen. „Als Eigentü-  in dieser Hinsicht noch ausbau-  tenexperten von IDV erkannt.   kräftegewinnung sieht Randstad
           mer eines kleinen Unternehmens   fähig. Der Gesamtdurchschnitt   „Wir lassen bestimmte Tätigkei-  hier vertane Chancen. Denn, so
           bin ich überrascht, dass man das   liegt leicht unter dem Vorjahres-  ten wie umverpacken oder aus-  eine weitere Studie des Perso-
                                      durchschnitt. Nur die Top 3 ha-  sortieren von dem örtlichen Be-  naldienstleisters: Unter den Be-
                                      ben mehr als die Hälfte der mög-  hindertenwerk ausführen“, be-  fragten aus der Gen Z geben 41
                                      lichen Punkte erreicht. Die zwölf                      Prozent an, dass Diversität und
                                      Unternehmen am unteren Ende   “ICH BIN ICH üBERRASCHT,   Inklusion für sie eine große Rolle
                                      des Rankings haben jeweils we-  DASS MAN DAS HEuTE NOCH   bei der Jobwahl spielen.
                                      niger als ein Viertel der mögli-  THEMATISIEREN MuSS”    Einer ähnlichen Meinung ist
                                      chen Punkte erzielt. Das Ranking   VDT-Vorsitzender Michael Caspar  man auch bei der Charta der
                                      nimmt jedoch vor allem größere                         Vielfalt: Das Thema Belegschaft
                                      Unternehmen in den Blick, denn                         werde in Zeiten des demografi-
                                      es bewertet das Diversitätsenga-  richtet Christoph Seidel aus dem   schen Wandels und des damit
                                     Foto: Stroch-Ciret  gement der DAX-40-Unternehmen.   Bereich Markt & Kommunikation.   einhergehenden Fachkräfteman-

                                                                 Man habe damit gute Erfahrun-
                                                                                             gels immer entscheidender und
                                         Etwas breiter aufgestellt ist
                                      da der Trendreport des Personal-  gen gemacht.         Organisationen müssten kreati-
           Jaqueline Scherenberg ist   dienstleisters Randstad aus dem   Weitere Ergebnisse der   ver auf diese Themen reagieren,
           KAM-Teamleiterin bei Storch-Ciret.
                                      Jahr 2022. Und auch er liefert ein   Randstad-Umfrage: 61 Prozent   um langfristig auf die Herausfor-
           heute noch thematisieren muss“,   eher ernüchterndes Bild: Weniger   der Beschäftigten in den un-  derungen der Märkte erfolgreich
           sagt daher auch Michael Caspar,   als die Hälfte (46,9 Prozent) der   tersuchten Unternehmen sind   reagieren zu können. Ebenso hät-
           Inhaber der auf digitalen Tapeten-  schwerbehinderten Menschen   männlich und 38 Prozent weib-  ten Firmen eine geringere Fluktua-
           druck spezialisierten Manufaktur   zwischen 15 und 65 Jahren sind   lich. 43 Prozent der befragten   tionsrate, weil Mitarbeitende sich
           Caspar GmbH und Vorsitzender   demnach erwerbstätig. „Vorur-  Baby Boomer (zwischen 1946   verstanden und in ihrer Vielfalt
           des VDT (Verband der Tapeten).   teile und Unwissenheit führen   und 1964 geboren) sehen ihr Al-  als Persönlichkeiten geschätzt
           „Für mich und meine Firma ist es   dazu, dass Personalverantwort-  ter als Nachteil, wenn es um Kar-  fühlten. Gemischt zusammenge-
           seit Jahren gelebte Realität, dass   liche nur selten Menschen mit   rierechancen geht. In der Indus-  setzte Teams kommen laut den
           wir Mitarbeiterinnen und Mitarbei-  Behinderung  einstellen.  Allzu   trie rekrutieren 12 Prozent der   Diversity-Experten oft zu kreative-
           ter völlig unabhängig behandeln,                                                  ren und innovativeren Lösungen
           beurteilen und beschäftigen.“   “WIR lASSEN BESTIMMTE TäTIGKEITEN VOM öRTlICHEN    als homogene Gruppen. Ferner
           Hört man sich in der Branche um,   BEHINDERTENWERK AuSFüHREN”                     führten Wertschätzung und Aner-
           ist er nicht der Einzige mit dieser                           Christoph Seidel von IDV  kennung bei den Beschäftigten zu
           Meinung. Zahlreiche Baumarktlie-                                                  höherer Motivation.

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