Page 33 - diy Fachmagazin Ausgabe 04/2024
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Personalleiterin Claudia Fischer-
Curdts (3. v. r.), Baustoffhandels-
leiterin Deniz Segenschmidt und
Baumarktleiter Thomas Bogat-
scher schaffen eine integrierende
Atmosphäre.
ist es selbstverständlich, dass
die muslimischen Kollegen beim
Grillfest nicht zum Biertrinken ge-
drängt werden – und dass das
Schweinefleisch zuletzt auf dem
Grill landet, um islamische Speise-
vorschriften zu respektieren.
„Wir gehen mit Respekt mit-
einander um“, sagt Deniz Segen-
schmidt fast schon achsel-
zuckend. Das sei doch … richtig:
ganz normal.
Möglicherweise hat ihre
den war oft genug zäh – und Team inzwischen eine gewisse eine Ausbildung im Groß- und Sensibilität dafür etwas damit
mehr als das: Mehrfach stand Übung. Die hat es gebraucht, Außenhandelsmanagement zu tun, dass sie selbst einen Mi-
Gholami vor der Abschiebung. um Youness Alami mit dem ent- und sagt ganz offen: „Meine No- grationshintergrund in zweiter
„Hier geht es einfach auch um sprechenden Aufenthaltstitel ten waren nicht so gut.“ Und was Generation mitbringt. Ihr Vater
menschliche Schicksale“, be- im Unternehmen zu halten. Der sagt die Personalchefin zu so ei- war Türke.
25-jährige Marokka- nem Zeugnis? „Es gibt immer Und um dem Bild von der
ner macht im Hage- ein paar Tage Praktikum. Dann bunten Vielfalt am Kombistand-
„WIR GEHEN MIT RESPEKT
MITEINANDER uM” baumarkt in Feucht ist das Bild viel klarer“, erklärt Fi- ort Feucht noch einen weiteren
Deniz Segenschmidt eine Ausbildung zum scher-Curdts. „Dann sehen wir: Farbtupfer hinzuzufügen: Auch
Einzelhandelskauf- Ist er motiviert, will er etwas ler- Segenschmidts Gegenüber im
mann. nen und sich weiterentwickeln?“ Einzelhandel, der Marktleiter des
gründet Claudia Fischer-Curdts Als Alami nach Deutschland „Man wird hier an erster Hagebaumarkts, hat seine Mig-
das Engagement des Arbeitge- kam, konnte er bereits deutsch: Stelle als Mensch gesehen und rationsgeschichte: Die Eltern von
bers, der – natürlich – auch das Er hat in seiner Heimat ein Ger- respektiert“, spiegelt Faruck Thomas Bogatscher sind in den
Thema Fachkräftemangel im manistik-Studium begonnen diese Haltung zurück – mehr- 90er Jahren aus Rumänien nach
Blick hat. Hinzu kommt: Gholami und dann ein Auslandssemes- mals im Gespräch. Fast so oft Deutschland ausgewandert.
hat von Anfang an in Deutsch- ter in Nürnberg absolviert – wo wie „normal“ fallen die Wörter Das ist natürlich Zufall. Kein
land gearbeitet, er hat keine es ihm so gut gefallen hat, dass „Mensch“ und „Kollege“. Alle Zufall ist, dass die Haltung in der
Transferzahlungen bekommen er den Entschluss gefasst hat, zu drei betonen: Ohne die Kolle- Unternehmensgruppe so ist, wie
– und wollte sie auch gar nicht. bleiben. Nach einigen Praxista- gen ginge das alles nicht. Sie sie ist: Die Leitung des in vierter
Deniz Segenschmidt fasst gen im Baumarkt hat man sich haben es beispielsweise auch Generation von der Familie Batz-
die Haltung aus Firmensicht bei Batzner entschieden, ihm ermöglicht, dass Mohammad ner geführten mittelständischen
so zusammen: „Das sind alles den Ausbildungsplatz zu geben. Gholami mit absoluter Ausnah- Handelsunternehmens mit sei-
junge Leute mit viel Potenzial. Bei Mohamad Faruck hinge- megenehmigung vom Arbeitge- nen rund 400 Mitarbeitern und
Da sind auch Intelligenz und gen war das Aufenthaltsrecht ber vier Wochen Urlaub nehmen 18 Standorten will das so, versi-
Motivation dahinter. Wir brau- nicht das Thema. Er ist in Nürn- konnte, um nach acht Jahren chert Claudia Fischer-Curdts: Es
chen Nachwuchskräfte an allen berg geboren, hat aber kurdi- seine Eltern im Iran wieder se- geht um die Menschen, so, wie
Stellen.“ sche Wurzeln: Seine Eltern sind hen zu können. sie sind. „Das Leben“, sagt sie,
Was den Umgang mit Be- aus dem Nordirak mit Anfang 20 Oder als weniger spektakuläres „ist schließlich vielfältig.“ n
hörden angeht, hat das Batzner- geflohen. Der 21-Jährige macht Beispiel: In so einer Atmosphäre Rainer Strnad
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