Die Lage am Düngemittelmarkt ist weiterhin angespannt. Zu diesem Ergebnis kommt der Industrieverband Garten (IVG) nach einer Umfrage unter seinen Mitgliedern der Fachabteilung Pflanzenernährung, -gesundheit und -pflege (PEGP) . Einzelne Rohstoffe haben in den letzten Wochen kleinere Preisrückgänge verzeichnet, daher wird teilweise bereits von einer Entspannung gesprochen. Der IVG sieht den Markt jedoch weit davon entfernt: Die Situation bleibe weiterhin angespannt und der Verband rechnet nicht mit mittelfristigen Preisrückgängen. Verantwortlich hierfür sei vor allem der hohe Preis für Gas, das für die Stickstoffproduktion notwendig ist. Im Frühjahr 2022 hat es bereits vorübergehende Produktionseinstellungen gegeben, was aufgrund der angespannten Lage bei Gas auch für die nähere Zukunft nicht auszuschließen ist, so der IVG.
Laut der Umfrage ist auch weiterhin mit Rohstoffengpässen und Lieferproblemen zu rechnen, nachdem Nationen mit großem Anteil am Weltmarkt wie Russland, China, die Ukraine und Belarus während der Corona-Pandemie ihre Rohstoffexporte eingeschränkt hatten oder jetzt aus Sanktionsgründen nicht mehr liefern. Zudem gibt es seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine eine Verknappung der Rohstoffverfügbarkeit. Besonders schwer trifft es hierbei mineralische Dünger wie Stickstoff, Kali und Phosphat sowie organische Dünger wie Hornspäne und weitere Nebenprodukte aus der Landwirtschaft.
Neben den Rohstoffen werden laut IVG auch Paletten und Verpackungen knapp, sodass auch in diesem Bereich die Kosten stark angestiegen sind. Seit Corona bestehende Lieferverzögerungen werden durch die aktuelle geopolitische Lage weiter verstärkt, da viele Speditionen russische oder ukrainische Fahrer eingesetzt hatten, die nun fehlen. Zudem werden die Unternehmen weiterhin durch coronabedingten Personalausfall belastet.
Die jüngsten Kostensteigerungen wurden laut IVG in der laufenden Gartensaison besonders im Consumer-Bereich nur teilweise an die Kunden weitergegeben. Durch den anhaltenden Ukraine-Krieg und den weiterhin negativen Entwicklungen im Energiesektor rechnen die Unternehmen laut Umfrage mit weiteren Kosten- und Preissteigerungen und noch schwerwiegenderen Engpässen in der Verfügbarkeit von Rohstoffen und somit von Düngemitteln.