Bislang konnten Unternehmen, Verbände und andere Organisationen immer neue Siegel mit eigenen Standards entwickeln und nutzen. Das Ergebnis: ein Wildwuchs aus Labeln und Siegeln, der den Durchblick erschwert, statt ihn zu erleichtern. Dem schiebt jetzt der „Green Claims Act“ der EU einen Riegel vor. Dass die Richtlinie über ökologische Werbeaussagen den unüberschaubaren Dschungel aus Siegeln und Labeln lichten soll, findet Philipp Escher, Leiter Produktmanagement bei Storch-Ciret, auch gut so. „Auf der Greenwashing-Welle zu reiten, ist der falsche Weg. Ein übermäßiger Einsatz von Siegeln schadet am Ende sowohl den Verbrauchern als auch der gesamten Branche“, resümiert der Produktmanager.
Die EU-Kommission hatte festgestellt, dass 53 Prozent der von ihr geprüften Umweltaussagen vage, irreführende oder nicht fundierte Informationen enthalten und es für 40 Prozent der Aussagen keine Belege gibt. Die Verbraucher müssten daher besser vor „unwahren, verwirrenden oder irreführenden Informationen geschützt werden, mit denen ein Produkt oder Unternehmen umweltfreundlicher dargestellt werden soll, als es in Wirklichkeit ist (‚Greenwashing‘)“.
Die sogenannte „Green Claims“-Richtlinie (Richtlinie über Umweltaussagen) ergänzt daher das bereits verabschiedete EU-Verbot von „Grünfärberei“ („Greenwashing“). Sie legt auch fest, welche Informationen Unternehmen bereitstellen müssen, um ihre ökologischen Werbeaussagen zu untermauern. Die Richtlinie sieht Sanktionen für Unternehmen vor, die gegen die Vorschriften verstoßen, darunter der Ausschluss von Beschaffungsverfahren, die Beschlagnahme von Einnahmen oder Geldstrafen von mindestens vier Prozent des Jahresumsatzes. Für die DIY-Branche bedeutet dies höhere Anforderungen an die Produktkennzeichnung und -vermarktung, aber auch Chancen durch gestärktes Verbrauchervertrauen in echte Umweltansprüche.
Hohe Konsistenz
Unternehmen und Verbraucher würden von der Gesetzesinitative profitieren, meint Dr. Nils Napierala. Er ist Autor der Studie „Corporate Citizenship 2022: Unternehmerische Verantwortung in der großen Transformation“ und Account Supervisor bei der Kommunikationsberatung Fleishman Hillard. Für Unternehmen werde es schließlich zunehmend wichtiger, authentisch zu kommunizieren und als echte Marke wahrgenommen zu werden. „In unseren Beratungen empfehlen wir, stets eine hohe Konsistenz zwischen Kommunikation und Handeln herzustellen…