Was sind die aktuellen Trends in der Lichtbranche?
Andreas Kuhrt: Neben den rund 700 neuen Leuchten im Schauraum hier in Arnsberg zeigen wir den Händlern etwas ganz Neues: In unserer Zentrale in Pill wurde in den letzten zwei Jahren ein komplett neuer Sortimentsbereich entwickelt, „Eglo Living“. Das umfasst rund 4.500 Dekorationsartikel von Vasen, Textilien, Bildern bis hin zu Trockenblumen und vielen anderen Artikeln, die das Herz von Interior- und Dekofans höher schlagen lassen. Dieses Sortiment bieten wir derzeit dem Fach- und Möbelhandel an. Es ist für uns komplett neu und wir müssen es erst einmal lernen. Wir sind total begeistert, aber da hängt auch eine riesige Prozesskette hinter, die sich entwickeln und etablieren muss.
Aktuell ist preiswerte Aktionsware im Moment ebenso sehr gefragt wie der Bereich High Lumen Solar, also maximale Leuchtkraft aus kostenloser Sonnenenergie. Ebenfalls stark sind Einbauleuchten, Schienensysteme und Leuchtmittel – und wir bieten mit Eglo Expert ein neues Sortiment an: Da geht es speziell um das Thema Feuchtraum-, Wand- und Deckenleuchten sowie Unterbauleuchten, die dank ihrer Lebensdauer, Schlagfestigkeit, UV-Beständigkeit und verschiedenen anderen Eigenschaften für Garagen, Küchen, Lagerhallen, Stallungen und anderen Einsatzbereiche konzipiert wurden. Dieses Sortiment ist speziell für die Kundengruppe DIY gedacht.
Allgemein drehen sich die Trends heutzutage immer schneller. Ein aktuelles Gebiet sind noch sparsamere LED mit Energieeffizienzklasse A. Etwas länger bleiben wohl Nachhaltigkeit und natürliche Materialien wie Birke, Bambus, Flachs, Papier und Leinen im Trend.
Auch der Bereich Smart Lighting ist ein Riesenthema. Da haben wir entsprechend ergänzt, auch mit dekorativer Ware. Wir haben zum Beispiel jetzt ein smartes Filament-Leuchtmittel, das nicht nur so schon gut aussieht, sondern neben Dimmen und warmweiß nun auch zusätzlich noch in einer Vielzahl an bunten Farben leuchten kann.
Zigbee beziehungsweise der neue Zukunfst-Standard Matter haben sich durchgesetzt und unser System Connect.Z ist damit kompatibel. Connect.Z-Leuchten sind zudem Alexa- und Google-Home-fähig. Die Verbraucher sind noch unsicher und wollen keine eigene App und Steuerungstechnologie für Heizung, Kaffeemaschine und Licht. Matter ist da als gemeinsame Sprache gesetzt. Insgesamt ist Smart ein guter Markt, muss aber gut verkauft beziehungsweise erklärt werden.
Wie sehen Sie die Lage im DIY-Bereich?
Wir hatten sämtliche relevanten Baumarktkunden hier und sehr gute Gespräche geführt, auch weil wir in diesem Jahr wieder mehr Konzeptlösungen zeigen. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen verschieben sich Sortimentsschwerpunkte etwas: Der Baumarkt geht tendenziell ein bisschen weg von der dekorativen Leuchte hin zum eher funktionalen Licht. Dem haben wir in unserer Sortimentsentwicklung Rechnung getragen.
Im Baumarktbereich sind wir groß geworden und er ist für Eglo auch immer noch die größte Kundengruppe. Da das nach wie vor ein wichtiger Vertriebskanal für uns ist, wollen wir dort auch gut abgestimmte Sortimente und Konzepte liefern, damit wir die Zusammenarbeit erfolgreich weiterentwickeln können. Die Baumarktkunden kommen her, weil wir ihnen nicht nur die einzelnen Produkte vorstellen, sondern schon eine POS-Platzierung inklusive Endkundenkommunikation entwickelt haben. Im Konzeptraum zeigen wir komplette Regallösungen, die auch noch mit den Kunden weiterentwickelt werden können.
In der Corona-Phase, wo ja im Prinzip deutschland- oder europaweit alles renoviert und erneuert wurde, wurden vielfach auch die Leuchten ausgetauscht. Da ist also eine gewisse Sättigung dagewesen, die, glaube ich, größer ausgefallen ist, als wir alle gemeinsam erwartet hatten, sowohl Handel als auch wir von der Leuchtenindustrie. Dementsprechend war es schwierig beziehungsweise unmöglich, dieses Umsatzniveau zu halten. Es musste also eine Konsolidierung her, in der wir uns gerade befinden.
Und man merkt natürlich auch sehr stark, dass die Quadratmeterumsätze und die Erträge auf der Fläche bei unseren Handelskunden unter Druck stehen. Nicht nur im Baumarkt, auch im Möbel- und Fachhandel. Wir haben also zurückgehende Umsätze und die Nachfrage konzentriert sich sehr stark auf Problemlösungsartikel. Da wird funktionelles, helles Licht gebraucht, also ganz normale Wand- und Deckenleuchten. Die gehen jetzt halt deutlich besser als die dekorative Pendelleuchte, die ich über dem Esszimmertisch habe.
Das heißt also, der Leuchte wird im Moment etwas weniger Fläche eingeräumt. Das ist ein neuer Verteilungskampf, der gerade stattfindet, wo jeder schaut, dass er seine Position hält. Wir sind mit allen größeren Kunden in Gesprächen, in denen Platzierungsbausteine und Konzepte überarbeitet werden. Es geht stärker hin zum funktionellen Licht und das dekorative Licht wird reduziert.
Unsere sogenannte Basic Range präsentiert Leuchten zudem mit einer reduzierten Verpackung: in Cut-Cases, einem neutralen Karton oder ganz preiseinstiegsmäßig einfach eingeschrumpft. Genau diese Einstiegsware ist aktuell bei den preissensiblen Endkunden gefragt.
Sehr gespannt bin ich, was KI im Baumarkt und Handel bringen wird. Wahrscheinlich kommt es bei Warenwirtschaftssystemen und Produktmanagement. Bei Übersetzungen wird es bereits aktiv genutzt.
Die schwierige Wirtschaftslage wird Sie wahrscheinlich etwas Umsatzerwartung gekostet haben. Mussten auch Mitarbeiter gehen oder konnten Sie das bisher vermeiden?
Wir haben im vergangenen Jahr, als wir gemerkt hatten, dass die Umsatzergebnisse sich so nicht einstellen wie prognostiziert, relativ schnell umstrukturiert. Wir haben in dem Zusammenhang freiwerdende Stellen teilweise nicht neu besetzt. Es gab aber keine größeren Entlassungswellen, das konnten wir Gott sei Dank vermeiden.
Aber umsatzmäßig war das kein gutes Jahr und ich glaube, das dürften Sie auch bei allen anderen hören, wenn sie ehrlich sind. Das ist auch kein deutsches Problem, nicht mal ein europäisches. Es ist eine globale Situation.
Auch der Start dieses Jahr ist verhalten. Ab Mitte Januar waren die Kunden plötzlich weg, uns fehlt einfach die Frequenz. Wenn man sich im eigenen Mikrokosmos umhört, kümmern die Leute gerade andere Sorgen als dekorative Leuchten: die Kfz-Versicherung ist teurer geworden, die Stromrechnungen, Urlaube und so weiter. Und ein Punkt, wo ich das Gefühl habe, dass die Verbraucher im Moment gerne eher Geld als bei uns ausgeben, ist in der Gastronomie.
Wie blicken Sie in die Zukunft? Gibt es für die Leuchtenindustrie ein Licht am Ende des Tunnels?
Wenn wir die Zinsentwicklung und die allgemeine wirtschaftliche Lage sehen, leiden wir unter der Konjunkturdelle im Baubereich. Wenn Wohnungen nicht gebaut werden, dann werden da auch keine Deckenleuchten eingebaut. Ich habe aber positive Signale vernommen. Wir brauchen Konjunkturmaßnahmen. Ich glaube, das hat auch die Bundesregierung erkannt. Allgemein und von unseren Kunden hören wir, dass alle davon ausgehen, dass sich 2024 etwas stabilisiert, aber noch ein schwieriges Jahr bleibt. Wir glauben aber, dass es 2025 und 2026 wieder aufwärts gehen wird.
Ist Re-Shoring bei Ihnen ein Thema oder produzieren Sie sowieso noch viel in Europa?
Eglo ist ja innerhalb der Leuchtenbranche ein bisschen anders, denn viele sind ja eher Großhändler: Die fahren im Prinzip nach Fernost und suchen in den Schauräumen Chinas nur aus. Das ist bei Eglo anders, wir sind eben auch selber Hersteller und haben drei Standorte.
Der eine ist tatsächlich in der Szenzhen-Region in China. Ein zweites Produktionswerk ist in Indien und das dritte, älteste, in Ungarn. Der Standort Ungarn ist für uns gerade vor dem Hintergrund der Entwicklung der letzten Jahre wieder sehr, sehr wichtig und wird als Produktionsstandort weiterentwickelt und hochgehalten.
Wie lange gibt es das Werk in Indien schon?
2017 haben wir dort die erste Produktionshalle gebaut. War es weise Voraussicht, dass China schwieriger werden könnte? Auf jeden Fall war es ein sehr visionärer, frühzeitiger Schritt, den unser Inhaber damals unternommen hat. Dieser extreme Kostenvorteil, den China früher geboten hat, schwindet natürlich langsam. Deswegen ist eine Verschiebung in Richtung Indien eine logische Folge.Und als in der Coronakrise das Werk in China komplett zu war, haben Indien und Ungarn das aufgefangen. Wir waren einer der wenigen Hersteller, die die ganze Zeit durchweg liefern konnten. Diese 100-Prozent-Chinaabhängigkeit haben wir Gottseidank nicht, was auch bei anderen Lieferkettenproblemen hilft.
Wie entwickelt sich die Lichtwoche Sauerland?
Neben den Kunden aus den Märkten, die Marktleiter oder Abteilungsleiter aus dem Elektro-Leuchten-Bereich haben wir viele Teilnehmer aus der Region sowie von den Franchise-betriebenen Unternehmen wie Eurobaustoff oder Hagebau. Insofern ist die Lichtwoche für uns tatsächlich sehr, sehr wichtig.
Die Lichtwoche Sauerland ist jetzt für den Bereich Wohnraumleuchte die Leitmesse, die auch jedes Jahr internationaler wird. Gerade haben wir etwa die Baumarktkette Kesko Senukai aus Litauen da. Die Kunden aus Frankreich und Benelux kamen ebenso wie jene aus Osteuropa. Die Lichtwoche gewinnt jedes Jahr mehr an Akzeptanz.
Und wir können hier im Sauerland gezielter auf die Kunden eingehen und uns entsprechend Zeit nehmen ohne die Laufkundschaft und Hetze in einer großen Messehalle. Das hat eine viel, viel schönere Qualität und bessere Gesprächskultur.
Die Fragen stellte Oliver Mengedoht.
Das ist die Langfassung des Beitrags aus der Printausgabe diy 07/2024