„Von 2023 bleiben keine positiven Erinnerungen übrig“ – der Gartenmarkt in Deutschland hat ein schwieriges vergangenes Jahr hinter sich. Das hat der Rückblick, den Klaus Peter Teipel auf den IVG-Medientag des Industrieverbands Garten in Köln gegeben hat, noch einmal klargestellt. Am Ende steht ein Minus von 3,2 Prozent auf ein Volumen von 19,7 Mrd. Euro im Gesamtmarkt zu Buche.
Der Rückgang zog sich jedoch nicht durch alle Warengruppen. Nominal ist das Segment biologisch-chemischer Bedarf um 6,3 Prozent gewachsen. Dagegen ist der Umsatz mit Lebendem Grün gesunken, wenn auch „nur“ um 3,2 Prozent. Auch das Hartwarensegmenten hat 5,8 Prozent verloren – gerade bei Gartenmöbeln wirkten weiterhin Corona-Effekte nach, wohingegen die Kategorie Holz im Garten über die letzten Jahre mit Preissteigerungen von teilweise 40 bis 50 Prozent für die Endverbraucher schlicht zu teuer geworden sei, befand Teipel. Der Zuwachs bei Erden, Düngemitteln und Pflanzenschutz war laut Teipel jedoch meist preisgetrieben, bei einigen Gartensortimenten lag die Preisentwicklung deutlich oberhalb der Steigerung der allgemeinen Verbraucherpreise (Verbraucherpreise +5,9 Prozent; Dünger +12,4 Prozent, Erden +11,3 Prozent, Schnittblumen +9,2 Prozent, Gartenmöbel +9,0 Prozent).
Das habe wiederum Ausdruck im Handel gefunden: Während der Fachhandel da-runter deutlich zu leiden hatte (nominal -1,2 Prozent, real -8,1 Prozent), haben die Baumärkte aufgrund der Sortimentsbreite vergleichsweise kleine Verluste im Gartensortiment hinnehmen müssen (nominal -4,7 Prozent, real -8,4 Prozent). Dahingegen konnten Supermärkte (+6,5 Prozent) und LEH-Discounter (+1,2 Prozent) mit ihren Gartensortimenten umsatzmäßig zulegen, denn dorthin sind viele Kunden aufgrund des Preisdrucks abgewandert. Gerade Haushalte mit geringem und mittlerem Einkommen haben ihren Konsum einschränken oder ihre Prioritäten verschieben müssen.
Schlechte Witterungsverhältnisse zum Jahresstart, die die Frühjahrssaison quasi ausfallen haben lassen; politische Einflüsse, die das Konsumverhalten ankurbeln sollten, vielerorts aber zu Konsumverweigerung geführt haben; Preissteigerungen, die die Konsumenten zu verkraften hatten; die Sorgen und Ängste des „deutschen Michel“, der in schlechten Zeiten zum Sparen tendiert sowie die wieder erstarkte Reiselust der Deutschen – angesichts der Rahmenbedingungen sei man im Garten aber mit einem blauen Auge davongekommen, beurteilt der DIY- und Gartenexperte die Zahlen. Denn: Der Garten hat nach wie vor einen hohen Stellenwert und der Markt genießt weiterhin das ungebrochene Interesse der Endverbraucher. Dafür sind laut Teipel neben dem Einzug der grünen Sortimente in die Städte auch sich in der Produktion durchsetzende Nachhaltigkeitsaspekte verantwortlich.
Prognose: Verhalten optimistisch
Etwas Hoffnung machen laut Teipel zudem die zurückgehenden Inflationsraten, trotz weiterhin schwacher Konsumstimmung. Auch durch den anhaltenden Reiseboom seien für den Gartenbereich im laufenden Jahr keine größeren positiven Impulse zu erwarten. „Es steckt durchaus Bewegungsmöglichkeit im Markt. Aber ich bleibe Realist. Die finanziellen Spielräume bleiben nach wie vor belastet. Das heißt, wir haben eingeschränkte Möglichkeiten“, so der Experte.
Laut Teipel dürfte eine maßvolle Preisgestaltung für den Gartenmarkt einer der Schlüsselfaktoren sein, um wieder etwas Schwung in die Nachfrage zu bringen: „Ich warne davor, das betrifft Industrie und Handeln gleichermaßen, die Konsumenten weiter mit Preistreiberei zu belasten. Das machen die nicht mit, weil sie es sich einfach nicht leisten können. Und wir können nicht nur für die Zielgruppe arbeiten und anbieten, die es sich leisten kann“, machte er seinen Standpunkt klar.
Seine Prognose für das laufende Jahr: verhalten optimistisch und abhängig von der Witterung; konkret rechnet er mit +0,8 Prozent Wachstum auf 19,817 Mrd. Euro für den Gesamtmarkt – was bei den zu erwartenden Inflationsraten weiterhin ein reales Minus bedeuten würde. Während Gartenhartware weiterhin verliert (-1,3 Prozent), gewinnt Lebendes Grün aufgrund der größeren Sehnsucht und einfacheren Finanzierbarkeit wieder (+1,5 Prozent). Auch das Segment biologisch-chemischer Bedarf gewinnt erneut (+4,4 Prozent). Während Teipel für die Baumärkte nur ein kleines Wachstum im Gartensortiment prognostiziert (+0,1 Prozent), rechnet er für die Fachgartencenter mit einem überdurchschnittlichen Marktwachstum (+2,1 Prozent). „Ich glaube an das Thema Lebendes Grün“, so der Experte. Für LEH und Discounter rechnet Teipel mit einem Plus von 1,3 Prozent. Auch für den E-Commerce sieht er wieder Chancen: Nach dem Katastrophen-Jahr 2022 (-21,5 Prozent) und einem leichten Minus im vergangenen Jahr (-5,2 Prozent), sieht der Marktforscher wieder Aufschwung für online vertriebene Gartenprodukte bei einem prognostizierten Umsatzwachstum von 4,1 Prozent.
Sein abschließender Appell an die rund 160 Anwesenden: „Bewegen Sie den Markt!“