Der Verkauf von Fahrrädern in Baumärkten gilt als zähes Geschäft. Anders als in anderen Fachhandelsbranchen erweist sich der nach wie vor überwiegend kleinbetrieblich strukturierte Fahrradhandel mit mehr als 7.000 Verkaufsstellen nicht nur als sehr resilient; vielmehr hat es die Branche auch verstanden, aus dem Fahrradboom als Folge der Corona-Krise größtmöglichen Profit zu ziehen.
Verstanden hat es der Fahrradfachhandel vor allem, seinen Kunden seine Unersetzbarkeit einzuschärfen, was sie über vieles hinwegsehen lässt. Man müsse sich bei Betreten eines Fahrradgeschäfts auf Demütigungen einstellen, hat die Wochenzeitung Die Zeit im Mai 2023 in einer launigen Bestandsaufnahme der Branchenentwicklung geschrieben. Offenbar schätzen die Kunden den fachlichen Service, insbesondere für Reparatur und Wartung, und den fraglos kompetenten Rat der meist sehr gut qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so sehr, dass sie über die „Arroganz der Händler“ (Die Zeit) hinwegsehen – und dass die Branche die sonst als Wundermittel gegen den Kundenschwund gepriesene Customer Experience getrost ignorieren kann.
So scheint es. Aber ist das ein Naturgesetz? Wenn, dann offensichtlich eines, das vor allem in Deutschland gilt, wo Baumärkte zusammen mit SB-Warenhäusern und Discountern einen Marktanteil von gerade einmal 2 Prozent (Stand 2022) haben. In der Schweiz sieht das ganz anders aus. In dem ziemlich bergigen Nachbarland der Deutschen ist es ein Baumarkt, der die meisten Fahrräder ... pardon: Velos verkauft. „Spätestens seit dem Zusammenschluss von Jumbo mit der Coop-Baumarktsparte – vormals Coop Bau + Hobby – ist Jumbo die größte Velohändlerin der Schweiz“, beschreibt Jumbo-Mediensprecher Daniel Hofmann die Verhältnisse auf dem Schweizer Markt.
Fahrräder sind für die nach dem Zusammenschluss größte Baumarktgruppe der Schweiz ein etabliertes Geschäft, und zwar seit Jahrzehnten und nicht erst seit Corona. Eingerechnet sind darin Fahrradzubehör, Fahrradhelme und seit einigen Jahren Elektroroller. Das Boom-Segment E-Bikes entwickelt sich auch bei Jumbo „sehr erfreulich“, wie Hofmann sagt.
Inzwischen ist der Corona-Boom auf zwei Rädern auch in der Schweiz abgeebbt, die Verkaufszahlen haben sich wieder auf Normalniveau eingependelt. Um so wichtiger ist es für Jumbo, in dieses Geschäft zu investieren, um das Bergrennen um die Marktanteile weiterhin anzuführen. Insbesondere geht es dabei darum…