Mit der Gründung der Re-Peat Agrar GmbH geht Floragard neue Wege beim Thema Torfersatz. Ziel des neugegründeten Unternehmens ist es, Torfalternativen auf Basis nachwachsender Rohstoffe zu finden und bereitzustellen. Der Name, ein Wortspiel aus den englischen Worten repeat (Wiederholung) und peat (Torf), mag zunächst verwirrend klingen, geht es doch schließlich explizit um die Entwicklung und Etablierung regional verfügbarer Torfalternativen.
„Floragard war in der Vergangenheit ein durch Torf geprägtes Unternehmen, das ist einfach ein Fakt, das ist Teil der Firmengeschichte“, erklärt Dr. Simon Grießer. Grießer ist bei Floragard vollumfänglich für die Themen Torfersatz und Rohstoffsicherung zuständig, seine Stelle wurde speziell für diesen Zweck geschaffen und ist inzwischen das Bindeglied zu Re-Peat. „Neue und alternative Torfersatzstoffe sollten idealerweise auch torfähnliche Eigenschaften beinhalten, man muss Torf in einigen Bereichen ‚neu denken‘ – kurz könnte man auch sagen: re-thinking peat.“
Torf, kein Torf, torfreduziert, Torfersatz – das Thema rund um den Rohstoff polarisiert in der gesamten Branche. Längst werden Substrate aus Alternativen hergestellt: Grünschnitt- beziehungsweise Substratkompost, Holzfasern, Rindenhumus oder Kokosprodukten sind längst etablierte Ersatzrohstoffe, jeder einzelne mit seinen individuellen Vor- und Nachteilen. Kokosfasern eignen sich zwar gut, müssen jedoch importiert werden. Holz, Rinden und Kompost sind als Rohstoff zwar lokal und regional vorhanden, aber durch den steigenden Bedarf – auch in anderen Branchen – nur begrenzt verfügbar. Wie kann also eine steigende Nachfrage an Erden mit Torfalternativen dauerhaft gedeckt werden, wenn ebenjene Alternativen nur bedingt verfügbar sind?
Floragard und Re-Peat haben sich daher auf die Suche nach Alternativen zu den Alternativen begeben, die mengentechnisch die Lücke im Bedarf schließen können und regional verfügbar sind. Seit dem Frühjahr 2021 habe man sich intensiv mit dem Thema beschäftigt und im ersten Schritt für Miscanthus, auch Chinaschilf genannt, entschieden. „Nach der Veredelung soll das neue Ausgangsmaterial die Eigenschaften aufweisen, die wir benötigen: niedriger pH-Wert, geringe Stickstoffimmobilisierung und eine brauchbare physikalische Struktur“, erklärt Re-Peat Geschäftsführer Florian Moser. „Noch dazu ist der Anbau verhältnismäßig einfach, hier in Norddeutschland möglich und die Biomasseerträge sind ausreichend hoch.“
Vergangenes Jahr hat man mit dem Anbau begonnen, laut Moser ist Re-Peat der zweitgrößte Miscanthus-Anbauer Norddeutschlands. „Das hier geht weit über Versuchsanbau hinaus. Das zeigt auch, wie ernst uns das Thema ist“, betont Dr. Grießer. „Wir möchten ganzheitliche Systeme schaffen, die ökologisch Sinn machen und auch in fünf, zehn, fünfzehn Jahren noch funktionieren.“
Die erste Erde mit Miscanthus aus dem Hause Floragard soll planmäßig 2024 auf den Markt kommen, einen genauen Zeitpunkt hat man sich noch nicht gesetzt. Denn damit eine Markteinführung dauerhaft erfolgreich sein kann, müsse auch ein gewisser gesellschaftlicher Wandel stattfinden. „Hier in Mitteleuropa haben wir eine gewisse Tradition, was Erden angeht: dunkel und eher schwer muss sie sein, das galt immer als Qualitätsmerkmal“, meint Moser. Torfersatzstoffe könnten diese Merkmale aber nicht immer gänzlich erfüllen. „Die Faustregeln, die wir noch von unserer Großelterngeneration kennen, werden bald aber nicht mehr gelten. Sei es beim Gießverhalten oder eben bei der Farbe“, so der Geschäftsführer.
Gleichzeitig erkennt Floragard die Verantwortung an, die das Unternehmen als Hersteller trägt. „Erde ohne Torf hat andere Eigenschaften, das muss kommuniziert werden. Das ist kein Geheimnis mehr, das haben alle am Markt über die letzten Jahre beobachten können. Natürlich wird da immer schnell der Handel in die Pflicht genommen, aber auch Hersteller und Endverbraucher müssen ihren Teil dazu beitragen. Wenn wir eine ernsthafte Umstellung erreichen wollen, müssen wir an einem Strang ziehen“, befindet Grießer. Dazu gehöre weit mehr als die Schulung der Marktmitarbeiter vor Ort durch den Floragard-Außendienst – Social-Media-Kampagnen mit Instagram-Reels oder Youtube-Shorts sind dabei ebenso im Blick wie analoge Hilfestellungen, etwa über den Verpackungstext. „Die Themen Nachhaltigkeit und Regionalität sind ja nichts Neues, das merkt man allein schon an der steigenden Nachfrage nach solchen Produkten“, so Moser. Umso wichtiger sei es für Floragard, sich als zuverlässiger Lieferant und Partner für den Handel aufzustellen und zu präsentieren.
Die Gründung der Re-Peat Agrar GmbH als eigene Firma sei dahingehend nur der erste Schritt. Während das Unternehmen sich auf die Akquise von Flächen und den Anbau des Rohstoffs konzentriert, widmet sich auf der anderen Seite die Fachabteilung von Floragard der Forschung an ebenjenen einsatzfähigen Torfersatzstoffen. Durch diese Aufteilung sieht man sich bei Floragard bestens für kommende Herausforderungen gerüstet, denn der Qualitätsanspruch bleibe auch im veränderten Umfeld derselbe, merkt Grießer an: „Wir wollen nicht nur morgen, sondern eben auch übermorgen ein Produkt liefern, das für den Handel einen Mehrwert im Regal bietet, das die Leute auf der Fläche gern verkaufen – und von dem der Hobbygärtner und die Hobbygärtnerin am Ende zufrieden sagen, dass das eine gute Erde ist.“