Als Vorstand Peter Stechmann zur Eröffnung der HHG-Jahresversammlung in die Runde blickte, stellte er eines direkt erfreut fest: „Es sind deutlich mehr Frauen hier als noch vor 20 Jahren – aber es könnten immer noch mehr sein.“ Der erste Tag der Versammlung wurde, neben dem internen Teil des Verbands, von einem Vortrag von Peter Abraham, Bereichsleiter für den Einzelhandel bei der Eurobaustoff, getragen. Im Rahmen dessen legte er den anwesenden Industrievertretern unter anderem die Vorteile dar, die Händler durch die Kooperation mit der Eurobaustoff genießen – und wieso es sich für Hersteller lohnt, mit der Eurobaustoff zusammenzuarbeiten. Zentraler Bestandpunkt war jedoch der gegenseitige Respekt, mit dem sich Handel und Industrie in ihrer Partnerschaft begegnen sollten (siehe nebenstehenden Kasten).
Den zweiten Tag eröffnete HHG-Geschäftsführer Norbert Lindemann mit einem kurzen Hinweis auf den Relaunch der Verbandswebsite. Kernprogramm des zweiten Tages bildeten drei Vorträge: Emotionen in der Führung betrachtete gemeinsam mit den Anwesenden Dr. Nico Rose. Laut dem Wirtschaftspsychologe erfüllen alle Emotionen einen Zweck – dementsprechend müsse man sie auch fühlen, ob beim „beerdigen“ eines alten IT-Systems oder dem Verlust eines langjährigen Mitarbeiters. Gleichzeitig seien positive Emotionen der Treibstoff und ein soziales Schmiermittel im Arbeitsalltag.
Über den sozialen und ökologischen Nutzen von Sachspenden sprach Dr. Juliane Kronen, Gründerin der Innatura gGmbH. Das Sozialunternehmen vermittelt Sachspenden an soziale und gemeinnützige Einrichtungen. „Was gibt es Nachhaltigeres, als bereits vorhandene, überschüssige Waren vor dem Wegwerfen zu bewahren und an Organisationen zu geben, die sie brauchen?“, gab Kronen den Anwesenden zu denken – schließlich würden allein in Deutschland jährlich Waren im Wert von sieben Milliarden Euro einfach entsorgt, wie die promovierte Betriebswirtin hervorhob.
Die Angst vor Herausforderungen und herausfordernden Zielen sowie der richtige Umgang damit wurde von der Extremsportlerin Anja Blacha behandelt. In ihrer Erzählung über ihre Solo-Reise durch die Antarktis zum Südpol – Blacha war 2020 die erste Frau, die eine derartige Expedition ohne Unterstützung geschafft hatte – griff sie Gemeinsamkeiten mit der aktuellen Situation der Handelsbranche und Industrie auf: Egal, wie gut ein Plan durchdacht ist, man hat niemals alle Faktoren in der Hand. Spontane Krisen könnten jederzeit entstehen und sollten ruhig und ohne Panik angegangen werden – sonst entstünden durch vorschnelle Entscheidungen oder unaufmerksame Handlungen schnell vermeidbare Probleme. Ebenso dürfe man sich nicht von der Größe der Herausforderung aus der Ruhe bringen lassen.
Ebendiese Botschaft griff HHG-Vorstand Uwe Schröder in seinen Schlussworten auf, bevor er die Versammlung beendete: „Wir tun gut daran, in schwierigen Zeiten als Verband eng zusammenzustehen.“
Nachgefragt
Warum haben Sie für Ihren Vortrag vor den Vertretern der Industrie das Thema Respekt gewählt?
Als die Anfrage von Herrn Lindemann kam, kam mir sofort die Idee, das Thema Respekt in der Partnerschaft als einen Schwerpunkt meines Vortrags zu setzen. In der aktuellen Situation mit den veränderten Rahmenbedingungen sollten wir als Handel gemeinsam mit der Industrie an einem Strang ziehen und zusammen Lösungen finden für die Probleme, die sich durch nachlassende Kundenfrequenz, Änderung im Beschaffungsverhalten etc. ergeben. Wir haben ja schlussendlich ein gemeinsames Ziel und das sind die Kundenwünsche. Mit dem Kunden im Fokus unserer Anstrengungen sind wir nur erfolgreich, wenn wir unsere Kräfte bündeln und gemeinsam den Markt bearbeiten.
Nicht nur während der extremen Situationen in den Pandemie-Monaten, sondern auch aktuell müssen wir in erster Linie dafür sorgen, dass die Produkte, die unsere Kunden brauchen, auch in ausreichender Menge in den Läden vorhanden sind. Aus unserer Sicht ist es kontraproduktiv, nun mit Bestell- und Lieferstopps zu reagieren.
Jetzt den Kopf in den Sand zu stecken und die Umstände zu beklagen, hilft niemand. Vielmehr ist es wichtig, dass der Mittelstand, der für seine Flexibilität und Widerstandskraft bekannt ist, zusammensteht. Händler wie Produzent sollten prüfen, wer heute und in Zukunft verlässlicher Partner sein kann und in diese strategische Partnerschaft investieren.
Aktuell vermelden die meisten Baumarktbetreiber sinkende Umsatzzahlen. Wie wirkt sich das auf die Arbeit der Eurobaustoff aus und welche Schwerpunkte setzen Sie in den nächsten Monaten?
Wir werden die ruhigere Zeit nutzen, Sortimente und Flächen zu analysieren und weiterzuentwickeln. Durch den ständigen Austausch unseres Category Managements mit den Industriepartnern und unserer Vertriebsmannschaft auf den VK-Flächen, können wir flexibel auf die Kundenbedürfnisse reagieren und schnell Produktneuheiten und neue Sortimente aufmerksamkeitsstark einführen.
Auch werden wir verstärkt unser Dauerthema neue Ladenkonzepte forcieren. Die individuell auf die verschiedenen Kundengruppen der Eurobaustoff-Gesellschafter angepassten Konzepte sichern mittelfristig die Verkaufschancen der angeschlossenen Händler.
Die Preissensibilität der Kunden hat deutlich zugenommen, wir werden daher auch verstärkt Aktionen mit unseren Schwerpunkt-Lieferanten durchführen.
All diese Aktivitäten werden getragen von der partnerschaftlichen Zusammenarbeit der Kooperation und unseren Partnern der Industrie. Wir sind überzeugt, dass wir auch in schwierigen Zeiten gemeinsam viel erreichen können und sich Stabilität und Beständigkeit auszahlen.