Man muss in der Krise eine Chance sehen – eine abgedroschenere Managementweisheit gibt es ja kaum, und doch wird sie immer wieder bemüht. Denn wie das so ist mit Binsenweisheiten: Sie sind halt auch Weisheiten.
Konkret: Die sogenannte Energie- oder Heizungswende könnte so eine chancenbringende Krise sein, gerade für die Baumarktbranche. Und es könnte eine weitere Wende hinzukommen: die Wohnungswende.
Tut sie aber noch nicht. Bislang ist sie trotz großer Ankündigungen aus Berlin ausgeblieben. Die Baubranche, also auch der Baustoff- und DIY-Handel, kritisieren das zu Recht. Eurobaustoff-Chef Eckard Kern hat dazu auf der Bau in München sehr deutliche Worte gefunden.
Und dann ist da noch eine Wende: die Klimawende, besser bekannt als Klimawandel oder auch Klimakrise. Noch so eine Krise mit eingebauter Chance?
Wem auch immer man die Schuld an der vertrackten Lage im Bau- und Energiesektor geben will, der Ampel-Koalition mit ihren oft chaotisch und unausgegoren wirkenden Maßnahmen oder den vorangegangen Regierungen, die die gesamte Themenpalette Energiesicherheit, Wohnungsnot und Klimawandel (den die Wissenschaft seit einem halben Jahrhundert untersucht und zu dem sie Vorhersagen gemacht hat, die mit erschreckender Präzision eingetreten sind) ignoriert haben – die Frage ist doch: Welche Verantwortung, aber auch welche Chancen hat in dieser Situation eine Branche, die für sich in Anspruch nimmt, das Leben der Menschen in ihrem privatesten Umfeld, in ihrem Zuhause, besser zu machen?
Erfolg verpflichtet – aus dem Erfolg des Einzelhandelsformats Baumarkt lässt sich sowohl die Verpflichtung als auch die Chance ableiten, den Kunden und, pathetisch gesprochen, der Gesellschaft jetzt zu ermöglichen, was sie jetzt brauchen: klimasicheres Bauen und Leben.
Also ran an die neuen Produkte! Immerhin haben die ersten Baumärkte, Globus zum Beispiel, nun die sogenannten Balkonkraftwerke im Sortiment, Obi und Bauhaus bieten Solar-Komplett-Pakete an. Baustoffe mit verbesserter Klimabilanz und Recyclingfähigkeit sind hier ebenfalls zu nennen – auch wenn sie, wie Eckard Kern ebenfalls anmerkt, im Augenblick oft „nur etwas für Reiche“ sind.
Aber muss das so bleiben? Unnötig zu sagen, dass das alles nicht nur ein Handelsthema und dass die (Baustoff-)Industrie gefordert ist, erschwingliche Produkte für ein klimasicheres und klimagerechtes Bauen zu entwickeln.
Mehr denn je kommt es auf die Fähigkeit und den Willen, zu kooperieren, auf beiden Seiten an. Und das gerade jetzt, wo die Gespräche…