Nach Madrid hatte die Koelnmesse zur europäischen Pressekonferenz für die Spoga+Gafa 2023 eingeladen und berichtete vor gut 50 Presse- und Verbandsvertretern, wie es mit der Internationalen Fachmesse für Sportartikel, Campingbedarf und Gartenmöbel aktuell steht. Warum Madrid? „Weil es mit 300.000 Bäumen die grünste Hauptstadt Europas ist und weltweit nur hinter Tokio liegt“, erklärte Moderatorin Camilla Biasio. Stefan Lohrberg, Director der Spoga+Gafa, war begeistert. Drei Monate vor der tatsächlichen Veranstaltung seien 99 Prozent der Plätze bereits ausgebucht. „Mit anderen Worten: Wir haben vier neue Hallen und die sind zu 100 Prozent komplett ausverkauft“, freute sich Lohrberg im Impact Hub Sala Gobernador in Madrid. Nur vereinzelte Restplätze seien für die Messe noch zu haben. 14 Messehallen bieten nun 230.000 m2 Ausstellungsfläche.
Schon im Juni 2022, dem ersten Nach-Corona-Jahr, habe die Spoga+Gafa mehr als 1.000 Aussteller aus 52 Ländern und 25.000 Besucher gezählt. Diese Zahlen würden 2023 garantiert übertroffen, so Lohrberg, der auch eine durchschnittliche Verweildauer der Gäste von 1,7 Tagen auf der Messe als sehr guten Wert lobte. Für den neuen Termin im Juni statt im September habe es erneut viel Zuspruch aus der Branche gegeben. „Das spiegelt sich auch in der überwältigenden Aussteller-Resonanz wider. Die Besucher können sich somit auf eine noch größere und internationalere Spoga+Gafa 2023 freuen“, sagte Lohrberg.
Die Gründe für das Wachstum seien vielfältig: „Zum einen suchen interkontinentale Aussteller wie unsere Freunde aus Nordamerika und Asien Kontakt zum globalen und nationalen Handel.“ Auch die Teilnehmerzahl aus der DACH-Region, den Beneluxländern und Europa sei gestiegen. Lohrberg: „Es läuft enorm gut gerade, damit haben wir selbst nicht so schnell gerechnet, der Status ist besser als vor Corona.“ Er rate dringend, bequeme Schuhe anziehen.
Die vergangenen drei Jahre hingegen seien „nicht unbedingt vergnügungssteuerpflichtig“ gewesen, es habe quasi ein Berufsverbot für Messen gegeben. „Wir haben uns in der Auszeit mit uns selber beschäftigt“, so Lohrberg. Probleme mit Tickets oder An- und Abfahrt der Aussteller seien gelöst, zeigte er sich zuversichtlich. E-Slots mit Zeitfenstern für jeden Aussteller sollen jetzt bei der Logistik helfen.
Orte der Begegnung
Unter dem diesjährigen Leitthema „Social Gardens – Orte der Begegnung“ sollen die klar strukturierten Bereiche garden living, garden creation & care, garden bbq und garden unique für den kompletten Überblick sorgen. Mehrwerte sollen Events wie die POS Green Solution Islands mit den Kategorien Suburban Garden (Garten, Terrasse), City Garden (Balkon, Dachterrasse), Community Garden (Gemeinschaftsgärten und andere grüne Außenflächen) und Contract Garden (Hotel, Restaurant, Büro) liefern, die nicht nur Lösungen für einen verbesserten Flächenumsatz zeigen, sondern auch einen Blick in andere Branchen und die Zukunft des Handels werfen.
Ergänzt, so Lohrberg, werde dieses Rahmenprogramm der Messe durch Sonderflächen wie den Boulevard of Ideas, die Trendshow Outdoor Furniture, Decoration and BBQ, das Garden Café Forum, Vorträge und thematische Rundgänge über das Gelände. Wohl selten sei die verbindende Kraft von Gärten so wichtig wie heute. Der heimische Garten, Balkon oder die Terrasse nehme stetig an Bedeutung zu als Rückzugsort und Treffpunkt für Familien, Freunde und Nachbarn. Auch auf dem ganzen Gelände werde es immer wieder Orte geben, wo Garten Menschen zusammenbringe, versprach Lohrberg – „und wenn es zum Schluss der Biergarten ist“.
Hersteller und Handel unterstützten die soziale Funktion und regenerative Kraft des Gartens mit neuen Produkten und Lösungen. Das gehe von erweiterbaren Sitzlandschaften mit Polstersessel, Loungesofas und Esstischen über voll ausgestattete Outdoor-Küchen und Gartengeräte für die Kleinsten oder Ältere bis hin zu DIY- und Sharing-Initiativen.
Trends und Mitnahmeeffekte
Als Trends machten er und sein Messeteam neben Gemeinschaft und Gesundheit vor allem nachhaltige Lösungen aus. Wiederverwendeter Kunststoff für Gartenmöbel, Pflanztöpfe oder Anzuchtschalen stamme aus den Ozeanen oder anderem Plastikmüll. Bei der Gartenarbeit würden vermehrt regionale Produkte, heimische Pflanzen und Gewächse nachgefragt, die resistent gegen Trockenheit sind. Nachwachsende Produkte wie Holz, Bambus und Rattan für Outdoor-Möbel seien in.
Stolz ist Lohrberg darauf, dass in Köln das weltweit größte Angebot für Outdoor-Dekoration, Spiel im Garten, Gartenmöbel- und -beschattungen sowie BBQ auf die Besucher warte. Exklusive BBQ-Showflächen und Live-Cooking-Stationen würden weiter ausgebaut. BBQ sei ein unglaublich angespannter Markt nach den hohen Umsätzen in der Pandemie. Umso wichtiger sei es, jetzt stark wiederzukommen, einige Anbieter seien allerdings erst 2024 wieder dabei. Bei der „Prime BBQ Night“-Gartenparty sorgten 12 bis 14 BBQ-Aussteller für das Catering.
Mitnahmeeffekte verspricht sich die Koelnmesse auch durch eine neue Kooperation mit dem Global DIY-Summit in Berlin (14.-16. Juni). Nur zwei Tage danach startet in Köln die Spoga+Gafa. Besucher aus dem Ausland könnten davon profitieren und hätten nur einmal die weite Anreise nach Deutschland, wenn sie beide Events besuchten, lautet die Rechnung der Messeorganisatoren auf positive Besuchereffekte.
Traditionell wird der BHB auch in diesem Jahr wieder den Schlusspunkt der Messeveranstaltung setzen. Beim BHB-Garden Summit kommen am 20. Juni wieder die Führungskräfte des grünen Handels im Conference Center der Koelnmesse zusammen. Unter dem Leitmotto „Klimafit und voller Werte“ diskutieren die Entscheider der Branche die neuesten Trends und veränderte Aufgaben des Gartenfachhandels.
App und Prognosen
„Der Zwang geht, das Digitale bleibt“, kündigte Lohrberg die App Spoga+Gafa 365 als KI-gesteuerte Matchmaking-Plattform an. Die virtuelle Heimat für die Garten-Lifestyle-Branche habe schon zum Start Ende März 15.000 User. Sie führe ganzjährig Angebot und Nachfrage, Mensch und Produkt zusammen. So könnten die Veranstalter als Experten im B2B-Matchmaking Mehrwerte über ihre Weltleitmesse hinaus anbieten – „und das ganzjährig, weltweit und digital.“
Manuel Rucar von der Trendprognose-Agentur Chlorosphere legte in seiner Keynote dar, dass es angesichts der klimatischen Veränderungen die eine Gartensaison nicht mehr gebe. Außerdem „kommen die Farben zurück in den Garten“, angefacht unter anderem durch den Trendsetter Barbie, die 2020 zum Black Friday in ihrer neusten Inkarnation besonders bunt gestartet war. Das hätten die Medien weltweit im Sommer 2022 Barbiecore getauft. Die ersten Händler mit neuen Farben könnten außergewöhnliche Verkäufe erwarten, so Rucar.
Bei der auf die Pressekonferenz folgenden Podiumsdiskussion zeigten sich alle Branchenvertreter optimistisch. John W. Herbert, Generalsekretär des europäischen und internationalen Baumarktverbands Edra/Ghin, besuche sowieso so viele Messen wie möglich: „Sie sind so wichtig für unsere Branche, und ich gehe hin, um Innovationen zu sehen.“ Die Umsätze mögen durch Energiekrise und hohe Inflation sinken, aber „allgemein werden sie höher sein als 2019 vor der Pandemie“, ist Herbert überzeugt.
Er erwarte, dass der Boom im Outdoor-Leben anhält und, kombiniert mit dem Trend nach nachhaltigeren Produkten, eine positive Auswirkung auf die Verkäufe haben wird. Für die Branche ganz wichtig sei es aber jetzt, sich von Abhängigkeiten von Lieferanten aus Fernost zu lösen. Der Krieg in der Ukraine und Krisen in China durch die langen Lockdowns hätten allen vor Augen geführt, dass man sich nie abhängig von einzelnen Unternehmen oder Ländern machen dürfe. „Die Branche muss mehr nach lokalen Produkten suchen.“
Die VDG-Mitglieder böten ja ein sehr vielfältiges Sortiment an, betonte Martina Mensing-Meckelburg, Präsidentin des Verbands Deutscher Garten-Center (VDG). Die Branche sei daher positiv gestimmt und rechne mit einer erfolgreichen Saison. Sie hoffe, dass im Zuge des Social Gardenings auch der Verkauf von Grills und Gartenmöbeln im Jahr 2023 wieder Fahrt aufnehme, die Auswahl an hervorragenden Waren in diesen Marktsegmenten sei außergewöhnlich groß. „Ich liebe Messen, sie sind so dringend nötig. Man kann neue Produkte sehen, zusammenkommen und sich inspirieren lassen“, sagte Mensing-Meckelburg
Regionale Produktion
Der Trend für kommende Jahre sei regionale Produktion, glaubt Mensing-Meckelburg: „Wir stehen mit unserem Namen für die Produkte und junge Leute beschäftigen sich immer mehr mit Grün und Nachhaltigkeit. Wir müssen nachhaltige Lösungen zeigen.“ Sie habe tolle Ideen für die Digitalisierung, aber keine App könne zeigen, wie frisches Gras rieche, Erdbeeren oder Rosen dufteten. Optimistisch stimme dagegen der Megatrend zur Selbstversorgung. Die Menschen wollten gerne Gemüse und Obst selber ziehen, im Kübel, Balkonkasten oder Hochbeet. Dazu brauchten sie Jungpflanzen, Saatgut, Substrat, Dünger und Bewässerung.
Gerade in Krisenzeiten zeige sich die besondere Kraft des Gärtnerns, ist auch Anna Hackstein überzeugt, Geschäftsführerin des Industrieverbands Garten (IVG). Im eigenen Garten oder auf dem Balkon könne man Abstand gewinnen, schlechte Nachrichten hinter sich lassen und den Kopf frei bekommen.
„In dieser Entwicklung liegt auch eine Chance für die grüne Branche, denn im Kontext von Nachhaltigkeit entdecken immer mehr Menschen das Thema Garten und Pflanze für sich.“ Die Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit, so Hackstein, werden auch in Zukunft den Gartenmarkt und seine Sortimente beeinflussen.
Norbert L. Jedrau freute sich, dass die Aussteller der internationalen Grill- und BBQ-Branche noch zahlreicher vertreten sein werden als in den Vorjahren. „Auch thematisch rückt das BBQ- und Grillvergnügen in den Vordergrund“, so der Geschäftsführer der Barbecue Industry Association Grill (BIAG). „Grund für das positive Buchungsverhalten sind zum einen die Herausforderungen des Marktes und zum anderen die guten Erfahrungen, welche die Aussteller und deren Fachhandels- und Großflächenbesucher im Vorjahr in Köln gemacht haben.“
In den Fokus rücke dabei die verbindende Kraft von Gärten: Gemeinsam gärtnern und gestalten, feiern und entspannen. „Es ist naheliegend, dass das BBQ- und Grillvergnügen als soziales Ereignis dabei eine wichtige Rolle spielt.“
Rundfahrt mit Besichtigung
Ergänzt wurde das Programm der Pressekonferenz durch eine Rundfahrt zu Betrieben aus der Branche. So wurde ein neues Hochregallager und Verteilzentrum von NeoPro in Getafe besichtigt, einem Zusammenschluss der Ketten QF+ und Comafe. Weiter ging es mit einer Führung in einem spanischen Bauhaus-Markt und der Vorstellung eines Gartencenters der Kette Los Peñotes.
Zuletzt wurde im Norden Madrids Begonia's Garden besucht, eine farbenfrohe Gärtnerei, die sich auf die Aufzucht und den Verkauf von Pflanzen spezialisiert hat und in der auch Kurse und Veranstaltungen stattfinden. Dieser Pflanzentempel ist eine Initiative der Stiftung Aprocor, die sich zum Ziel gesetzt hat, „Unterstützungszentren für Menschen mit Behinderungen in für die Öffentlichkeit zugängliche Räume umzuwandeln, die Eingliederung und Möglichkeiten schaffen und zur Sensibilisierung, Erhaltung und zum Schutz der Umwelt beitragen“.
Die Spoga+Gafa findet vom 18. bis 20. Juni 2023 in den Messehallen in Köln statt.
Dies ist die Langversion des Beitrags aus der Printausgabe diy 5/2023.