Fischer hat eine Mission: Die Befestigungsspezialisten aus dem Waldachtal wollen das Planen, Bauen und Betreiben effizienter und nachhaltiger gestalten. Dafür wurden verschiedene Lösungen entwickelt, die das Unternehmen Ende 2022 bei einer Veranstaltung an seinem Hauptstandort vorstellte. Der Neubau der modernen Teilelagerhalle der Produktion bot die Kulisse für das Event. Matthias Schneider, Fischer-Geschäftsführer Digital Services und IT, erklärte, welche Herausforderungen die Arbeit auf der Baustelle mit sich bringt. Das Bauen werde immer komplexer und sei vor neue Anforderungen hinsichtlich der Nachhaltigkeit gestellt. Bauarbeiter seien täglich hoher körperlicher Belastung ausgesetzt, hinzu kämen Staub und Baulärm. Das soll sich nun ändern. Besonders vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels will Fischer den Bauarbeitern Arbeit abnehmen, damit sie sich auf die eigentliche Wertschöpfung, die Montage, konzentrieren können.
Eine Lösung dafür sind Befestigungsprodukte, in denen ein Sensor integriert ist, wie der intelligente Stabanker Sensoranchor oder die smarte Unterlegscheibe Sensordisc. Anwender erhalten damit Aufschluss darüber, welche Kräfte aktuell auf die Befestigungen einwirken und ob diese noch sicher verankert sind. Die Produkte senden kabellos Daten in das Modul Construction Monitoring innerhalb des Portals Myfischer. Daraufhin lassen sich die Informationen per Web-Anwendung auf dem Tablet, PC und Laptop oder mit der Pro-App von Fischer auf dem Smartphone auslesen. Sicherheitsprobleme, zum Beispiel an schwer zugänglichen Anlagen und Bauwerken wie Windkraftanlagen oder Installationen im Tunnelbau, können so frühzeitig festgestellt und Maßnahmen ergriffen werden.
Highlight der Veranstaltung war die Vorstellung des Baubot: Der Roboter kann Löcher in den Boden oder die Wand bohren, diese reinigen, markieren und die Befestigung einsetzen. Der Kunde erhält im Nachgang eine genaue Auflistung, wo gebohrt wurde und welcher Dübel an welcher Stelle eingesetzt wurde. Fischer hat eine Partnerschaft mit einem gleichnamigen Unternehmen aus Wien gestartet. Man habe ursprünglich einen Roboter entwickelt, mit dem Baumaterialien auf die Baustelle geliefert werden können, erläuterte Baubot-CEO Dr. Herwig Hengl. Gekoppelt mit 3-D-Technik hätten sich noch mehr Möglichkeiten für den autonom arbeitenden Helfer eröffnet, die der österreichische Hersteller nun im Rahmen des Projektes gemeinsam mit Fischer weiter erforschen will. Künftig soll der Baubot Bauunternehmen besonders bei Großbauprojekten wie Straßen-, Bahn- und Tunnelbauten, aber auch im Hoch- und Tiefbau unterstützen.
Für die Planer und Architekten hat der Anbieter ebenfalls neue Ansätze parat. „Je mehr Informationen eines Bauwerks zur Verfügung stehen, umso sicherer und realistischer kann sein Verhalten unter Belastung vorhergesagt werden“, erklärte Dr. Boglárkar Bokor, Senior-Expertin im Kompetenzteam Technologietransfer und Gremienarbeit bei Fischer. Fischer setzt daher auf digitale Planungstools wie die Bemessungssoftware Fixperience, die über die Plattform Myfischer abrufbar ist. Hier finden sich auch sogenannte Federmodelle. Damit lassen sich technische, funktionale und architektonische Anforderungen an Verankerungen in Beton erfüllen, bei denen derzeitige Standardmethoden an ihre Grenzen stoßen. Außerdem können Kunden künftig über die digitalen Kanäle des Herstellers auf digitale Zwillinge der Fischer-Befestigungs- und Systemlösungen zugreifen sowie Dienstleistungen zur vernetzten Planung und Steuerung mit Building Information Modeling (BIM) in Anspruch nehmen.
Auch der DIY-Bereich bei Fischer wird digitaler. Die Strategie ähnelt der im Profisegment, wenn die Prozesse auch etwas einfacher sind. Hier kommt jedoch der Beratung eine große Bedeutung zu. Als Laie wisse man oft nicht, welches Befestigungsmittel für den jeweiligen Untergrund geeignet sei, sagt Jan Grosser, Abteilungsleiter Digitalisierung, Vertrieb und Marketing bei Fischer – verständlich bei der Vielzahl an Materialien, die heutzutage im Privatbereich zu finden sind und bei der entsprechend großen Menge an Produkten, die Fischer Heimwerkern für diese unterschiedlichen Anwendungen bietet. „Viele Kunden sind hier noch etwas unsicher. Da wollen wir helfen“, betont Grosser.
Statt der Elemente Planen, Bauen und Betreiben liegt der Fokus bei den DIY-Kunden auf einem Dreiklang aus Information, dem Kaufprozess sowie der Unterstützung bei der Montage. Während der erste Schritt in der Regel über die Fischer-Website geschieht, findet der Kauf im Baumarkthandel statt. Bei digitalen Tipps für die Anbringung der Produkte ist dann wieder Fischer gefragt. Indem er diese drei Schritte besser aufeinander abstimmt und digitaler gestaltet, will der Anbieter den stationären Handel besser mit den eigenen Online-Kanälen verknüpfen.
Über den Dübelfinder von Fischer, der sowohl als Desktop-Variante als auch in der App verfügbar ist, gibt es eine erste digitale Beratung. Dort wird der Kunde gefragt, was er befestigen möchte und in welchem Baustoff es angebracht werden soll. Das Tool schlägt dann das passende Produkt vor und zeigt an, bei welchem Händler es verfügbar ist. Die Daten seien tagesaktuell, erklärt Grosser. Im Produkt-Online-Katalog auf der Fischer-Webseite erscheint der jeweilige Händler gar nicht erst auf der Karte, wenn er das jeweilige Produkt nicht im Regal hat. Wer lieber online bestellen will, wird zu den Web-Auftritten der Handelspartner weitergeleitet.
Um den Suchprozess zusätzlich zu vereinfachen, hat Fischer den intelligenten Dübel Duopower entwickelt, einen Universaldübel, der sich selbstständig an den vorliegenden Baustoff anpasst. Es ist also für eine Vielzahl an Anwendungen nur noch ein Produkt nötig. Auch das „Ganz ohne Werkzeug“-Sortiment soll Hürden beim Einstieg in die Befestigungswelt abbauen.