Dass Tradition und Moderne mitunter nah beieinanderliegen, ist zugegebenermaßen eine etwas abgedroschene Redewendung. Im bayerischen Altötting passt sie aber halt doch wunderbar. Der oberbayerische Wallfahrtsort mit seiner schwarzen Madonna und einer Kirchendichte römischen Ausmaßes hat ein weiteres kleines Wallfahrtsziel bekommen. Es zieht allerdings andere Pilger an: Seit September lassen sich am örtlichen Baywa-Standort die Wunder der modernen In-Store-Technologie bestaunen. Es ist der erste Smart Store des traditionsreichen Konzerns.
Auch die diy-Redaktion pilgerte zu diesem Piloten. Das bedarf insofern einer Erklärung, als die Baywa-Baustoffhandlung in Altötting beileibe kein Baumarkt ist. Mit einer Verkaufsfläche von gerade einmal 170 m² ist es sogar einer der kleinsten Standorte von Baywa Baustoffe. Aber das Unternehmen geht mit diesem Pilotprojekt Fragen an, die den gesamten Handel beschäftigen: Wie lässt sich ein flächendeckendes Filialnetz etwa auch im ländlichen Raum aufrechterhalten? Wie lassen sich kleine Märkte wirtschaftlich betreiben? Und vor allem: Wie macht man das in Zeiten des Fachkräftemangels?
Genau das, berichtet Markus Daik, war der Ausgangspunkt. Der Leiter Spezialbereiche Baywa Bau ist immer wieder damit konfrontiert: Gut ausgebildete junge Mitarbeiterinnen scheiden aus, weil sie eine Familie gründen und ihren Job im Handel nicht mit der Kinderbetreuung vereinbaren können. „Und wenn Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter von einem Standort wie Altötting gehen, wie ersetzt man die?“, fragt Daik. „Das sind Generalisten, die unser gesamtes Sortiment kennen.“ Und deren Beratung bei den Kunden gefragt ist.
Die Antwort lag nicht zuletzt wegen der Erfahrungen aus der Corona-Zeit nahe: Die Beratung erfolgt online. Dazu müssen die technischen Voraussetzungen auf der Verkaufsfläche geschaffen werden. Und weil die Filiale nicht mehr durchgängig besetzt ist, muss nicht nur die Beratung, sondern auch der Rest des nun autonomen Einkaufsprozesses ohne Personal funktionieren. Kurz: Die Baywa hat in einen Pilotstandort mit smarter Handelstechnik investiert.
Und der funktioniert so: Von 6 bis 8 Uhr und von 17 bis 20 Uhr (Montag bis Freitag, jetzt auch Samstag ganztägig) läuft der Betrieb ohne Personal. In diesen Zeiten können Kunden die im Fachmarkt verfügbaren Artikel selbstständig einkaufen. Zum Öffnen der Eingangstür genügt es, eine EC- oder Kreditkarte an ein…