Im vergangenen Jahr berichtete der Vertriebsleiter der Gregor Ziegler Erden- und Brennstoffwerke im Gespräch mit diy von zweistelligem Wachstum im torffreien Segment. Doch seitdem ist viel passiert: Krieg in Europa, anhaltende Probleme bei Lieferketten und eine drohende Energiekrise. Ein Jahr, was es so vorher noch nie gab, bekräftigt auch Felix Krämer, der neue Vertriebsleiter bei Ziegler: „Es ist mehr als nur angespannt. Vor allem müssen wir schauen, dass sich die Situation nicht dramatisch verändert.“ Die Ängste der Bevölkerung schlagen sich auch in den Umsätzen nieder, wenn auch bisher nur leicht. „Wenn die Frage im nächsten Jahr ist ‚Kann ich in den Urlaub fahren oder bleibe ich Zuhause‘, dann werden wir die Krise hoffentlich wieder gut meistern können. Wenn die Frage aber ist ‚Kann ich Brötchen essen oder muss ich Brot kaufen, weil es günstiger ist, dann kauft auch keiner mehr Blumenerde. Die Entwicklungen sind einfach mit sehr vielen Unsicherheiten verbunden“, meint Krämer. So sei das Wachstum des torffreien Segments des Herstellers weiterhin stark und tendenziell auch weiter zweistellig, aber ein leichter Rückgang sei dennoch zu verzeichnen. Generell, so Krämer, sei eine Verlagerung erkennbar: Aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage würden mehr Verbraucher zu preiswerteren Produkten greifen – in den Preiseinstiegserden von Ziegler ist noch ein Torfanteil von 10 bis 30 Prozent zu finden. Die Betonung liege hier ganz klar auf „noch“, merkt der Vertriebsleiter an. Der Markttrend gehe weiterhin zu torffrei, dementsprechend verfolge Ziegler auch weiterhin seine Ausstiegsstrategie. „Von 100 auf Null, das machen die Kunden nicht mit“ – dementsprechend müsse man Schritt für Schritt reduzieren. Deshalb sollen im kommenden Jahr auch torffreie Erden im unteren und mittleren Preissegment von Ziegler auf den Markt kommen.
Das müsse man aber auch kommunizieren, was sich als Hersteller nicht leicht gestalte, so Krämer. Deshalb lege man bei Ziegler besonderen Wert darauf, mit den eigenen Kunden offen zu kommunizieren, damit diese die Informationen in den Märkten richtig weitergeben können. Generell ist er sich sicher, dass die Verbraucher mitwachsen. „Die Gärtner, die können das, die sind anpassungsfähig“, das merke man bereits jetzt: Probleme, die in der Anfangszeit des torffreien Segments noch teils spürbar waren, sind deutlich weniger geworden. Krämer sieht das als Zeichen, dass die Informationen zum anderen Umgang mit den Erden auch ankommen. Generell steht eine verstärkte Kundenkommunikation auf der Agenda von Krämer. „Ökonomie und Ökologie können auch zusammengreifen“, meint der Vertriebsleiter. Man müsse sich nur richtig aufstellen und das dann auch kommunizieren. So wird bei Ziegler so gut es geht nach dem „No-Waste-Prinzip“ gedacht, die Produktlinien ergänzen sich: Bei der Herstellung von Rindenmulch entstehen Absiebungen, diese werden wiederum zu Rindenhumus verarbeitet. Bleibt überschüssige Rinde zurück, kann diese in den eigenen Wärmekraftwerken verfeuert werden. Laut eigener Aussage produziert der Fertigungsstandort im bayrischen Plößberg schon jetzt mehr Energie als benötigt wird – vollständig aus erneuerbaren Energien.
Um aus dem Torf auszusteigen – insbesondere jetzt, da sich laut Krämer Verfügbarkeitsprobleme bei Torf aus dem Baltikum abzeichnen – braucht es Ersatzstoffe. Vielerorts wird auf Kokos gesetzt, was Krämer jedoch ablehnt: „Wir werden nicht Torf durch Kokos ersetzen, das wäre Schönrederei. Außerdem ist es ungeschickt, einen vermeidbaren Rohstoff zu verwenden.“ Stattdessen hat Ziegler vor etwa einem Jahr eine eigene Holzfaser auf den Markt gebracht, die Timpor Holzfaser Hydro. „Damit der Ausstieg klappt, muss man dem Verbraucher die Alternativen schmackhafter und leichter machen“, findet Krämer. Dafür habe es bisher an einem regional verfügbaren Rohstoff gefehlt, der jetzt aber erhältlich sei. Denn die Holzfaser werde zu 100 Prozent aus PEFC-zertifiziertem Holz gefertigt. Das ist vor allem machbar, da Ziegler möglichst regional sein Holz bezieht: aus Europas größtem Sägewerk in unmittelbarer Nähe, ebenfalls betrieben von der Ziegler-Gruppe. Der Holzpreis, so Krämer, habe zwar nachgegeben, dafür sei jedoch der Restholzpreis explodiert, der gesamte Holzmarkt sei nach wie vor sehr angespannt. „Die Preise müssen wir bezahlen, die müssen wir auch weitergeben, aber die Warenversorgung steht im Vordergrund“, versichert Krämer.
Denn die Holzfaser hat sich schnell zum Exportschlager bei Ziegler entwickelt: Während die schweren Erden hauptsächlich in Zentraleuropa vertrieben werden – mittlerweile auch von einem zweiten Standort in Rheinmünster direkt im Baden Airpark –, wird die leichte Holzfaser in der gesamten Branche gehandelt, auch nach Asien. Lange Transporte der Erden seien schließlich auch alles andere als nachhaltig, so Krämer, das hohe Gewicht wirke sich stark auf den CO2-Fußabdruck aus.