Seit eineinhalb Jahren arbeitet Soendgen Keramik unter dem Dach der Scheurich Group. Wie sieht Ihre Bilanz für die Marke Soendgen aus?
Schwinn: Wenn man es einmal auf die reinen Zahlen und Fakten reduziert, sind wir sehr zufrieden mit der Entwicklung in der Corona-Phase. Ob das unbedingt direkt mit dem Zusammenschluss der Unternehmen zusammenhängt, ist relativ schwer zu sagen. Insgesamt sind die Aussagen, die wir von unseren Partnern auf der ganzen Welt erhalten haben, äußerst positiv. Es gab ein bisschen Skepsis, dass die Marken sich vielleicht nicht so weiterentwickeln könnten, wie man sich das vorstellt, in verschiedene Richtungen und mit verschiedenen Schwerpunkten. Aber das sind wir auch strategisch-konzeptionell mit dem Marketing angegangen, dass wir die Eigenständigkeit, den Stallgeruch der Marken, weiterhin differenzieren wie bisher.
Rammo: Ein Zusammenschluss dieser Größenordnung ist natürlich auch mit Erwartungshaltungen verbunden, gerade vom Handel. Durch die Corona-Effekte mit Krankheitsausfällen einerseits und einer immensen Nachfrage andererseits mussten wir an alle Limits gehen. Durch zusätzliche Herausforderungen infolge des Ukraine-Krieges konnten wir die Erwartungen in diesen schwierigen Phasen nicht in allen Facetten erfüllen. Stand heute haben wir die von uns gewohnte hohe Lieferzuverlässigkeit aber wieder erreicht.
Haben sie klare Vorstellungen, wie sich das weiterentwickeln und auswirken wird?
Schwinn: Wir als Produzent, „Made in Germany“, wir sitzen ja mitten im Kernmarkt, wir haben damit keine grundlegenden Lieferkettenprobleme, das spielt uns natürlich in die Karten. Jetzt noch verstärkt, durch die hohen Frachtraten aus Asien, durch die Unsicherheit bei Lieferterminen und Fragen in Bezug auf die Nachhaltigkeit. Dass man Transportwege reduzieren möchte, stärkt unsere beiden Marken zusätzlich. Ohne Energieoptimierung und Energieeinsparung, wären wir auch nicht in der Position, in der wir heute sind. Das zeigt sich auch in unserem Nachhaltigkeitsbericht: Wir hatten eine starke Geschäftsentwicklung nach oben, trotzdem haben wir es geschafft, unseren Energieverbrauch mittels Innovationen und Investitionen zu senken.
Was werden für die Scheurich Group die nächsten Etappen sein, die Sie unter dem gemeinsamen Dach angehen wollen?
Rammo: Wir wollen der Category Partner mit den unterschiedlichen Materialen für den Retail-Bereich sein, sowohl Kunststoff als auch Indoor-Keramik. Jetzt geht es darum, sich in bestimmten Ländern als dieser Partner zu etablieren. Da haben wir gute Erfolge, weil wir durch die zwei Marken dieses Thema ganz anders spielen können. Da sind wir aktuell sicherlich in einer guten Position.
Schwinn: Man muss ja sehen: Die zwei Marken bleiben eigenständig, trotzdem werden mögliche Synergien systematisch genutzt: Flexibilisierung in der Produktion, Ausnutzung von Anlagen untereinander, Energieeinsparung, Know-how-Austausch, Benchmarking, zusammen einkaufen – das macht die Stärke der Gruppe aus.
Aber Kunststoffgefäße unter der Marke SK wird es nicht geben, oder?
Schwinn: Wenn der Kunde ohnehin schon Scheurich- und SK-Produkte hat, dann macht es natürlich keinen Sinn, das SK-Logo auf Kunststoffprodukte aufzubringen, die laufen weiter unter Scheurich. Kunststoff wird auf jeden Fall über beide Vertriebsorganisationen Retail und Professional angeboten.
Rammo: Das war unter anderem auch ein Grund für den Aufbau der Scheurich Group. Scheurich ist die bekanntere Marke. Auch im Outdoor-Bereich hat Scheurich um die zehn Jahre Vorsprung an Markenbekanntheit. SK bleibt als Marke für Keramik erhalten. Unser Grundgedanke war „1+1=3“, damit wir möglichst viel Kompetenz bündeln können.
Fortschritt durch Zusammenschluss
Zum 1. Januar 2021 haben sich die Keramikhersteller Scheurich und Soendgen zur heutigen Scheurich Group zusammengeschlossen. Dazu gehört außerdem die Scheurich-Tochter Formwerk (ehemals PP-Plastic) als Produzent von Kunststoff-Pflanzgefäßen. Die beiden Marken bleiben erhalten, ebenso die Keramikwerke in Kleinheubach (Scheurich), Adendorf und Gelsdorf (Soendgen) sowie das Kunststoffwerk in Neukirchen. Die Gruppe hat somit nun zwei Keramik-Marken sowie auch Kunststoffgefäße in ihrem Portfolio (1+1=3). Mit dem Zusammenschluss will man Synergien etwa bei der Entwicklung innovativer Technologien beispielsweise beim Energiemanagement, im Anlagenbau oder dem optimierten Einsatz von Verfahren und Kapazitäten nutzen. Die drei rechtlich selbständigen Einzelfirmen werden über eine gemeinsame Geschäftsführung der Scheurich-Group geleitet.