„Endlich wieder eine Möglichkeit zum direkten Austausch“ – das schätzten die Teilnehmer des Synlog-Tags. 
„Endlich wieder eine Möglichkeit zum direkten Austausch“ – das schätzten die Teilnehmer des Synlog-Tags. 

Synlog-Tag

Gemeinsam Grenzen überwinden

Der Synlog-Tag hatte in diesem Jahr vor allem die aktuellen Herausforderungen in der Lieferkette im Blick. Ein Weg, um Resilienz zu schaffen: Zusammenarbeit. 

„Ich bin froh, endlich wieder hier zu stehen“ – mit diesen Worten begrüßte Synlog-Geschäftsführer Markus Schering die Teilnehmer des Synlog-Tags in der Rohrmeisterei im nordrhein-westfälischen Schwerte. Der Saal war gut gefüllt und die Besucher motiviert, hatte die Logistikbranche doch in den vergangenen drei Jahren infolge der Pandemie wenig Möglichkeiten zum direkten Austausch. Der Wunsch, sich zum Plaudern und Netzwerken zu treffen sei nur menschlich, unterstrich Schering. Und auch in der DIY-Logistik sei der Mensch das Maß aller Dinge. „Ohne ihn geht nichts“, spannte Schering den Bogen zum Thema des Tages. Es sei wichtig, sich zusammenzusetzen und zu reden, umso mehr, wenn man sich die Herausforderungen anschaue, vor denen die Branche aktuell steht.

Synlog-Geschäftsführer Markus Schering hieß die Gäste willkommen.
Synlog-Geschäftsführer Markus Schering hieß die Gäste willkommen.

Diesen widmeten sich Matthias Moch und Julian Schmalz von der 4Flow AG im ersten Beitrag des Tages: Begrenzte Kapazitäten, schwankende Nachfrage, Schließung von Logistik- und Produktionseinrichtungen, Naturkatastrophen und Wetter- sowie andere Ereignisse, etwa die Blockade im Suezkanal oder der Krieg in der Ukraine, Kostensteigerungen, Ressourcenverfügbarkeit, Störungen in der Transportkette, Verzögerungen, Komplexität der Steuerung – die Liste der Probleme ist lang. Eine Lösung all dieser Hemmnisse könne man nicht liefern, merkten die Berliner Unternehmer an, jedoch könnten sie Denkanstöße geben. Wichtig sei es zunächst, sich auf die eigene Lieferkette zu fokussieren, denn diese könne man beeinflussen. Man müsse erst die Supply Chain und die eigenen Anforderungen verstehen, um mögliche Fehler zu identifizieren und bewerten zu können. Im zweiten Schritt sei ein Blick über den Tellerrand hilfreich. Was machen andere Unternehmen richtig? Moch machte sich zudem stark für das Concurrent Planning, ein Instrument, um die Lieferkette zu vernetzen. Das Denken in Silos sei nicht mehr angebracht, erklärte er.

Sein Kollege stellte aktuelle Trends in der Logistik vor: Als Antwort auf den Fachkräftemangel setzen viele Anbieter auf Automatisierung. Außerdem spiele das Thema Omnichannel, das derzeit den Handel bestimme, auch hier eine wichtige Rolle. Relevant, wenn auch schwierig, sei die Vorhersage der Transportbedarfe für die frühzeitige Kapazitätsplanung, ebenso alternative Transportkonzepte, Echtzeit-Tracking und eine dynamische Tourenplanung, teilweise durch künstliche Intelligenz unterstützt. Zur Reduktion der Kosten soll zudem ein aktives Netzwerkmanagement beitragen. Auch Kooperationen seien wichtig, antworteten die Experten auf eine Rückfrage aus dem Publikum – zum Beispiel bei der Laderaumbeschaffung, bei Containertransporten, aber auch, wenn man als Player zu klein sei, etwa in Form einer Einkaufskooperation.

Zahlreiche Besucher waren zu dem Branchentreff in Schwerte gekommen.
Zahlreiche Besucher waren zu dem Branchentreff in Schwerte gekommen.

In eine ähnliche Richtung ging auch der Input der Seefracht-Experten von XStaff, Kevin Feuser und Antonios Rigalos. „Was der Einzelne nicht schaffen kann, erreichen wir als Gemeinschaft“, betonte Rigalos. Die Netzwerkorganisation verhandelt Transport- und Logistikservices und bündelt Volumen. Er berichtete von der aktuellen Lage im Transportmarkt über Wasser. Infolge der Pandemie sei die Nachfrage zunächst zurückgegangen, man brauchte weniger Schiffe und habe einige zurückgestellt. Als dann die Bedarfe sprunghaft anstiegen, wurden sie wieder gebraucht. Das führte dazu, dass Transportkapazitäten und Container knapp wurden. Zudem seien aufgrund des Krieges in der Ukraine Energiekosten massiv gestiegen und die Verfügbarkeiten von Fahrern seien begrenzt. Die hohe Inflation verschärfe die Unsicherheit weiter. Hinzu kamen Hafenschließungen, vor allem aufgrund der Zero-Covid-Strategie der chinesischen Regierung. Nun würden die Häfen wieder geöffnet. Er glaube aber nicht an einen Ketchup-Effekt, beruhigte Rigalos die Teilnehmer. „Es wird nicht das Chaos aus dem vergangenen Jahr geben. Trotzdem bleibt die Lage angespannt.“ Er machte weitere Prognosen für die Jahre 2022 und 2023: Hafenüberlastungen, Laderaummangel und der steigende Ölpreis würden die Branche weiter begleiten und auch die hohe werde Nachfrage bleiben.

Stefan Hohm, CDO von Dachser, gab einen Überblick über die Maßnahmen, die der Logistikdienstleister aktuell umsetzt.
Stefan Hohm, CDO von Dachser, gab einen Überblick über die Maßnahmen, die der Logistikdienstleister aktuell umsetzt.

Stefan Hohm, CDO von Dachser, lenkte den Blick auf die Straße. Bei dem Logistikdienstleister und langjährigen Synlog-Partner sei derzeit viel los. So arbeite man in Kooperation mit dem Fraunhofer IML beispielsweise an der Frage, wie sich Wechselbrücken orten lassen. Dafür wurden rund 7.000 Wechselbrücken mit Smart Tracking Devices ausgestattet, die sich über ein Solarpanel aufladen. Am 1. September dieses Jahres sollen sie live gehen. Ein weiteres wichtiges Thema sieht das Unternehmen im Citizen Development. Damit sollen die eigenen Mitarbeiter befähigt werden, ihre Ideen aktiv einzubringen. Zusammen mit Smapone wird ihnen eine Oberfläche geboten, über die auch Laien Apps entwickeln können. So seien bereits tolle Projekte entstanden, etwa die Pocketalks, die Sprachbarrieren überbrücken sollen. Darüber hinaus setzt Dachser auf technologische Innovationen. Mithilfe von künstlicher Intelligenz soll eine Software zum Beispiel bei eingehenden Anfragen vorsortieren können, ob es sich um einen privaten oder einen gewerblichen Kunden handelt. In seinen Warehouses setzt das Unternehmen auf fahrerlose Transportsysteme und bei der Zustellung auf E-Lkw. „Wir glauben, dass die Distribution im Nahverkehr in Innenstädten bis 2030 komplett batterieelektrisch sein wird“, betonte Hohm. Außerdem gehe die Entwicklung in Richtung Brennstoffzellentechnologie.

Die Welt ist deutlich komplexer geworden und die Probleme weniger greifbar
Torsten Winter, Leiter Bauhaus Gesamtlogistik

„Die Welt ist deutlich komplexer geworden und die Probleme weniger greifbar“, stellte Torsten Winter, Leiter der Gesamtlogistik von Bauhaus, in seinem Vortrag fest. Am Beispiel eines Konzepts von Humex Consulting fasste er aktuelle Fragestellungen zusammen: VUCA steht demnach für Volatitität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit. Nach Meinung einiger Experten komme es häufig vor, dass Führungskräfte vor diesem Hintergrund versuchten, die Kontrolle zu behalten und damit aber nur mehr Komplexität schafften. „Die Kunst ist, es einfach zu halten.“ Was könne man tun, fragte Winter. „Schauen wir uns doch einmal an, was andere Lebewesen machen, zum Beispiel Ameisen. Sie kooperieren“, führte er aus. Man müsse das Lagerdenken aufgeben, zusammenhalten und füreinander einstehen. Man brauche Visionen, müsse Ziele definieren. „Doch das können wir auch gemeinsam tun“, spornte er das Publikum an. Es sei wichtig, die Zweifler mitzunehmen und einzubinden sowie eine gesunde Fehlerkultur zu schaffen. „Lassen Sie uns zusammen die Grenzen überwinden“, sagte der Handelsexperte abschließend. Schering stimmte ihm zu. „Bevor wir Transportmengen bündeln, müssen wir erst einmal Interessen bündeln“, regte er an. „Es fängt im Kopf an.“

Torsten Winter, Leiter der Gesamtlogistik von Bauhaus, regte an, sich die Arbeitsweise von Ameisen zum Vorbild zu nehmen.
Torsten Winter, Leiter der Gesamtlogistik von Bauhaus, regte an, sich die Arbeitsweise von Ameisen zum Vorbild zu nehmen.

Seine Rolle als das „letzte Glied in der Kette“ unterstrich der Paketdienstleister GLS. Director IT für Deutschland, Dr. Martin Hermesch, sprach über die Folgen der Corona-Pandemie. „In unserer vernetzten Wirtschaft ist nahezu jedes Unternehmen von den aktuellen Problemen betroffen. Wenn dann auch noch die Paketzustellung versagt, ist das umso schlimmer.“ Um in gesundheitlicher Hinsicht intern vorzusorgen, baute GLS daher kurzerhand eigene Testcentren auf, war mit einem Impfmobil unterwegs und beschaffte Desinfektionsmittel, Tests und Masken. Außerdem richtete der Dienstleister seinen Fokus stärker auf den Endkunden. „Wir müssen Konsumenten anders ansprechen. Dafür ist es wichtig, zu verstehen, wer der Onlineshopper ist und welche Anforderungen er hat“, erläuterte er mit Blick auf neue Trends wie Seamless Retail, Nachhaltigkeit, Sicherheit und die steigende Nachfrage nach Click & Collect im DIY-Bereich. Ein Produktteam bei GLS vermesse den Kunden genau und leite daraus neue Strategien ab. So biete man inzwischen unter anderem eine minutengenaue Sendungsverfolgung an, das Real Time Tracking. „Die Kunden tracken nicht ein Paket, sondern ein Produkt“, so Hermesch weiter. Das Unternehmen setzt darum in der Konsumentenansprache auf Emotionalität und Storytelling.

Der Paketdienstleister GLS setzt in der Endkundenkommunikation auf Emotionalisierung. 
Der Paketdienstleister GLS setzt in der Endkundenkommunikation auf Emotionalisierung. 

Ulrich Weikert von Einhell gab Tipps, wie man die eigenen Lieferketten belastbarer gestalten kann. Wichtig dafür sei es, sie fortlaufend neu zu bewerten, zu optimieren und zu überwachen. Etwa bei dem gern zitierten Satz „Think global, act local“. „Wir denken schon global“, sagte er, „aber das ist nicht genug.“ Bei einer Ausschreibung müsse man beispielsweise darauf achten, nicht nur die großen Anbieter der Branche wie Dachser, sondern auch lokale, kleinere Unternehmen einzubinden. Ein weiterer Tipp „Regionale Lagerkonzepte mit kurzen Transportwegen machen die Lieferkette belastbarer.“

Oliver Püthe, Lead Industry Engagement der GS1 Germany GmbH stellte die Vorteile der Umstellung auf digitale Lieferscheine heraus. „Auch im Jahr 2022 werden noch alle Lieferungen mit Lieferscheinen in Papierform abgewickelt“, brachte er die Zuhörer auf den aktuellen Stand. Der Rücklauf dauere damit in der Regel sieben bis zehn Tage und das Papierhandling sei erheblich. Dieser Problematik habe sich eine Gruppe aus Herstellern, Händlern und Logistikern angenommen und neue Prozesse definiert. Entstanden ist eine zentrale Cloud-Plattform, in der Lieferscheine abgelegt, angesehen und durch zusätzliche Informationen angereichert werden können. Die Quittierung erfolgt digital, zum Beispiel per Tablet. Die Daten sind per Scannen eines QR-Codes abrufbar. Im April hat GS1 mit der Realisierung des Projekts begonnen.

Wir lassen Sie nicht im Regen stehen
Markus Schering, Geschäftsführer Synlog

Nach jedem Vortrag erhielten die Redner vom Gastgeber je einen Schirm. Ganz nach dem Motto „Wir lassen Sie nicht im Regen stehen“, wie Schering zusammenfasste. So war denn auch sein Resümee des Tages: „Keine Panik! Das Wichtigste ist, dass wir ins Gespräch kommen und im Gespräch bleiben. Lasst es uns gemeinsam machen. Wenn nicht jetzt, wann dann?“

Synlog …

… ist eine gemeinsame Initiative des Herstellerverbands Haus & Garten und des Industrieverbands Garten (IVG). Ihr Ziel ist die Optimierung der Lieferanten-Logistik für die DIY-, Bau- und Gartenbranche in Deutschland und Europa. Als übergreifende Plattform synchronisiert Synlog die logistischen Anforderungen der teilnehmenden Unternehmen mit den Kompetenzen und Kapazitäten seiner Logistikpartner. Dadurch sollen die immer komplexeren Lieferketten transparent, effizient und sicher gestaltet werden.

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