Wenn ich mir die statistischen Zahlen anschaue, Herr Hornbach, dann kann man bei Ihrem Unternehmen in den vergangenen 30 Jahren fast ein Lineal drauflegen, wenn man die Statistiken graphisch umsetzt. Es ist fast eine gerade Linie: Zufall oder Strategie?
Albrecht Hornbach: Wachstum gehört dazu und hat unser Unternehmen und unsere Kultur auch ziemlich geprägt. In Anbetracht der Marktsättigung ist das Wachstum jetzt etwas moderater geworden, als es in den Anfängen war. Reines Wachstum ohne neue Ideen, ohne neue Konzepte ist daher nicht mehr angesagt, zumindest in Deutschland nicht. Im Schnitt eröffnen wir fünf neue Standorte im Jahr. Das ist immer noch recht anspruchsvoll und bedeutet, dass wir auch mit unserer Verkaufsfläche nach vorne kommen. Wobei das ja nicht alles ist. Es gibt noch andere Statistiken, die zeigen, dass wir auch ein Wachstum auf bestehender Fläche haben. Das halte ich für sehr, sehr wichtig. Gleiches gilt für unser Wachstum im Onlinebereich.
Ist es heute strategisch schwerer als früher, Wachstum zu planen?
Erich Harsch: Ich persönlich habe noch nie Wachstum geplant, sondern immer das, was mir als vernünftige und sinnvolle Verbesserung für die Kunden erschienen ist. Man sollte immer darauf schauen, wie man die besten Entwicklungsschritte tun kann. Wenn man sich dem Wachstum geistig unterordnet, dann kann es einem ergehen wie Schlecker, der wie verrückt expandiert hat und gewachsen ist bis zu 11.000 Läden. Er hat seine Unternehmensexistenz daraus geschöpft, dass er immer wieder neue Standorte erschlossen hat und sich damit von den Industriebeiträgen sein Wachstum finanziert. Das war aber weder produktiv noch sinnvoll. Deshalb bin ich ein Freund davon, nicht Wachstum zu planen, sondern sich immer zu fragen, was die Zukunftschancen sind und in welche Richtung man sich weiterentwickeln will. Wenn man das gut macht, dann besteht eine gute Chance, dass der Erfolg folgt und somit Wachstum entsteht.
Was ich bei Ihnen heraushöre, ist, dass Wachstum eine gewisse Janusköpfigkeit hat. Es ist an sich kein Wert, es ist ein Ergebnis.
Harsch: Genau. Es ist betriebswirtschaftlich fast schon eine Notwendigkeit, sich ein gewisses Wachstum zu erarbeiten. Aber nicht dadurch, dass man sich das Wachstum verschafft, sondern dadurch, dass man besser wird und deswegen wächst. Wenn es gerade im filialisierten Einzelhandel einmal rückwärtsgeht, dann wird es oft wegen des hohen Fixkostenanteils ziemlich problematisch, weil man diesen nicht so schnell verringern kann, wie…